Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Wege hart gefroren oder mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Sie hatte sich gefühlt wie ein Tier in seinem Bau, während sie beobachtete, wie draußen vor den Fenstern die Schneeflocken herabwirbelten. Warten, immer warten.
Sie glitt durch die Luke zurück ins Boot, zog die Klappe hinter sich zu und verriegelte sie. Eilig füllte sie den kleinen Blechkessel mit so viel Wasser, dass es gerade für einen Teebeutel reichte, und stellte ihn auf den Herd. Nachdem sie das Gas aufgedreht hatte, brauchte sie nur ein einziges Zündholz, um den Ring zum Brennen zu bringen, wusste aber dennoch, dass das Gas zur Neige ging: Die Flammen flackerten schwach und bläulich. Bald würde es ihr nicht mehr möglich sein, die Kartoffeln zu kochen, die draußen in dem Korb unter dem Sitzplatz lagerten, oder sich eine Wärmflasche zu machen, um die Kälte, die ihr bis ins Mark zu dringen schien, ein wenig zu lindern. Vielleicht brachte er ja einen neuen Kanister mit, wenn er kam. Es dauerte bestimmt nicht mehr lang, bis er kam. Darauf vertraute sie.
7
D u machst Witze!« Sichtlich erheitert lehnte Reuben sich zurück.
Frieda zog ein Gesicht. »Ich werde nur ein paar Minuten mit ihr verbringen.«
»Das ist der Anfang vom Ende. Du knickst ein!«
»Das sehe ich nicht so. Karlsson will lediglich wissen, ob das, was sie sagt, für mich irgendeinen Sinn ergibt.«
»Mir hast du erklärt, du würdest dich nie wieder in die Arbeit der Polizei hineinziehen lassen. Unter keinen Umständen!«
»Ich weiß. Das habe ich auch nicht vor. Sieh mich nicht so an!«
»Wie denn?«
»Als würdest du mich besser kennen als ich mich selbst. Das nervt. Ich hoffe, du ersparst deinen Patienten diesen Blick.«
»Ich weiß genau, dass es dich wieder gepackt hat.«
Frieda wollte widersprechen, ließ es dann aber bleiben, weil Reuben natürlich recht hatte. »Vielleicht hätte ich einfach Nein sagen sollen«, meinte sie. »Eigentlich wollte ich das ja, aber dann hörte ich mich plötzlich zustimmen.«
Ihr Gespräch fand in Reubens Büro im Warehouse statt. So hieß die Klinik, in der Frieda einen Teil ihrer Arbeitszeit verbrachte und außerdem im Aufsichtsrat saß. Das Warehouse war von Reuben aufgebaut worden und hatte ihn als Therapeuten berühmt gemacht. Frieda konnte sich noch immer nicht an das neue Aussehen seines Raums gewöhnen. Jahrelang – seit der Zeit, als er noch ihr Mentor war und Frieda eine junge Studentin – hatte Reuben in einem totalen Chaos gearbeitet. Seine Unterlagen waren überall verstreut gewesen, sein Stuhl umgeben von umgekippten Bücherstapeln, und sowohl die Aschenbecher als auch die Blumentöpfe waren übergequollen mit halb gerauchten Zigaretten. Nun befand sich alles in einem Zustand entschiedener Ordnung: Im Eingangsfach lagen nur einige wenige Papiere, die Bücher standen in ihren Regalen, und nirgends war auch nur eine einzige Zigarettenkippe zu sehen. Reuben selbst hatte sich ebenfalls verändert. Er war nicht mehr gekleidet wie ein alternder Rockstar, sondern trug einen schlichten marineblauen Anzug und ein weißes Hemd. Außerdem war er sauber rasiert, sein grau meliertes Haar reichte nicht mehr bis zum Kragen, und er machte einen durchtrainierten Eindruck. Ein paar Monate zuvor hatte er alle schockiert, als er anfing, regelmäßig ein Fitnessstudio zu besuchen. Doch es kam noch schlimmer: Inzwischen ging er jeden Morgen vor der Arbeit hin. Frieda war aufgefallen, dass er neuerdings einen Gürtel brauchte, um seine Hose nicht zu verlieren. Als Krönung des Ganzen aß er mittags nur noch grünen Salat und trug eine Flasche Mineralwasser mit sich herum, aus der er in kurzen Abständen demonstrative Schlucke nahm. Frieda konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er nur eine Rolle spielte und die Wirkung, die er damit erzielte, sehr genoss.
»Da ist noch was«, fuhr sie fort.
»Lass hören.«
»Ich hatte so eine seltsame Idee – nein, Idee wäre zu viel gesagt. Vielleicht sollte ich es eher eine Art Bauchgefühl nennen. Als Carrie mir erzählte, wie sehr Alan sich verändert habe, bevor er am Ende aus ihrem Leben verschwand.«
»Und?«, fragte Reuben nach einer langen Pause.
Frieda runzelte die Stirn. »Es war, als wäre ich plötzlich in den Schatten getreten. Du weißt schon, wenn man auf einmal friert, sogar an einem heißen Tag. Es hat wahrscheinlich gar nichts zu bedeuten. Vergiss, dass ich es überhaupt erwähnt habe. Wann kommt eigentlich Josef zurück?«
Josef war ihr gemeinsamer Freund, ein
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