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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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vergewaltigen wolltest.« Die letzten beiden Worte hatte sie beinahe geschrien.
    Mitleid erheischend schaute Bill seine Hände an und hielt sie ein Stück höher. »Ich sollte dich doch ablenken! Niemals hätte ich dich gezwungen, mir einen zu blasen, ich schwör’s!«
    »Ach, daran erinnerst du dich also doch noch?« Vor ihrem geistigen Auge griff er an den Reißverschluss seiner Hose. Doch bevor er sein Geschlecht hatte entblößen können, damit sie ihm Lust verschaffte, war Roque durch die Luft herangerauscht und hatte Bills Kopf gegen einen Baum geschlagen.
    »War nur ein Spiel. Manchmal mache ich dumme Sachen, frag meine Frau! Aber ich mein’ das nicht so. Das ist nur Spaß. Wollte dich da draußen auf’m Berg ärgern. Tut mir leid. Bin wohl zu weit gegangen. Ich seh’ doch nicht mal mehr richtig. Schau her, ich arme Sau trag ’ne Augenprothese!« Seine Stimme überschlug sich fast. Immer wieder sah er Roque an, als befürchtete er, der Mann mit den breiten Schultern könnte jeden Moment über ihn herfallen.
    Dabei stand vielmehr Shade kurz davor, ihn zu ohrfeigen. Aber dann betrachtete sie wieder seine Verunstaltungen und seufzte resigniert.
    »Ich weiß nich’ mal, wie ich die Krankenhausrechnung zahlen soll. Hab’ doch keine Versicherung, bin arbeitslos.« Sein Schluchzen klang herausgepresst, aber die Tränen, die seine Wangen hinabliefen, waren echt. »Wie habt ihr mich überhaupt gefunden?«
    Roque entspannte sich etwas, denn er stellte sich lockerer hin. »Über Mrs. Gold.«
    »Scheiße! Dann hab’ ich wohl auch bald keine Frau mehr. Sie ist stinksauer, dass ich schon wieder Blödsinn angestellt hab’.« Bill blinzelte seine Tränen weg, wagte jedoch offenbar nicht, sie von seinen Wangen abzuwischen, geschweige denn, sich die Nase zu putzen. »Dabei war das doch alles ganz harmlos.«
    »So nennst du das?« Zornig neigte Shade sich über das Bett. »Ein Mord ist für dich eine Bagatelle?«
    Da sie geschrien hatte, legte Roque einen Zeigefinger an seine Lippen und schaute zur Tür. Zum Glück kam niemand.
    »M-Mord?!« Bill fürchtete sich in diesem Moment offensichtlich mehr vor ihr als vor Roque, denn er rückte näher an den Engel heran und somit von ihr weg.
    »Arthur Ehrmann ist tot.« Wut drückte ihr die Kehle zu. Am liebsten hätte sie auf Bill eingeschlagen, da er den Unschuldigen mimte, aber sie riss sich am Riemen. »Wir haben ihn mit einem Messer in der Brust gefunden. Er lag vor seiner Hütte.«
    Schützend hielt Bill sich die Hände vor das Gesicht und schaute Shade zwischen seinen entstellten Fingern hindurch an. »Davon weiß ich nichts, ich schwör’s!«
    »Wenn du noch ein Mal Ich schwör ’s sagst, vergesse ich mich!« Ihre Fäuste mochten lächerlich klein aussehen, aber ihre Miene und ihre Körperhaltung zeigten ihm deutlich, dass es nicht auf die Werkzeuge, sondern den Willen ankam.
    Bill kroch tiefer unter seine Bettdecke. »Ich war doch bei dir und nicht bei Ehrman. Woher soll ich wissen, was vorgefallen ist? Meine Knarre war nicht einmal echt!«
    »Genauso wenig wie dein Sheriffstern«, sagte Shade.
    Hörbar rang er nach Luft.
    »Das macht aber keinen Unterschied, weil ich im Wald noch nicht wusste, dass es sich um Kinderspielzeug handelte.« Wie eine Krähe mit gefährlich spitzem Schnabel neigte sie sich über ihn.
    »Wir … wir …« Hektisch schluckte Bill. »Wir wollten ihn nur ein wenig einschüchtern, mehr nicht, ich schwö… ich meine, ich sag’ nichts mehr.«
    »Welche Probleme hattet ihr mit Art?« Roque stellte einen Fuß auf eine Querstrebe des Bettes und stützte sich auf seinem Knie ab.
    Wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch guckte Bill zwischen ihnen hin und her. »Ich gar nicht.«
    »Dann eben dein Kumpel.« Shade richtete sich auf.
    »Meine Lippen sind versiegelt.« Demonstrativ presste er sie zusammen.
    Roques Stimme hallte von den Wänden ab. »Wo finden wir ihn?«
    Schweigend schüttelte Bill seinen Kopf.
    »Meinst du nicht, es wäre ein Leichtes für uns, die Wahrheit aus dir herauszubekommen – so jämmerlich, wie du daliegst?«, fragte Shade mit einer Portion Überheblichkeit in ihrer Stimme, selbst erstaunt darüber, welch gute Schauspielerin sie war. Selbstverständlich hatte sie nicht vor, ihm Gewalt anzutun. Aber um eine Drohung war sie nicht verlegen.
    »Ich kann nicht mehr verraten!«, schrie Bill plötzlich verzweifelt. »Sonst bringt er mich auch um!«
    »Wer, dein Kumpane?«, hakte Roque nach.
    Gold nickte heftig.
    Shade sah ihm an,

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