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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ausgerechnet zu dem Zeitpunkt ändern wolle, ob sie es sich gut überlegt habe, ob sie mit ihrer Familie darüber gesprochen habe und so weiter.«
    »Und was hat Misses Orton gesagt?«
    »Daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern«, antwortete Tessa. »Ich hatte den Eindruck, dass sie sich von ihrer Familie im Stich gelassen fühlte. Ich glaube, der Mann hatte deren Stelle eingenommen.«
    »Was hat Poole während dieser Besprechung gesagt?«
    »Nicht viel. Er benahm sich wie ein aufmerksamer, hilfsbereiter Sohn, hielt sich ansonsten aber im Hintergrund.«
    »Wo lag dann das Problem?«, mischte Frieda sich ein.
    Yvette musterte sie mit gerunzelter Stirn.
    »Was?« Tessa wirkte perplex.
    »Sie sind doch Anwältin«, sagte Frieda. »Wenn jemand sein Testament ändern möchte und damit zu Ihnen kommt, ist es dann nicht eigentlich Ihr Job, einfach zu tun, was die betreffende Person möchte, und das Testament entsprechend zu ändern?«
    Tessa lächelte einen Moment. Dann wurde ihr Blick nachdenklich. »Ich bin Familienanwältin«, erklärte sie. »Ich beschäftige mich mit Eigentumsübertragungen, Testamenten und Scheidungen. Mit Menschen, die Häuser kaufen, heiraten und sterben. Ich weiß noch, dass während des Studiums mal ein Dozent zu mir gesagt hat, wenn ich eine juristische Arbeit wolle, die Ähnlichkeit mit dem Theater habe, solle ich Prozessanwältin werden, aber wenn ich die Geheimnisse der Leute entdecken möchte, ihre tiefsten Gefühle und Leidenschaften, dann müsse ich Rechtsanwältin werden.«
    »Oder Psychotherapeutin«, warf Yvette ein.
    »Nein«, winkte Tessa ab, »ich kann den Leuten wirklich helfen.«
    Yvette bedachte Frieda mit einem verstohlenen Lächeln, das Tessa jedoch nicht entging. »Oje, Sie sind doch nicht etwa …«, begann sie.
    »Doch, ist sie«, bestätigte Yvette.
    »Entschuldigen Sie bitte, das war eine dumme Bemerkung von mir. Ich habe es nicht so gemeint.«
    »Ist schon gut«, beruhigte sie Frieda. »Sie haben gerade davon gesprochen, Menschen zu helfen.«
    »Ja. Ich habe beispielsweise viel mit Paaren zu tun, die sich scheiden lassen wollen, und manchmal reden sie mit mir auf eine Weise, wie sie es mit niemandem sonst können. Nicht einmal miteinander.«
    »Was hat das mit Mary Orton zu tun?«, wollte Frieda wissen. »Warum haben Sie das Testament nicht einfach für sie geändert?«
    »Weil ich es nicht als meine Aufgabe betrachte, solche wichtigen Dinge ›einfach‹ für jemanden zu erledigen«, erwiderte Tessa. »Ich rede immer mit den Leuten und versuche herauszufinden, was sie wirklich brauchen.«
    »Und was brauchte Mary Orton?«, fragte Frieda.
    »Sie war einsam, das merkte man gleich, und sie brauchte Unterstützung. Ich schätze, eigentlich hätte sie ihre Familie gebraucht. Mein Eindruck war, dass dieser Mann die Leerstelle genutzt hatte und sich an ihr bereichern wollte.«
    »Warum haben Sie das nicht der Polizei gemeldet?«
    »Sie hat es nicht der Polizei gemeldet«, mischte Yvette sich ein, »weil eine Testamentsänderung kein Verbrechen ist.«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Tessa. »Ich habe versucht, mit Misses Orton über ihre Beweggründe zu sprechen. Ihr schien das Ganze sehr peinlich zu sein, sie wirkte richtig bekümmert. Sie hat mir leidgetan.«
    »Wie verhielt sich Robert Poole?«, fragte Yvette.
    »Er behauptete, es sei nicht seine Idee gewesen, sondern der Wunsch von Misses Orton, und ihr liege sehr viel daran.«
    »Der Typ hatte vielleicht Nerven!«, entfuhr es Yvette, die sich sofort auf die Unterlippe biss. »Wie ging es dann weiter?«, fragte sie in ruhigerem Ton.
    »Ich erklärte Misses Orton, dass sie da einen großen Schritt vorhabe und sie sich das gut überlegen solle. Vermutlich habe ich sie außerdem darüber informiert, dass die Gefahr eines Rechtsstreits bestehe, falls sie sich dazu entscheiden sollte, ihrer Familie gar nichts zu hinterlassen und alles anderweitig zu vererben.«
    »Und?«
    »Das war alles«, antwortete Tessa. »Die beiden sind gegangen, und ich habe nichts mehr von ihnen gehört.«
    »Waren Sie wegen der Sache schockiert?«, fragte Yvette.
    Tessa zog ein Gesicht und schüttelte dann den Kopf. »Früher wäre ich es gewesen. Während meiner Anfangsjahre, in denen ich zum ersten Mal so richtig mitbekam, was Ehemänner über ihre Ehefrauen sagen und umgekehrt und was Menschen ihren eigenen Familien alles antun, verlor ich alle meine Illusionen. Manchmal kommt es mir vor, als wäre ich mit riesigen, gefährlichen Maschinen

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