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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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und rollte schließlich ungehindert auf ein paar verrostete Hangars, einen baufälligen Terminal und den Tower zu, der so schief stand, dass Michael den Winkel auf mindestens zehn Grad schätzte.
    Ein paar der Passagiere applaudierten, und der Pilot kam nach hinten. »
Muchas gracias, señoras y señores, y bienvenidos al fin de la tierra
«, sagte er.
    Dafür brauchte Michael keinen Dolmetscher. Willkommen am Ende der Welt.

5 . Kapitel 24 .November, 16 : 15 Uhr
    Captain Benjamin Purcell, der diensthabende Offizier auf dem Eisbrecher
Constellation
, wurde ungeduldig. In seiner Kabine hatte er das Propellerflugzeug gehört, das seine letzten Passagiere an Bord hatte, aber seitdem war bereits mehr als eine Stunde vergangen. Wo zum Teufel steckten die beiden? Wie lange konnte man von der Landepiste bis zum Hafen brauchen? Es war nicht so, dass Puerto Williams mit seinen 2512 Einwohnern viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte. Außer dem
Proa del Escampavia Yelcho
, dem erhalten gebliebenen Bug jenes Kutters, der 1916 die hungernde Crew von Ernest Shackleton von Elephant Island gerettet hatte, gab es nichts Interessantes, das die Aufmerksamkeit fesseln könnte. Und Purcell sollte es wissen, schließlich steuerte er seit fast zehn Jahren mit seinem Schiff die südlichsten Häfen Chiles und Argentiniens an. Seit er angefangen hatte, war das Verhältnis zwischen den beiden Ländern nicht unbedingt besser geworden. Bis zum heutigen Tag gab es keine zuverlässige Schiffsverbindung zwischen dem chilenischen Puerto Williams am Nordufer der Isla Navarino und Ushuaia, der südlichsten Stadt Argentiniens.
    Er ging hinauf zur Brücke, wo Leutnant Gallo Wachdienst hatte, solange sie im Hafen lagen.
    Nach dem Kommandoturm, der noch einmal gut vierzehn Meter über der Brücke aufragte und bei der Suche nach Eisbergen als Ausguck diente, bot die Brücke den besten Blick auf den Hafen
und die so genannte Stadt, die sich an den Hügel schmiegte. Ein paar hundert Meter entfernt hatte ein norwegisches Kreuzfahrtschiff am
Muelle Guardian Brito
, dem Hauptpier, angelegt. Purcell hörte einen der alten Abba-Hits, möglicherweise
Dancing Queen
, aus der Disco herüberwehen.
    »Reichen Sie mir das mal«, sagte er zum Leutnant und deutete auf das Fernglas, das neben dem Steuerrad stand. Er stellte es auf das Stadtzentrum ein, das aus nicht mehr als ein paar Fachgeschäften, einem Supermarkt und einer Post bestand, und hielt nach jemandem Ausschau, der vielleicht wie ein Fotojournalist oder ein Meeresbiologe aussah. Die wenigen Menschen, die er sah, waren ältere Touristen, die mit großer Sorgfalt Bilder voneinander machten, mit den hoch aufragenden Granitfelsen im Hintergrund, die als die Zähne von Nacarino bekannt waren. Wenn man schon so viel Mühe auf sich nahm, um zu einem der abgelegensten Orte auf dem Planeten vorzudringen, brauchte man schließlich auch einen unwiderlegbaren Beweis dafür, den man zu Hause vorzeigen konnte.
    »Hat sich die Ärztin schon eingerichtet?«, fragte Purcell Leutnant Gallo.
    »Ja, Sir. Keine Beschwerden.«
    »Wo haben Sie sie untergebracht?«
    »Unteroffizier Klauber hat sich freiwillig bereit erklärt, Dr.Barnes seine Kabine zur Verfügung zu stellen, Sir.«
    Glück gehabt, dachte Purcell, denn Schlafplätze waren knapp. Die Ärztin, eine der drei Passagiere, die er für die NSF zum Point Adélie bringen sollte, war eine Schwarze mit selbstbewusstem Auftreten und einer beträchtlichen Körperfülle. Für die Antarktis war sie gerade richtig gepolstert, hatte er bei der Begrüßung gedacht. Als sie vor zwei Tagen angekommen war, hatte ihr fester Händedruck seine Finger fast zusammengequetscht. Sie würde da draußen schon zurechtkommen. Das hier war keine Gegend für Weichlinge.
    Erneut suchte Purcell die Stadt ab, und dieses Mal entdeckte er endlich zwei Männer, die zu den Docks hinunterschauten. Einer von ihnen, ein kleiner Kerl mit roten Haaren, fragte einen chilenischen Fischer etwas. Der Fischer nickte, schwenkte den Arm, ohne seinen Abfalleimer loszulassen, und deutete auf die
Constellation
. Der andere Kerl war groß und hatte schwarzes Haar, das ihm um den Kopf flatterte. Er würde noch schnell genug lernen, dass man in dieser Gegend besser eine Mütze aufsetzte. Er trug einen eindeutig überfüllten Seesack und zusätzlich einen blauen Nylonrucksack, in dem sich die Umrisse einer Laptoptasche abzeichneten.
    Als die beiden Männer auf den Hafen zukamen, sah Purcell, dass der kleinere Kerl einen

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