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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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halten.
    Sichtlich erleichtert, das Archiv zu verlassen und die Besucher bald wieder los zu sein, führte Muhlenberg sie aus dem Kellerraum hinaus. Hinter ihnen löschte er das Licht und schloss ab. »Kennen Sie ihn?«
    »Als Kind habe ich ihn ein-, zweimal getroffen.« Eine andere Ausrede fiel Shade spontan nicht ein. »Ich bin im Mono County aufgewachsen.«
    »Deshalb wissen Sie vermutlich auch von dem Friedhof. Was den California Trail betrifft, ist er nämlich nicht sonderlich wichtig und weitestgehend unbekannt«, erklärte er, als wollte er sie davon überzeugen, seine Niederlage zu vergessen und die Ruhestätte am Fuße des Mount Jacksons in ihrem Buch einfach nicht zu erwähnen.
    Er stieg vor ihnen die Treppe hinauf und ging immer schneller, je näher er dem Empfang kam. Womöglich erinnerte er sich plötzlich daran, dass er seinen Arbeitsplatz eigentlich nicht verlassen durfte. Oder er hoffte, dass sich an der Rezeption ihre Wege sofort trennen würden. »Mr. Ehrman meinte, er hätte vor etwa fünfundsechzig Jahren einen Schulausflug zu der Gräberanlage im Wald gemacht. Damals gab es noch keine Klassen, sondern alle Altersstufen wurden in einem Raum unterrichtet. Kann man sich heutzutage kaum noch vorstellen, nicht wahr?« Da seine beiden Besucher nicht auf den Versuch, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken, eingingen, fuhr Muhlenberg fort: »Bei dieser Exkursion sei ihm eine gewisse Joan zum ersten Mal aufgefallen, weil sie sich, anders als die anderen Mädchen, nicht geziert hätte, näher an die Gräber heranzugehen. Viele Jahre später hat er sie wohl geheiratet.«
    Obwohl Shade lächelte, weil es sie berührte zu hören, wie Arthur sich in seine Ehefrau verliebt hatte, krampfte sich ihr Magen zusammen, denn vor ihrem geistigen Auge sah sie das Messer, das aus seiner blutüberströmten Brust herausragte.
    Roque musste spüren, wie angespannt sie war. Vielleicht erinnerte ihn die Liebesgeschichte der beiden auch an seine eigenen Gefühle für Shade, denn er umarmte sie von hinten und küsste sie auf ihr Haar.
    »Nun denn.« Demonstrativ stellte Muhlenberg sich hinter den Tresen, als wäre dieser sein Schutzschild.
    »Danke für Ihre Bemühungen.« Roque schob Shade sanft zum Ausgang. »Hier können wir nichts mehr ausrichten.«
    Hand in Hand gingen sie schweigend zu ihrem Leihwagen. Shade betätigte die Zentralverriegelung und lehnte sich gegen das Auto. »Das stinkt zum Himmel!«
    »Es sieht so aus, als hätte Hartcourt entweder seine familiäre Verbindung zum Gemeindevorsteher genutzt und von ihm Zugang zum gesamten Rathaus bekommen oder von seinem Schwiegervater den Generalschlüssel gestohlen. Wie auch immer, er hat die Originalkarte entwendet und Broadbaker überreicht.« Er öffnete die Beifahrertür, stieg jedoch nicht ein.
    »Und der Investor hat ihn geschmiert, damit der Sheriff die Beweise, dass die Lichtung als Kulturerbe gilt, verschwinden lässt und er somit offiziell seinen Hotel-Klinik-Komplex errichten darf, obwohl der Hang niemals als Baugrund freigegeben werden würde.« Mit beiden Handflächen fuhr Shade sich durchs Gesicht und rieb über ihr Augenbrauenpiercing. »Arthur muss das ebenfalls herausgefunden haben. Da er in der Nähe wohnte und tagtäglich durch die Wälder streifte, hat er die beiden wahrscheinlich auf der Lichtung stehen sehen und gehört, wie sie gemeinsam illegale Pläne schmiedeten.«
    »Mutig, wie Arthur war, hat er sie darauf angesprochen, schätze ich.« Roque verschränkte seine Arme vor dem Oberkörper und knetete unauffällig seine Brust, aber Shade bemerkte es trotzdem. »Männer wie Hartcourt und Broadbaker, die gewohnt sind zu bekommen, was immer sie wollen, lassen sich nicht so einfach einschüchtern.«
    »Ich wette, der Investor hat noch ein paar Scheine draufgelegt, wenn der Sheriff«, Shade malte Anführungsstriche in die Luft, »das Problem in den Griff bekommt.«
    Roque atmete heftiger. Er stellte einen Fuß auf das Trittbrett und neigte seinen Oberkörper etwas vor, als peinigte ihn ein Krampf. »Gemeinsam mit Bill Gold suchte er Art in seiner Hütte auf, um ihn zu bedrohen. Doch das Gespräch endete tödlich.«
    »Vielleicht hatte Hartcourt auch geplant, Arthur zu ermorden, und Gold nahm er mit, um ihm später die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
    »Möglicherweise ist er meine Zielperson.«
    »Der Sheriff?« Shade hob die Augenbrauen. »Du hast doch gesagt …«
    »Ja, du musst mehr als einen Mord begehen, damit der Eisige Lord das Recht

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