Eisige Naehe
suchen. Fragt sich nur, ob Albertz das so recht wäre, wenn wir beide nicht mehr zusammenarbeiten würden. Also, halt den Rand und sperr die Ohren auf. Drei unserer Leute sind umgelegt worden ...« »Du weißt doch gar nicht, ob Bernhard umgebracht worden ist«, warf Müller ein. »Der hat's doch schon länger mit dem Herzen gehabt und ...«
»Und was? Du willst mir doch nicht weismachen, dass du an Zufälle glaubst! Vier Tote in vier Tagen! Nee, mein Lieber, das ist kein Zufall. Stellt sich nur die Frage, wer der Mörder ist und wo wir ihn finden.« »Da gebe ich dir recht. Ich glaube allerdings nicht, dass der Auftragskiller unser Mann ist. Warum sollte er das tun? Er hat keinen Grund, schließlich arbeitet er seit Jahren für uns und verdient sich dumm und dämlich. Es sei denn, er hat die Seiten gewechselt. Dann frage ich mich allerdings, für wen er jetzt arbeiten könnte. Es kann ja nur das Organisierte sein, aber auch die zahlen nicht so gut wie wir.«
»Woher willst du wissen, wie gut wir zahlen? Ich habe keinen blassen Schimmer, was der pro Auftrag kriegt.« »Wenn unsere Konten schon so gut gefüllt sind, dann hat er bestimmt zehn- oder zwanzigmal so viel. Oder sogar mehr. Nein, ich bleibe dabei, er ist es nicht, man will uns aber glauben machen, dass er es ist. Kannst du mir folgen?«
»Schon. Bloß, keiner hat ihn je zu Gesicht bekommen, und das macht mich stutzig. Aber okay, schauen wir uns die Bänder an und lassen Albertz entscheiden, was zu tun ist.«
»Sehr klug, Charly Friedmann. Irgendwann kommt auch unsere Zeit, wir müssen uns nur in Geduld üben, und das haben wir in der Vergangenheit doch schon des Öfteren getan. Unsere sündhaft teure Ausbildung beim Mossad darf nicht umsonst gewesen sein.«
Friedmann lachte auf und gab Müller recht. »Stimmt, wir haben schon ein paarmal unter Beweis gestellt, wie gut wir sind. Manchmal gehen mit mir einfach die Gäule durch.« Sie fuhren auf den Parkplatz, stiegen aus und begaben sich in den zweiten Stock, durchschritten einen langen Gang, von dem eine unscheinbare Tür ohne Namensschild abging. Müller klopfte kurz an und trat nach Aufforderung mit Friedmann ein. Albertz war in Akten vertieft, er blickte kurz auf, las weiter, schlug die Mappe zu und gab den beiden mit einem Handzeichen zu verstehen, dass sie sich setzen sollten. »Was gibt's?«
»Bernhard ist nicht mehr«, antwortete Friedmann trocken.
»Ich weiß«, sagte Albertz mit unbeweglicher Miene. »Ich habe es vor zehn Minuten erfahren. Ein Dieter Uhlig liegt in der Rechtsmedizin im Kühlfach. Ich weiß nur nicht, wann, wo und wie es passiert ist. Klärt mich auf.« »Gestern Abend in der Tiefgarage vom Steigenberger. Über das Wie haben wir auch keine Infos. Dafür haben wir die Überwachungsbänder von der Lobby und der Tiefgarage. Bernhard ist meiner Meinung nach ermordet worden. Sag uns, was wir tun sollen, und ...« »Zieht euch die Bänder rein und seht nach, ob ihr außer Bernhard ein bekanntes Gesicht erkennt...« »Hamilton, mit dem Bernhard sich treffen wollte, hat gestern Abend ausgecheckt. Das kann ja wohl kein Zufall sein«, bemerkte Friedmann.
»Hamilton ist eine unternehmerische Größe, in jeder Hinsicht. Er wurde von uns bis in den Mutterleib durchleuchtet, der Mann ist absolut sauber. Na ja, sauber nach unserem Verständnis. Vergesst ihn, es muss jemand anderes ...«
»Wenn ich dich unterbrechen darf: Peter und ich haben vorhin überlegt, ob unser Mann die Seiten gewechselt haben könnte. So was macht einer wie er aber nur, wenn die Kohle stimmt. Was verdient so ein Auftragskiller?« Albertz schürzte die Lippen. »Wenn du wissen willst, was wir ihm zahlen, muss ich dich enttäuschen, diese Zahlen sind top secret. Aber glaub mir, der Mann ist durch uns reich geworden. Sehr reich. Da müsste schon jemand ein Wahnsinnsangebot hinlegen. Doch wofür? Es ergibt keinen Sinn, denn er liquidiert grundsätzlich nur Leute aus den oberen Etagen von Politik und Wirtschaft, und damit ist er nicht mit gewöhnlichen Auftragskillern zu vergleichen. Sollte das OK Interesse an ihm bekundet haben, dann frage ich mich außerdem, woher sie seine Kontaktdaten haben. Dann müsste es eine undichte Stelle innerhalb unseres Zirkels geben, meines Wissens kennen jedoch nur drei Personen seine Kontaktdaten, und einer dieser drei ist tot.«
»Und wenn er von sich aus den Kontakt zu anderen Organisationen gesucht hat?«, fragte Müller. »Auch hier wieder die Frage: Warum sollte er? Wir sind die
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