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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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...« »Etwa halb zehn? Was sagt Frau Bruhns denn?« »Sie hat die Sendung nicht gesehen, wie sie uns versicherte. Darf ich fortfahren?« »Bitte.«
    »Danach scheint er sich gleich verabschiedet, in seinen Hubschrauber gesetzt zu haben und nach Schönberg gedüst zu sein oder besser nach Holtenau und von dort mit dem Wagen nach Schönberg. Davon gehen wir jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt aus ...« »Woraus schließen Sie das?«
    »Aus der Untersuchung, die Professor Jürgens am Tatort durchgeführt hat. Demzufolge wurden Bruhns und seine junge Begleiterin zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens getötet. Kann natürlich auch sein, dass er vorher noch woanders war, das halte ich jedoch für eher unwahrscheinlich. Geben Sie uns ein paar Stunden, dann wissen wir sicher mehr. Wie gesagt, wir haben zwei Tote vorgefunden, aber keinen Abschiedsbrief oder sonst etwas, was uns in irgendeiner Form einen Hinweis geben könnte, dass es sich nicht um Mord handelt, auch wenn Professor Jürgens Schmauchspuren an Bruhns' Hand gefunden hat. Geben Sie uns doch freundlicherweise die Gelegenheit, erst einmal die Dinge zu analysieren.«
    »Moment, nicht so schnell. Was heißt das, Schmauchspuren an Bruhns' Hand?«
    »Fragen Sie Professor Jürgens, er hat das noch am Tatort festgestellt. Uns gegenüber hat er angedeutet, dass er die Schmauchspuren für inszeniert hält, so wie der ganze Tatort eine einzige große Inszenierung ist, wie auf den Fotos unschwer zu erkennen ist. Da hat jemand ganze Arbeit geleistet, und es scheint ihm eine diebische Freude bereitet zu haben, das alles so herzurichten.« »Herr Henning, Sie und ich wissen, dass Bruhns nicht irgendwer war, sondern eine der bekanntesten Persönlichkeiten Deutschlands. Fragen Sie irgendjemanden da draußen, wer unser Außenminister ist, die meisten werden es Ihnen nicht sagen können, weil es sie nicht interessiert oder weil sie Steinmeier und Steinbrück verwechseln. Aber fragen Sie nach Bruhns, jeder kennt ihn, die letzten Umfragen haben gezeigt, dass über neunzig Prozent aller Deutschen ihn kennen. Ob man ihn mag oder nicht, tut dabei nichts zur Sache. Es geht darum, schnellstmöglich den Täter zu finden und ihn der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.«
    »Frau Santos und ich werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den Fall so schnell wie möglich aufzuklären, aber Sie müssen uns schon die Gelegenheit geben, in Ruhe zu arbeiten.«
    »Selbstverständlich.« Rüter zupfte an seiner Krawatte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und da war wieder für den Bruchteil einer Sekunde dieses süffisantarrogante Lächeln. »Und zwar genau eine Woche lang. In einer Woche will ich wissen, wer hinter dieser Wahnsinnstat steckt, oder zumindest, wer in die engere Wahl gekommen ist. Wie ich gegenüber Herrn Harms bereits betonte, soll es Ihnen an Personal nicht mangeln. Bilden Sie noch heute die Soko Bruhns, dreißig Mann sollten fürs Erste ausreichen.«
    Henning atmete dreimal langsam ein und wieder aus, um nicht die Beherrschung zu verlieren, danach sagte er so ruhig, wie es ihm möglich war: »Herr Rüter, wir sind hier nicht im Variete, sondern bei der Polizei. Wir zaubern keine Kaninchen aus dem Hut, und schon gar keine Mörder ...«
    »Von Zaubern hat auch keiner gesprochen, ich rede von gezielten Ermittlungen. Bruhns hatte eine Menge Feinde, wobei ich davon ausgehe, dass er sich einen dieser Feinde erst kürzlich geschaffen hat.«
    Henning lachte auf, schüttelte den Kopf und sprang auf. »Verzeihen Sie, Herr Rüter, aber ob es sich um einen Feind handelt, den er schon lange oder erst seit kurzem hatte, ist hypothetisch, und wir wollen uns doch nicht auf Hypothesen stützen, sondern Fakten schaffen. Es kann sich genauso gut um jemanden handeln, der seit langem nur auf die Gelegenheit gewartet hat, die sich ihm letzte Nacht dann bot. Außerdem haben wir von Frau Bruhns eine Liste mit sieben Namen erhalten, die wir schnellstmöglich überprüfen werden, angeblich alles Leute, die nicht gut auf Bruhns zu sprechen waren. Vielleicht finden wir ja schon dort den Täter oder den Auftraggeber, denn es kann sich genauso gut um einen Auftragsmord gehandelt haben.« »Nun, ich will Ihnen nicht vorschreiben, wie Sie zu ermitteln haben, es ist mir auch ziemlich gleich, ich will lediglich einen Erfolg vorweisen können. Ich darf Sie daran erinnern, die meisten Ermittlungen beginnen mit Spekulationen, Theorien und Hypothesen. Allmählich wird sich dann ein Muster

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