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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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an.«
    »Das war nett von ihm.«
    »Ja. Ich nahm das Angebot an, woraufhin er verkündete, ich bekäme die Früchte nur unter einer Bedingung: wenn ich ihn hereinbitten und sie mit ihm teilen würde. Das entwickelte sich dann zu einer Art Scherz zwischen uns. Von Zeit zu Zeit tauchte er mit irgendetwas auf – Kirschen, einer Dose Kekse, einem großen Stück Käse – und erklärte, ich müsse ihm beim Aufessen helfen. Das letzte Mal waren es Mince Pies.«
    »Dann war er also ein Freund, nicht nur ein Nachbar?«
    Plötzlich leuchteten auf Janet Ferris’ Wangen rote Flecken. »Ich glaube, das wäre übertrieben. Er kam ja nur ab und zu vorbei. Aber es war nett.«
    »Worüber haben Sie sich unterhalten?« Frieda bemühte sich um einen neutralen Ton. Sie spürte, dass Janet Ferris den Wunsch hatte, mit jemandem zu sprechen und ihre zarten, aufgestauten Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Das würde sie aber nur tun, wenn man sie nicht drängte.
    »So genau kann ich Ihnen das gar nicht mehr sagen. Über alles Mögliche.« Frieda wartete. »Meistens habe ich ihm erzählt, was ich gerade las. Ich lese nämlich sehr viel, hauptsächlich viktorianische Romane. Wilkie Collins, Charles Dickens und Misses Gaskell.«
    »Hat er auch viel gelesen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich hatte schon den Eindruck, kann mich aber nicht daran erinnern, dass er konkrete Titel genannt hat. Ich glaube, ich habe viel mehr geredet als er, was eigentlich gar nicht meine Art ist, ich bin sonst eher ein stiller Typ.«
    »Sie haben also über Bücher gesprochen.«
    Janet Ferris blickte auf ihre schmalen, blau geäderten Hände mit den glatten, perlmuttartig schimmernden Nägeln hinunter. »Man konnte gut mit ihm reden«, sagte sie so leise, dass Frieda sie kaum verstand. »Einmal habe ich ihm erzählt, wie gern ich Kinder gehabt hätte und dass das der Punkt sei, den ich an meinem Leben am meisten bedauere: dass sich dieser Wunsch nicht erfüllt habe. Daraufhin hat er mir dann die Mince Pies gebracht. Das war kurz vor Weihnachten. Weihnachten ist für mich immer eine schwierige Zeit. Obwohl ich einen großen Freundeskreis habe und an dem Tag nie allein bin, ist es doch etwas anderes als mit einer Familie. Ich erzählte ihm von meinem Kinderwunsch und dass ich mal mit einem Mann zusammen war, mit dem ich eigentlich eine Familie gründen wollte. Daraus wurde aber nichts, und dann war es irgendwie zu spät. Sie wissen ja, wie das ist – die Zeit vergeht so schnell. Man kann gar nicht sagen, wann genau man die Grenze zur kinderlosen Frau überschreitet, aber eines Tages wird einem klar, dass man eine ist.« Sie sah Frieda an. »Haben Sie Kinder?«
    »Nein. Wie hat er reagiert, als Sie mit ihm darüber sprachen?«
    »Er hat nicht versucht, mir einzureden, dass es gar nicht so wichtig sei, ob man Kinder habe oder nicht. Das tun nämlich die meisten Leute. Stattdessen hat er über Parallelleben gesprochen. Über andere Versionen von uns selbst, die uns unser Leben lang begleiten – Menschen, die wir auch hätten werden können. Und darüber, wie schmerzhaft das sein kann.«
    Plötzlich kam es Frieda vor, als würde sich in ihrem Kopf etwas verschieben – oder lösen. Als sähe sie den toten Mann an diesem Tisch sitzen und den Worten dieser einsamen Frau mittleren Alters lauschen, die ihm erzählte, was sie im Leben alles bedauerte. »Hatten Sie das Gefühl, dass er dabei auch von sich selbst sprach?«, fragte sie.
    »Vielleicht. Ich hätte ihn fragen sollen. Ich kann einfach nicht fassen, dass er tot ist, ein so lieber Mensch wie er. Das ist noch gar nicht richtig bei mir angekommen – auch wenn ich mir manchmal die leere Wohnung über mir vorstelle, die Räume, in denen er sich aufgehalten hat. Es kommt mir so irreal vor.«
    »Er hat gewusst, wie sich Einsamkeit anfühlt. Glauben Sie, dass er ein einsamer Mensch war?«
    »Das kann schon sein. Oder zumindest ein Außenseiter.«
    »Wissen Sie, wo er Weihnachten verbracht hat?«
    »Ich selbst war in Brighton, bei der Familie meiner Cousine. Ich glaube, er hat gesagt, er werde für ein, zwei Tage wegfahren – aber genau weiß ich es nicht mehr. Als ich zurückkam, war er da.«
    »Haben Sie jemals Freunde von ihm kennengelernt?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nie jemanden zu ihm hinaufgehen sehen. Aber er war ja auch ziemlich viel unterwegs. Er war oft tagelang nicht da.«
    »Sie wissen also nicht, ob er Familie hatte, nahe Verwandte oder Liebesbeziehungen?«
    »Nein. Er hat davon nie etwas

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