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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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waren. »Sie sagen: ›Hey, sieh mich an, ich bin groß, und ich bin gelb, du solltest dich besser daran gewöhnen!‹«
    »Danke«, sagte Michael. »Du hast was gut bei mir.«
    »Sie haben nur neun Dollar fünfundneunzig gekostet. Das ist schon in Ordnung.«
    »Du weißt, dass ich auch alles andere meine … einschließlich dieses Anrufs.«
    »Na gut. Wenn du wieder in Tacoma bist, kannst du mich zu dem Griechen einladen, den du so magst.«
    »Das Olympic.«
    Es gab eine Pause, in der nur das leise atmosphärische Rauschen der Verbindung zu hören war.
    »Wie war das noch«, sagte Karen, »wann kommst du zurück?«
    »Meine Aufenthaltsgenehmigung der NSF läuft Ende des Monats aus.«
    »Und dann? Setzen sie dich einfach vor die Tür?«
    »Sie stecken mich in das nächste Versorgungsflugzeug, das hier vorbeikommt.«
    »Hast du bekommen, was du brauchst? Eine gute Story?«
    Wenn Michael zum Lachen zumute gewesen wäre, hätte er jetzt gelacht. Wo sollte er anfangen, ihr zu erklären, was geschehen war?
    »Sagen wir mal«, antwortete er, »ich habe genug Material.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, saß er noch eine Weile da und starrte auf das halbfertige Kreuzworträtsel. Zufällig fiel sein Blick auf den Hinweis »perverse Fotografin«. Fünf Buchstaben. Er nahm den blauen Stift, den jemand liegen gelassen hatte, und schrieb »Arbus.« Dann blieb er einfach sitzen, drehte gedankenverloren den Stift hin und her und ließ die Neuigkeit sacken.
    »Sag mal, bist du fertig mit Telefonieren?«, fragte einer der Hiwis und lehnte am Türrahmen.
    »Ja«, sagte Michael und warf den Stift zurück auf den Schreibtisch. »Bin schon weg.«
    Er ging in sein Zimmer, doch Darryl war bereits da, und es war ausgeschlossen, dass Michael jetzt würde schlafen können, jedenfalls nicht ohne ein paar Schlaftabletten. Er versuchte gerade, seinen Konsum einzuschränken, als Vorbereitung auf seine Rückkehr in die wirkliche Welt. Er packte seinen Laptop und einen Stapel Papiere ein, warf sich den Rucksack über die Schulter und trotzte den letzten Ausläufern des Sturms, um zum Gemeinschaftsraum zu gelangen und sich dort auszubreiten. Laut Murphy hatte der Wetterbericht für den nächsten Tag eine kurze Pause mit gemäßigteren Temperaturen angekündigt, so dass sie möglicherweise genug Zeit hatten, um noch einmal nach Stromviken zu fahren und nach dem unauffindbaren Lieutenant Copley zu suchen.
    Michael hatte von Eleanor so viel über ihn gehört, dass er ziemlich neugierig war, ihn kennenzulernen.
    Er holte sich eine Tasse Kaffee aus dem Automaten und schaltete den Fernseher aus, in dem noch eine DVD von
Notting Hill
lief. Betty und Tina mussten die Letzten gewesen sein, aber jetzt war der Raum zum Glück leer. Die Uhr an der Wand sagte ihm, dass es kurz nach Mitternacht war. Michael schaltete den CD -Player an, und ein Geschmetter von Beethoven setzte ein. Er erkannte die Ouvertüre der 5 . Sinfonie. Die CD war ein Zusammenschnitt und gehörte zweifellos einem der Beaker. Er regelte
die Lautstärke herunter, ließ sich auf einen Stuhl an einem Tisch in der Ecke fallen und breitete die Unterlagen vor sich aus.
    Denk nicht an Kristin,
sagte er sich, als er feststellte, dass er mindestens einen ganzen Satz der Sinfonie lang an nichts anderes gedacht hatte.
Denk an irgendetwas anderes.
Sein Blick fiel auf die Arbeit, die er mitgebracht hatte, besonders auf die losen Seiten, die Ackerley in dem alten Fleischlager vollgekritzelt hatte, und er musste beinahe lachen. Was angenehme Ablenkungen anging, wurde am Südpol eindeutig wenig geboten.
    Ackerleys Handschrift war ein unleserliches Gekritzel und erinnerte Michael an die Etiketten, die der Mann sorgfältig an jede Schublade mit Moos- und Flechtenproben im botanischen Labor geklebt hatte. Aber diese Seiten waren besonders schwer zu entziffern, da sie blutverschmiert waren und es sich zudem um die Rückseiten von Lieferscheinen und Inventurlisten handelte.
    Die ersten ein oder zwei Seiten waren, wie Ackerley versprochen hatte, sorgfältig oben rechts mit Seitenzahlen versehen und beschrieben den Angriff in seinem Labor. Er hatte sich umgedreht und Danzig gesehen, der schwerfällig den Gang entlang auf seinen Labortisch zugekommen war. »Ich erinnere mich, dass ich zu Boden geworfen wurde, wobei ich im Fallen eine sorgfältig kultivierte Orchidee vom Typ
Cymbidium
mitriss. Er ging mit großer Gewalt und ohne Provokation von meiner Seite auf mich los. Der scheinbar willkürliche und sinnlose Angriff

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