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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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manchen älteren Gardisten der Fall gewesen war. Sie waren nur noch dunkle Todesmaschinen, die mit unerschütterlicher Hingabe den Befehlen ihrer Führer folgten.
    „Nur ein Jahr.“ Sie beugte sich weit vor und griff nach seinem Pullover. „Wie lange sind Sie denn Pfeilgardist gewesen?“
    Er musste unwillkürlich die Knie geöffnet haben, um ihr Platz zu machen. Nur eine kleine Bewegung und er hätte ihr die Hände auf die Hüften legen können. Er kämpfte die Versuchung mit der harten Wahrheit nieder. „Zwischen achtzehn und sechsundzwanzig. Acht Jahre.“ Aber seine Ausbildung hatte bereits im Alter von zehn begonnen, nachdem er das erste Mal getötet hatte.
    Brenna ließ den Pullover los und strich mit der Hand ganz leicht über Judds Wange. Er sah ihr in die Augen, wie immer fasziniert von den eisblauen Zacken, die ihre Pupillen umgaben. Für ihn waren sie nie Narben gewesen, sondern ein Symbol ihrer Stärke. Die meisten Leute wären verrückt geworden, wenn man mit solcher Gewalt in ihr Gehirn eingedrungen wäre.
    „Wie haben Sie es angestellt?“, fragte sie und legte ihre Hand wie unabsichtlich auf sein Schlüsselbein. „Was haben Sie getan, um Jax nicht länger als ein Jahr einnehmen zu müssen?“
    Die flüchtige Berührung seiner Wange hatte eine Dissonanz ausgelöst, aber es war nur ein leichter Schmerz gewesen. Leicht zu ertragen für jemanden, dem man beigebracht hatte, selbst unter den unmenschlichsten Foltern nicht zusammenzubrechen. „Nach sieben Monaten wurde mir klar, was Jax mit mir machte.“ Er hatte natürlich gewusst, dass man seiner Bitte, damit aufzuhören, nicht nachkommen würde, denn Jax stellte seinen Führern eine gehorsame und tödliche Armee zur Verfügung. „Meine Fähigkeiten sind eher selten, ich gehöre einer besonderen Kategorie an.“ Die sie noch nicht kannte. Sobald sie herausfinden würde, dass er ein TK-Medialer war, würde sie ihn derselben Gruppe wie Santano Enrique zuordnen: einer Clique von Mördern. Obwohl er es für notwendig hielt, Brenna auf Distanz zu halten, wollte er doch nicht, dass sie ihn so sah. Wie ein Speer schoss der Schmerz in seinen Kopf – die Dissonanz hatte die zweite Stufe erreicht. „Deshalb konnte niemand meine Aussagen überprüfen.“
    Sie strich ihm eine Strähne aus der Stirn, und ihre Haut fühlte sich so zart, so ganz anders als seine an. „Sie haben gelogen.“
    „Ja. Ich habe unter Jax absichtlich Fehler begangen.“ Hatte zum Beispiel bei seiner Art des Mordens nicht genügend Druck angewendet, um wirklich den Tod herbeizuführen. „Außerdem habe ich ihnen erzählt, ich würde träumen.“
    „Träumen?“ Auf ihrer Stirn erschienen steile Falten. „Was ist denn daran falsch?“
    „Mediale träumen nicht.“ Träumen war ein Defekt. Bei ihm hatte es in der Kindheit begonnen, aber das war, bevor sich seine schrecklichen Fähigkeiten gezeigt hatten, und es waren andere Träume gewesen als heute.
    Brenna umklammerte mit ihrer Hand seine Schulter. „Selbst im Schlaf gibt es keine Freiheit.“
    „Nein.“ Er hätte gerne ihr Haar berührt, es sah so seidenweich aus. Die Dissonanzreaktion wurde noch stärker, war aber immer noch nichts im Vergleich zu dem, was er als Zehnjähriger erduldet hatte, nachdem man ihn der Obhut der Ausbilder im Trainingslager für Spezialeinheiten übergeben hatte. Sie hatten ihn festgebunden, Elektroden an den empfindlichsten Körperteilen befestigt und ihm beigebracht, was Schmerzen waren.
    Nach nur einer Woche hatte er bereits gelernt, nicht mehr zu schreien, nach weiteren fünf war er auch nicht mehr ohnmächtig geworden. Als er elf wurde, konnte er völlig regungslos zusehen, wie man ihm den Arm brach. „Mein Plan hatte Erfolg – sie hörten auf, mir Jax zu geben.“ Sie hatten auch andere, die über ähnliche Fähigkeiten verfügten, aus dem Programm genommen. Interessanterweise hatte keiner von ihnen darum gebeten, wieder aufgenommen zu werden.
    „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin.“
    Er antwortete nicht, etwas anderes schien seine Aufmerksamkeit zu fesseln.
    „Sie starren mich an“, beschwerte sich Brenna kurz darauf, eine leichte Röte auf den Wangen.
    „Das tut mir leid.“ Im Schein der Laz-Flammen hatte ihre Haut das weiche Weiß von Porzellan, ihre Haare schimmerten golden, und ihre Augen schienen von innen zu leuchten. „Sie starren aber ebenfalls.“
    Sie errötete noch mehr. „Ich kann nichts dagegen tun. Sie sind so schön, so vollkommen.“
    Das

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