Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
mir recht überlege. Letztendlich aber haben wir es doch nicht von ihm machen lassen, falls das Ihre nächste Frage sein sollte. Er ist einfach verschwunden. Der Kerl ist nicht mehr an sein Telefon gegangen. Hat uns schlichtweg hängen lassen. Deshalb haben wir dann die andere Firma beauftragt.«
Frieda bemühte sich um eine gelassene Miene. »Wann ist er verschwunden?«
»Tja, etwa vor zwei Wochen, so um den Dreh rum. Ganz genau weiß ich es nicht. Cas könnte es Ihnen vermutlich präziser sagen. Gibt es ein Problem mit ihm? Hat er etwas angestellt?«
»Wie war sein Name?« Sie registrierte, dass sie die Vergangenheitsform benutzt hatte, aber dem jungen Mann fiel es nicht auf.
»Rob. Rob Poole.«
»Haben Sie seine Adresse?«
»Nein, nichts. Nur seine Mobilnummer.« Er scrollte zu der entsprechenden Nummer in seinem Handy-Adressbuch und schrieb sie auf die Rückseite von Andy’s angeschmutztem Flyer. »Er reagiert aber weder auf Anrufe noch auf Nachrichten – ich habe ihm bestimmt ein halbes Dutzend mal aufs Band gesprochen.«
»Danke.«
»Kennen Sie ihn?«
»Nicht persönlich. Könnte ich bitte auch noch Ihren Namen und Ihre Telefonnummer haben?«
»Warum denn das?«
»Ich schätze, die Polizei wird mit Ihnen über den Mann reden wollen.«
Reuben hatte keine Ofenkartoffeln vorbereitet, sondern eine fettige, reichhaltige Lasagne, außerdem Knoblauchbrot und einen grünen Salat. Der Essensgeruch schlug ihnen entgegen, sobald Reuben die Tür aufmachte. Er hatte eine Schürze umgebunden und seine Lesebrille auf der Nasenspitze. Nachdem er einen raschen Blick auf Josef geworfen hatte, war ihm sofort klar, in welchem Zustand sein Freund sich befand. Er trat einen Schritt vor und klopfte ihm auf die Schulter.
»Gott sei Dank bist du wieder da«, sagte er. »Allmählich dachte ich schon, ich müsste tatsächlich jemanden bezahlen, damit er mir mein Dach repariert und meine angeblich so leicht zusammenbaubare neue Truhe aufstellt.«
»Ich bleibe nicht«, murmelte Josef. »Ich wollte nur schnell Hallo sagen und meine Sachen abholen.«
»Können wir trotzdem reingehen?«, mischte Frieda sich ein. »Es ist zu kalt, um hier draußen vor der Tür zu stehen.«
Mit vereinten Kräften bugsierten sie und Reuben den widerstrebenden Josef ins Haus und zogen ihm Jacke und Schuhe aus. Anschließend drückte Reuben ihm eine Flasche Bier in die Hand und führte ihn gleich nach oben, um ihm die undichte Stelle am Dach zu zeigen. Irgendwie kam es, dass Josef zehn Minuten später in einem siedend heißen Bad saß. Von ihrem Platz in der warmen, chaotischen Küche konnten Reuben und Frieda ihn plantschen und stöhnen hören.
»Was, zum Teufel, ist passiert?«, wollte Reuben wissen.
Instinktiv sahen beide zu dem eselohrigen Foto an Reubens Kühlschranktür hinüber. Josef hatte es dort angebracht, als er vor über einem Jahr bei Reuben eingezogen war. Es zeigte seine dunkelhaarige Frau und seine beiden Söhne.
»Er hat in Summertown auf einer Baustelle gewohnt.«
»Warum hat er sich denn nicht gemeldet?«
»Er hat sich geschämt.«
»Weswegen?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Zum Glück habe ich tatsächlich ein undichtes Dach.«
»Ja.«
»Gut, dass du ihn gerettet hast.«
»Das war reiner Zufall. Ich habe ihn nur angerufen, weil ich ihn um einen Rat bitten wollte.«
»Jedenfalls ist er jetzt hier.«
Frieda nickte. »Übrigens gehe ich am Wochenende auf Kathy Ripons Beerdigung. Ich habe in den letzten Tagen viel über ihren Tod nachgedacht, und auch über Dean Reeve. Der Kerl beschert mir Albträume, deren Wirkung auch noch anhält, wenn ich wach bin.«
»Er verfolgt dich aus dem Grab?«
»Ich wünschte, es wäre so.«
In dieser Nacht musste sie sich übergeben. Es begann mit Schweißtropfen auf der Stirn, verbunden mit schrecklicher Atemnot und einem widerlichen Geschmack im Mund, der nicht verschwinden wollte. Selbst im Liegen war ihr schwindlig, und ihr Magen revoltierte.
Am Ende schaffte sie es gerade noch rechtzeitig zur Toilette, wo sie jetzt neben der Schüssel kniete. Ihre Augen brannten, und sie spürte den kalten Schweiß auf ihrer Haut, während sie sich immer wieder übergab – halb schluchzend, halb würgend. Sie fühlte sich, als wäre jede Faser ihres Körpers vergiftet. Dabei hatte sie seit Tagen kaum etwas gegessen. Mittlerweile war nichts mehr in ihrem Magen, was sie hätte erbrechen können, so dass sie nur noch keuchend vor sich hin würgte. Hin und wieder legte sie erschöpft die Stirn
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