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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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formten, denn sie dachte daran, wie sein Lendenschurz aus Schneeflocken in der warmen Hütte geschmolzen und er mit einem Mal nackt gewesen war.
    »Dann möchte ich aber auch so behandelt werden.« Über das Dach des Geländewagens hinweg lächelte er sie verheißungsvoll an.
    Plötzlich blähte sein Hemd sich auf dem Rücken. »Roque!«, rief Shade alarmiert.
    Er schloss seine Augen und atmete mehrmals tief ein. Der Stoff senkte sich rechtzeitig wieder, bevor seine Flügel noch weiter aus der magischen Tätowierung herauswuchsen. Vor Schmerz lief er rot an, und tiefe Furchen bildeten sich um seinen Mund herum und auf seiner Stirn. Er öffnete seine Lider wieder. »Du hast mich abgelenkt, ich muss mich konzentrieren.«
    Obwohl er ihr leidtat, musste Shade schmunzeln, denn das erotische Vibrieren seiner Stimme blieb ihr nicht verborgen. Sie ahnte, dass sie die Schuld nur zur Hälfte trug. Seine Schwingen drängten immer stärker heraus, weil die Engelgestalt sein wahres Aussehen war. So faszinierend Shade das fand, war sie dennoch auch ein bisschen betrübt, denn mit einem überirdischen Wesen konnte sie nicht zusammen sein, mit einem Menschen schon. Immerhin würde sie noch einmal mit ihm schlafen. Sie nahm alles von ihm, was sie bekommen konnte! Warum nur wünschte sie sich mehr?
    »Ich mache es wieder gut.« Kess spitzte sie ihre Lippen. Vor Vorfreude kribbelte ihr ganzer Körper. Nach dem anstrengenden Tag waren Zärtlichkeiten genau das, was sie brauchte. Aber sie wollte sie von niemand anderem als Roque. Sehnsüchtig, weil sie es kaum erwarten konnte, ihn zu küssen und in sich zu spüren, beobachtete sie, wie er einstieg.
    In ihr Auto.
    Um mit auf ihr Gästezimmer zu kommen.
    Das fühlte sich gut an.
    Saugut!
    Gemeinsam fuhren sie zur Pension Wild Goose . Doch den Plan, den Shade sich zurechtgelegt hatte, um ihren heimlichen Mitbewohner ungesehen hineinzubringen, benötigte sie gar nicht, denn die Besitzer waren nirgends zu entdecken. Aber sie hörte das Plärren eines TV-Jingles und vermutete, dass die beiden älteren Herrschaften in ihrer Wohnung, die in das Erdgeschoss integriert war, vor dem Fernseher saßen.
    Shade und Roque schlichen die Treppe hinauf in die erste Etage. Wie zwei Teenager in einem Schullandheim, die sich entgegen der Regeln der Herbergseltern besuchten, drückten sie sich durch einen Türspalt in den Raum hinein.
    Einladend hieß das Bett gegenüber vom Eingang sie willkommen und verstärkte das Prickeln, das Shade während der kurzen Fahrt begleitet hatte. Der Schrank – eine einfache Eichenholzkonstruktion – auf der rechten Seite stammte bestimmt noch aus den Siebzigerjahren, aber er war sauber, stabil und erfüllte seinen Zweck. An den Tisch hinter der Tür würde Roque sich mit seinen Fittichen wohl nur setzen können, wenn sie ihn vorzogen, weil er so klein war, dass er gerade einmal Platz für zwei Gedecke bot, und so eng an der Wand stand, als wäre er daran festgedübelt. Vermutlich hatten die Betreiber der Pension absichtlich einen Spiegel darüber aufgehängt, damit die Platte doppelt so groß wirkte, als sie tatsächlich war.
    Mit schmerzverzerrter Miene riss der Eisengel sich sein Hemd vom Leib. Seine Flügel schossen aus der Tätowierung heraus. Sie füllten fast das gesamte Zimmer aus, stießen an die Deckenlampe, die daraufhin hektisch hin und her schwang, und fegten eine Hutschachtel, die die Gasthausbetreiber wohl zur Dekoration auf den Kleiderschrank gelegt hatten, herunter. Glücklicherweise war sie leer. Das Scheppern, als sie gegen die Wand geschleudert wurde, zu Boden fiel und dort noch ein Stück weit rollte, war, so hoffte Shade, nicht so laut, dass es das Geplärre aus dem Fernseher ein Geschoss unter ihnen übertönte.
    »Scht!« Sie legte ihren Zeigefinger an die Lippen und lauschte, aber niemand kam die Treppe hoch, um nachzuschauen, welches die Ursache für den Krach war.
    »Dann musst du gleich aber auch leiser sein.«
    Hitze stieg in ihre Wangen, weil sie auch ohne dass er es ausgesprochen hatte, wusste, dass er von Sex redete. Sie zog ihre Jacke aus und warf sie einfach auf einen Stuhl. Ihr kam es so vor, als wäre es im Zimmer so schwül wie in einer Sauna. »Ich bin nie laut dabei.«
    »Hm«, machte er. »In der Hütte war ich froh, dass wir keine Nachbarn hatten. Du hast gestöhnt, dass die Wände gewackelt haben.«
    Empört rang Shade nach Atem. »Unsinn!«
    Er neigte seinen Kopf zur Seite und schaute sie in dieser Art und Weise an, die ihre Knie

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