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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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der Jungs vom Ort angeheuert hatte, um seine Ausrüstung auf einer Schubkarre zu transportieren.
    »Da sind sie«, sagte Purcell. »Treten Sie den beiden mal ordentlich in den Arsch.« Der Leutnant gehorchte und ließ die Schiffspfeife ein paar Mal ertönen. »Lassen Sie die Leinen einholen«, fuhr der Kapitän fort, »und bereiten Sie alles zum Ablegen vor.«
     
    Als Michael seinen Seesack den Pier aus Stahlbeton entlangschleppte, sah er einen Matrosen der Marine in weißer Uniform die Gangway herunterkommen. Das Schiff war mit einer Länge von vielleicht einhundertzwanzig Metern größer, als er erwartet hatte. Auf dem Achterdeck schien sich unter einer riesigen Abdeckplane ein Helikopter zu verbergen. Die Schiffswände waren rot gestrichen, bis auf einen breiten, weißen, diagonalen Streifen am Bug. Am Heck entdeckte er riesige propellerähnliche Schiffsschrauben. Er begriff, dass das Eis mit dem Rumpf gebrochen und anschließend durch die Schiffsschrauben klein gehackt wurde. Eigentlich war das Schiff also nicht mehr als eine große, bewegliche Eiswürfelmaschine.
    »Dr.Hirsch?«, rief der Matrose ihnen zu. »MrWilde?«
    »Jo«, erwiderte Darryl, und Michael hob zur Begrüßung sein Kinn.
    »Unteroffizier Kazinski. Willkommen an Bord der
Constellation

    Während Hirsch ein paar Geldscheine für den jugendlichen Träger herausholte, schnappte Kazinski sich das Gepäck aus der Schubkarre, machte auf dem Absatz kehrt und schritt energisch die Gangway hoch. »Der diensthabende Offizier«, rief er über seine Schulter, »ist Captain Purcell. Er bittet um Ihre Gesellschaft beim Dinner in der Offiziersmesse. Um sieben Uhr. Bitte kleiden Sie sich dem Anlass angemessen.«
    Was sollte das denn bedeuten? Michael hatte vergessen, einen Smoking einzupacken. Nicht, dass er so etwas überhaupt besitzen würde.
    Sobald er an Deck war, sah er sich um. Die Brücke ragte mindestens fünfzehn Meter über ihm in die Höhe. Sie kam ihm ungewöhnlich hoch und groß vor und nahm praktisch die ganze Breite des Schiffes ein. Auf der Brücke ragte ein schmaler Turm mit einer Art Krähennest noch einmal etwa zwölf Meter in die Höhe. Von dort oben musste man einen grandiosen Ausblick haben. Er sollte versuchen, während der Fahrt nach Point Adélie ein paar Panoramabilder von dort oben zu schießen.
    »Sie werden sich eine Kabine achtern teilen«, sagte Kazinski. »Folgen Sie mir, ich zeige Ihnen Ihr Quartier.«
    Als sie auf eine schmale Treppe zugingen, hasteten mehrere Matrosen an ihnen vorbei, und Michael hörte, wie noch mehr Männer die Stufen über seinem Kopf herunterrannten. Er schnappte ein paar knappe Bemerkungen über Schiffstaue, Treibstofftanks und Radartechnik auf, die für ihn keinen Sinn ergaben, die Matrosen jedoch zu brüllendem Gelächter veranlassten. Offensichtlich war das Schiff zum sofortigen Ablegen bereit.
    »Wie viele Männer haben Sie an Bord?«, fragte Michael.
    »Die Crew besteht aus einhundertzwei Männern und Frauen, Sir.«
    Da hatte Michael also etwas daneben gelegen. Bisher hatte er noch keine weiblichen Matrosen gesehen, doch offensichtlich mussten welche an Bord sein. Wie zum Beweis tauchte plötzlich eine hochgewachsene, dünne Frau in Uniform mit einem Klemmbrett unterm Arm aus einer Luke auf. Ohne zu zögern, stand Kazinski stramm und salutierte.
    Sie nickte ihm kurz zu und streckte anschließend Darryl die Hand entgegen. »Sie müssen Dr.Hirsch sein. Ich bin Kapitänleutnant Kathleen Healey und als Operations Officer für den Tagesablauf an Bord verantwortlich.« Sie hatte etwas Sprödes an sich und sah aus, als würde sie keine Dummheiten dulden. Selbst das kurze braune Haar, das unter ihrer Mütze hervorlugte, schien so geschnitten zu sein, dass es möglichst wenig Mühe machte. »Und Sie sind der Journalist?«, sagte sie zu Michael. »Es tut mir leid, ich habe Ihren Namen heute morgen im Rapport gelesen, ihn aber wieder vergessen.«
    Michael stellte sich vor und fügte hinzu: »Ich freue mich, an Bord zu sein.«
    »Ja, wir haben schon auf Sie gewartet.«
    Langsam bekam Michael den Eindruck, dass Hirsch und er alle anderen nur von der Arbeit abhielten.
    »Sie sind die letzten Passagiere der NSF «, sagte Healy.
    »Fahren denn noch mehr mit?«, fragte Hirsch.
    »Eine noch. Dr.Charlotte Barnes. Sie ist vor zwei Tagen angekommen.«
    Über ihren Köpfen ertönte ein langes, quäkendes Tuten. Drei weitere Matrosen rannten an ihnen vorbei. Das Deck vibrierte, während die Steuerbordmaschinen langsam

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