Eisige Naehe
ich Reihenhäuser schon immer gehasst habe, ich hätte zumindest versucht, es bis zu einem Bungalow zu schaffen. Ich verstehe trotzdem nicht, was du mit dieser Frage bezweckst. Du hast mich in den folgenden Jahren weitervermittelt, und ich habe mein Bestes gegeben.« »Ich weiß. Aber ich hätte dich niemals weitervermittelt, hätte es dafür nicht einen Grund gegeben oder, besser gesagt, einen Auslöser. Glaub mir, es hatte nichts mit Dankbarkeit zu tun, sondern es steckte etwas anderes dahinter.« Sie stockte, senkte den Blick und schien für einen Augenblick weit weg zu sein. Mit einem Mal sah sie Schmidt direkt an, es war ein trauriger Blick. »Als ich alles geplant hatte, dachte ich, mir könne nichts passieren. Dabei hatte ich einen wesentlichen Punkt nicht berücksichtigt, nämlich die exzellenten Beziehungen meines Mannes ... Möchtest du auch etwas trinken? Ich habe eine ganz trockene Kehle. Ein Glas Wasser?« »Ja. Warte, ich hole es.« Schmidt stand auf - er war splitternackt -, ging drei Schritte zu einem Schrank und holte eine Flasche Wasser und zwei Gläser heraus. Er schenkte ein und reichte Sarah ein Glas.
»Danke«, sagte sie und trank. »Natürlich wurde ich von der Polizei mehrfach verhört, und schließlich war für die klar, dass ich nichts mit seinem Tod zu tun hatte. Nicht lange danach standen zwei Beamte vom Verfassungsschutz bei mir auf der Matte und befragten mich nach Manfreds Tod. Sie wollten wissen, ob ich eine Vorstellung hätte, wer hinter seiner Ermordung stecken könnte. Sie wüssten zwar, dass ich ihn nicht selbst umgebracht habe, aber sie wüssten genauso gut, dass er eine Menge Feinde hatte und ich doch sicherlich Namen nennen könne, denn gerade als Ehefrau bekomme man doch so einiges mit. Natürlich nannte ich ihnen Namen von Menschen, die meinem Mann nicht wohlgesinnt waren, was hätte ich auch sonst tun sollen, aber einer der beiden blieb misstrauisch. Das Schlimme war, ich kannte diesen Typen schon, da er des Öfteren bei uns zu Hause gewesen war. Und ich merkte natürlich auch, dass er sich in mich verguckt hatte.«
Sie ließ ihre Finger über die Brust von Hans Schmidt gleiten und küsste ihn kurz auf den Mund. Er lag auf dem Rücken, die Bettdecke bis zum Bauchnabel hochgezogen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und blickte zur Decke. Er reagierte kaum auf die Berührung. »Tja, dieser Mann stand am nächsten Abend ohne seinen Partner vor meiner Tür. Ich ließ ihn eintreten und bot ihm etwas zu trinken an, ich redete und redete und redete, weil ich nicht hören wollte, was er zu sagen hatte, denn ich wusste, weshalb er gekommen war. Er wartete geduldig, bis ich keine Gesprächsthemen mehr fand. Ich erinnere mich noch genau, wie er sich nach vorn beugte, die Hände faltete und mich mit seinen graublauen Augen fixierte. Er sagte: >Frau Schumann, Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze. Es gibt etwas, worüber ich mit Ihnen unter vier Augen sprechen muss, deshalb bin ich heute Abend auch ohne meinen Partner gekommen. Um es kurz zu machen: Ich weiß, dass Sie Ihren Mann umbringen ließen, aber ich kann es nicht beweisen. Doch ich kann eins tun, ich kann Beweise präsentieren, die Sie für den Rest Ihres Lebens hinter Gitter bringen. Ich denke, Sie verstehen, was ich meine.<«
Sarah Schumann trank den Rest Wasser und schenkte sich nach. Sie wischte sich mit einer Hand über die schweißnasse Stirn, obwohl es nicht sonderlich warm im Schlafzimmer war.
»In dem Moment ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Ich wusste, ich würde aus dieser Nummer nicht mehr rauskommen, denn er hatte mich in der Hand. Selbst wenn ich unschuldig gewesen wäre, hätte er alle Macht der Welt gehabt, mir getürkte Beweise unterzujubeln. Er machte mir dann noch einige Komplimente, wie schön ich sei und dass er mich schon vom ersten Blick an gemocht habe und sich stets eine Frau wie mich gewünscht habe. Doch es war, als würden seine Worte aus unendlicher Ferne zu mir dringen. Nach einer Weile kam er wieder auf das eigentliche Thema zurück und sagte mit ziemlich scharfer Stimme, es gäbe für mich nur eine einzige Möglichkeit, dem Gefängnis zu entkommen: Ich müsse ihm den Namen desjenigen verraten, der den Mord begangen hat.«
Als sie nicht weitersprach, fragte Hans Schmidt: »Wie heißt der Mann?«
»Nicht jetzt, später. Plötzlich war ich wieder ganz klar im Kopf. Mir wurde bewusst, dass da mehr dahintersteckte, als nur einen Killer dingfest machen zu wollen. Ich fragte ihn, warum er
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