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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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marschierte in die Great Portland Street und setzte sich in die Circle Line in Richtung Westen. Frieda wusste, dass die komplette Runde etwa fünfzig Minuten dauerte, vielleicht auch eine Stunde. So früh am Sonntagabend war der Zug fast leer. Eine junge Frau, die ein rosarotes Ballettröckchen und dazu einen Pulli im Schottenkaro trug, stieg in King’s Cross aus. Ein älterer Mann, der in der Bibel las und dabei manche Abschnitte mit einem Stift markierte, blieb bis zur Station Liverpool Street sitzen. Ab da war Frieda in ihrem Abteil allein, bis der Zug die Haltestelle Monument erreichte, wo für ein paar Stationen eine Familie zustieg. Frieda machte sich bei ihrer Lektüre von Unschuldig in der Hölle etliche Notizen, und von Zeit zu Zeit blickte sie auf, um ja ihre Haltestelle nicht zu verpassen. Der Zug bahnte sich seinen Weg unter der Innenstadt hindurch, wo die Straßen am Wochenende wie leer gefegt und die hohen Gebäude zwar hell erleuchtet, aber ebenfalls menschenleer waren. Dann kamen Westminster und der St. James’s Park, die reichen Enklaven von Kensington, und schließlich steuerte der Zug wieder auf Friedas Haltestelle zu. Sie klappte das Buch zu und eilte hinaus in die windige Nacht, tief in Gedanken versunken.

26
    E r hat mir das Gefühl gegeben, dass sich jemand um mich kümmert.« Die Frau verzog das Gesicht zu einer selbstironischen Grimasse. Obwohl sie erst vor Kurzem ihre Schwester und deren Familie in Frankreich besucht hatte, wirkte sie blass und müde. »Wahrscheinlich fühlte ich mich durch ihn einfach weniger allein. Er hatte eine ganz besondere Art.«
    Es war Montagmorgen um halb acht, und Frieda saß bereits vor einer Tasse Tee bei Janet Ferris in der Küche. Draußen regnete es aus einem bleigrauen Himmel. Janet Ferris war Sprechstundenhilfe in einer nahe gelegenen Arztpraxis und hatte sich bereit erklärt, sich vor der Arbeit mit Frieda zu treffen. Allerdings hatte sie schon am Telefon gesagt, sie glaube nicht, dass sie dem, was sie Yvette Long über Robert Poole erzählt habe, noch etwas hinzufügen könne. Er sei nur ein Nachbar gewesen, wenn auch ein sehr netter, sehr freundlicher, der ihr fehlen werde.
    Es handelte sich um eine kleine Küche mit einer altmodischen Tapete, roten Fliesen und einem auf Hochglanz polierten Holztisch, um den lauter unterschiedliche Stühle verteilt waren. Frieda registrierte, dass alles vor Sauberkeit blitzte. Auf dem Fensterbrett stand ein Pflanzgefäß mit Kräutern, auf der Arbeitsplatte eine Schale mit Orangen und daneben ein blauer Topf mit Hyazinthen, deren Duft den ganzen Raum erfüllte. Neben der kleinen, weiß gestrichenen Anrichte hing eine Kohlezeichnung an der Wand. Am Kühlschrank klebte ein Zeitungsausschnitt über nachhaltige Fischzucht, mit einer Liste unbedenklicher Fischarten. Draußen vor dem großen Fenster hing ein transparenter kleiner Vogelfutterspender voller Samenkörner. Frieda hatte den Eindruck, dass diese Frau ein selbstgenügsames, bescheidenes und anständiges Leben führte, in dem sich alles an seinem angestammten Platz befand. Sie registrierte aber auch Janet Ferris’ unberingte Hände, ihre traurigen Augen, die Sorgenfalten in ihrem ungeschminkten Gesicht und die praktische Kleidung, die an ihrer schmalen Gestalt hing, als wäre sie ihr eine Nummer zu groß, und dadurch ihre Figur verhüllte. Ihre Stimme klang weich und angenehm tief.
    Frieda nickte zu der kleinen Schildpattkatze hinüber, die sich unterhalb des Fensters auf einem Korbstuhl zusammengerollt hatte. »Ist das seine Katze?«
    »Ja, sein Katerchen. Ich nehme an, dass es in Ordnung ist, wenn ich ihn behalte. Ich glaube nicht, dass sich sonst jemand um ihn kümmern würde.«
    »Wie heißt er?«
    »Ich weiß nicht mal, ob es sein richtiger Name ist, aber Bob hat ihn immer Mog genannt. Deswegen nenne ich ihn auch so: Moggie. Ich fände es nicht richtig, ihn umzutaufen.«
    »Wie lange hat Robert Poole hier gewohnt?«
    »Mister Michnik müsste das ganz genau wissen. Etwa neun Monate, schätze ich.«
    »Wie haben Sie beide sich kennengelernt?«
    Ein Lächeln zuckte um ihre Lippen. »Wir hatten uns schon ein paarmal im Hausgang getroffen und immer freundlich zugenickt, aber dann, eines Sonntagmorgens – das muss ein paar Wochen nach seinem Einzug gewesen sein – stand er plötzlich mit einer riesigen Schale Frühsommererdbeeren vor meiner Tür. Er sagte, er habe sie geschenkt bekommen, könne sie aber unmöglich alle allein essen, und bot mir welche

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