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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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widerstrebte es ihm, die Worte auszusprechen.
    Sie musterte ihn besorgt. »Kommen Sie, ich mache uns doch einen Kaffee. Sie sehen aus, als könnten Sie eine Tasse vertragen.«
    Er folgte ihr in die Küche, wo Frieda erst ein Päckchen Kaffeebohnen aus dem Schrank holte und dann ein Mohnbrötchen aus einer Tüte nahm und für Karlsson auf einen Teller legte. Er hatte inzwischen neben dem Fenster Stellung bezogen und sah ihr wortlos zu. Erst als die Kaffeebecher auf dem Tisch standen und Karlsson seine Jacke ausgezogen hatte, setzten sie sich einander gegenüber.
    »Nun sagen Sie es mir schon.«
    »Durch den Regen«, begann er, »kam es zu Überflutungen.« Er schwieg einen Moment.
    »Überflutungen«, wiederholte Frieda ungeduldig.
    »Gestern Morgen ist ein Jugendlicher mit seinem Hund auf sterbliche Überreste gestoßen, die durch einen Gully in Poplar hochgeschwemmt wurden. In den nächsten Tagen werden wir die Leiche identifizieren. Vermutlich mithilfe zahnärztlicher Unterlagen. Aber ich weiß schon jetzt, was dabei herauskommen wird.«
    Frieda saß ganz still da und musterte ihn mit ihren dunklen Augen. Er streckte eine Hand aus und legte sie einen Augenblick auf die ihre. Sie reagierte nicht, zog ihre Hand aber auch nicht weg.
    »Kathy Ripon«, flüsterte sie schließlich.
    Kathy Ripon: die junge Studentin, die Professor Seth Boundy, ein Spezialist für eineiige Zwillinge und die damit verbundene Genetikforschung, vorletzten Dezember zu Dean Reeve geschickt hatte, und zwar aufgrund von Informationen, die er von Frieda bekommen hatte. Kathy Ripon, die seitdem spurlos verschwunden war, auch wenn ihre Eltern noch immer auf ihre Rückkehr hofften. Kathy Ripon, die auf Friedas Gewissen lastete wie ein Felsblock und deren schmales, intelligentes Gesicht sie nicht nur in ihren Träumen, sondern auch im Wachzustand immer wieder verfolgte.
    »Die Leiche trug ein Medaillon«, erklärte Karlsson leise, während er seine Hand zurückzog und nach seiner Kaffeetasse griff.
    Frieda hatte gewusst, dass Kathy Ripon tot war. Sie war sich zu hundert Prozent sicher gewesen. Trotzdem kam es ihr jetzt so vor, als hätte ihr jemand einen Magenschwinger verpasst. Das Sprechen fiel ihr schwer. »Wissen die Eltern es schon?«
    »Sie wurden gestern Abend informiert. Ich wollte, dass Sie es von mir erfahren, bevor Sie es in der Zeitung lesen.«
    »Danke«, sagte Frieda.
    »Bei ihr war es anders als bei den Kindern«, fuhr Karlsson fort. »Dean brauchte Kathy nicht. Ihr Auftauchen kam ihm alles andere als gelegen. Er musste sie einfach aus dem Weg räumen. Wahrscheinlich war sie schon tot, als wir von ihrem Verschwinden erfuhren.«
    »Wahrscheinlich. Vielleicht.« Es kostete sie große Mühe, Karlsson anzusehen. »Danke«, sagte sie noch einmal.
    »Wofür? Dafür, dass ich als Überbringer schlechter Nachrichten zu Ihnen komme?«
    »Ja. Dazu waren Sie schließlich nicht verpflichtet.«
    »Doch. Es gibt ein paar Dinge …« Er wurde von einer blechernen, elektronischen Version von Bizets Toreromarsch unterbrochen. Rasch zog er sein Handy heraus und warf einen Blick auf das Display.
    Frieda sah, wie seine Miene sich verfinsterte. »Arbeit?«
    »Familie.«
    »Da müssen Sie wohl los.«
    »Ja. Tut mir leid.«
    »Das ist schon in Ordnung.«
    Nachdem sie ihn hinausgelassen hatte, konnte sie nur noch den Kopf an die Innenseite der Tür lehnen, zu mehr war sie nicht mehr fähig. Krampfhaft versuchte sie, nicht daran zu denken, wie es für die junge Frau gewesen sein musste. Diese Art Mitgefühl tut niemandem gut, schalt sie sich selbst. Trotzdem. Anlässlich der Rettung der Kinder hatten damals so viele Feiern stattgefunden, ganz zu schweigen von den enthusiastischen Pressekonferenzen, aber während dieser ganzen Zeit hatte sich Kathy Ripon unter der Erde befunden, und niemand war gekommen, um sie zu retten: eine kluge, hart arbeitende junge Frau, die in ihrem Bestreben, es ihrem Professor recht zu machen, mit gezücktem Notizbuch und ihrem Forschungsfragebogen an den Rand des schwarzen Lochs getreten war, das Dean Reeves Leben darstellte – und prompt in die Tiefe gezogen wurde.
    Frieda hoffte so sehr, dass Karlsson recht behielt und Kathy Ripon schnell gestorben war, ohne dass ihr Mörder ein böses Spiel mit ihr getrieben oder sie lebendig begraben hatte. Man hörte von solchen Fällen: Opfer, die wussten, dass ihre potenziellen Retter sich direkt über ihnen befanden, ohne dass sie sich ihnen gegenüber bemerkbar machen konnten. Frieda

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