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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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„Ihre Haare müssten geschnitten werden.“ Er hatte sie immer militärisch kurz getragen.
    „Ich werde sie heute Abend abrasieren.“
    „Tun Sie das nicht. Mir gefällt es in dieser Länge besser.“ Es fiel ihm in den Nacken, war gerade lang genug, dass sie mit den Fingern hindurchfahren konnte.
    Er sah ihr in die Augen. Die Zeit blieb kurz stehen, während sie die langen Strähnen auf seiner Stirn nach oben schob. „Ich könnte nur die abschneiden, die Ihnen in die Augen fallen.“
    „In Ordnung.“
    Bei dieser Zusage wurde ihr ganz flau im Magen, ihre Schutzmauern brachen ein. „Was halten Sie von einem Spaziergang?“ Sie wollte sich nicht mit Riley auseinandersetzen, der sicher bald auftauchen würde, um sie für ihren Ausbruch zu beschimpfen. Sie verstand nicht, warum Judd ihn bisher noch nicht erwähnt hatte. Aber schließlich war er schon den ganzen Tag nicht ganz er selbst gewesen.
    Er drückte ihr die Eisbeutel in die Hand. „Ziehen Sie einen Mantel an. Es ist bereits dunkel.“
    „Und was ist mit Ihnen?“ Seine muskulösen Unterarme zogen ihre Blicke auf sich. Sie spürte so großes Verlangen, ihn zu streicheln, dass sie sich kaum noch zurückhalten konnte. Warum hatte er nicht dasselbe Bedürfnis?
    „Ich hole meine Jacke und treffe Sie an der Tür zum Garten.“
    Zehn Minuten später gingen sie unter aller Augen Seite an Seite durch die weiße Zone ins innere Grenzgebiet – hoffentlich verstanden ihre Brüder den Wink.
    Judd führte sie an einen Ort, an dem sie ungestört waren, und blieb stehen. „Worüber wollten Sie mit mir sprechen?“
    Es überraschte sie nicht, dass er den wirklichen Grund für diesen Ausflug kannte. Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm. Judd lehnte sich gegenüber an einen Baum, schien mit der abendlich dunklen Sierra zu verschmelzen.
    „Ich bringe meine Familie durcheinander“, bekannte sie. „Haben Sie gestern die Gesichter von Drew und Riley gesehen? Sie haben Angst, mich zu verlieren.“ Dass sie in den Wahnsinn abglitt.
    „Sie sind erwachsen. Sie werden schon damit fertig.“
    „Wirklich? Schauen Sie sich doch nur an, wie sie jedes Mal ausrasten, wenn ich meine Unabhängigkeit beanspruche.“ Das war die Kehrseite ihrer unbedingten Loyalität, ihr Beschützerinstinkt konnte zerstörerisch wirken.
    „Sie sorgen sich um Ihre Sicherheit.“
    Sie starrte ihn ungläubig an. „Sie ergreifen Partei für die beiden?“
    „In diesem Fall kann ich Ihren Brüdern nur zustimmen. Man muss Sie vor Ihrem eigenen starken Willen in Schutz nehmen.“ Stahlhart klangen seine Worte. „Sie könnten sich durch Ihre Ungeduld selbst verletzen.“
    „Männer!“, stieß sie hervor, als sie aufstand und anfing, auf und ab zu gehen. „Sie sollen mich unterstützen, haben Sie das vergessen?“
    „Nur in der Öffentlichkeit“, sagte er mit kalter Medialenlogik. „Wenn Sie völligen Gehorsam wollen, müssen Sie sich einen Hund anschaffen.“
    Sie warf mit der Fußspitze etwas Schnee in seine Richtung. Überrascht wehrte Judd ihn telekinetisch ab. Das machte sie nur noch ärgerlicher. „Das ist unfair.“
    „Ich wusste nicht, dass es ein Test war.“ Er bewegte sich nicht vom Fleck, als sie näher kam und sich mit roten Wangen vor ihn stellte. Aber jede Faser in ihm spannte sich an, die Haut wurde ihm zu eng. Sie war so leidenschaftlich, so wütend. „Sie sind wunderschön“, sagte er und achtete nicht auf die stechende Dissonanz, die schmerzhafte Warnung, dass er nahe davor war, die Kontrolle über seine schreckliche Gabe zu verlieren.
    Sie schnaubte. „So leicht bin ich nicht rumzukriegen.“
    Mit finsterem Blick ging sie wieder zu dem umgestürzten Baumstamm. Seine Augen folgten dem Schwung ihrer Hüften, dem üppigen Hinterteil, dessen Form durch die enganliegende Jeans betont wurde. Weitere schmerzhafte Stiche, noch mehr Warnsignale. Doch das war nicht der Grund, warum er den Blick auf ihr Gesicht lenkte. Sie war plötzlich ganz starr.
    Er straffte die Schultern, seine Sinne suchten die Umgebung ab. „Leoparden.“ Inzwischen kannte er ihren geistigen Geruch, konnte ihn von denen der Wölfe unterscheiden.
    „Sie sind in der Nähe“, flüsterte Brenna. „Und sie scheinen nicht freundlich gesinnt zu sein.“
    „Holen Sie Hawke, schnell. Ich werde sie aufhalten.“
    Sie widersprach nicht und rannte los. Judd ging in die Richtung, in der er die Leoparden vermutete. Lucas, Sascha, Dorian und Mercy standen am Rande einer kleinen Lichtung. Judd kannte Mercy

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