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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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bewegliche Habe.)«
    An dieser Stelle musste Michael eine Pause einlegen.
Mein Gott.
Dann griff er nach seinem Kaffeebecher und las weiter.
    »Eine gewisse Kurzatmigkeit hat eingesetzt. Es ist, als würde mein Körper nur unzureichend mit Sauerstoff versorgt, was zu Schwindelgefühl führt, obwohl meine Lunge und Atemwege nicht auf irgendeine Weise behindert sind.«
    Michael spürte, dass er beobachtet wurde, noch ehe er jemanden sah. Er hob den Blick über den Rand seines Kaffeebechers und sah eine schlanke Gestalt, eingemummt in einen orangefarbenen Mantel, im breiten, bogenförmigen Eingang lauern.
    Selbst mit der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze und dem Mantel, der fast bis zum Boden reichte, wusste er, dass es Eleanor war.
    Er setzte den Becher ab und sagte: »Warum sind Sie nicht im Bett?« Aber eigentlich wollte er sie fragen:
Warum sind Sie nicht auf der Krankenstation? Sie sollten sich gewissermaßen in Quarantäne und eindeutig außer Sichtweite befinden.
    »Ich kann nicht schlafen.«
    »Dr.Barnes kann Ihnen ein Mittel geben, das hilft.«
    »Ich habe genug geschlafen.« Er sah, wie die Kapuze herumschwenkte, als sie den Kopf wandte und sich verblüfft im Raum umsah. Sie betrachtete das Klavier und die leere Sitzbank und dann wieder den Raum. »Ich habe die Musik gehört.«
    »Ja«, sagte er. »Beethoven. Vielleicht haben Sie schon von ihm gehört.«
    »Ich kenne einige von Herrn Beethovens Kompositionen, ja. Aber … «
    »Das ist eine CD «, sagte er und deutete auf den CD -Player im Regal. »Daher kommt die Musik.« Er stand auf, ging zum Gerät, drückte auf die Stopp-Taste und dann auf Start. Die ersten Töne der
Mondscheinsonate
erklangen.
    Verblüfft schritt Eleanor langsam durch den Raum und schob die Kapuze vom Kopf. Sie ging geradewegs auf das Gerät zu und blieb ein paar Schritte vor den Lautsprechern stehen, fast als hätte sie Angst, noch näher heranzugehen. Nur um sie zu überraschen, wählte Michael irgendeins der folgenden Stücke, die
Schicksalssinfonie.
Wieder ertönte der volle Klang eines Orchesters, und Eleanors Augen wurden vor Erstaunen noch größer. Mit einem Lächeln auf den Lippen sah sie zu ihm hinüber. Es war das erste Lächeln, das er bei ihr sah, und zeigte ihre Verwunderung. Ihre Augen funkelten und sie lachte beinahe.
    »Wie kann das sein? Das ist ja wie in Covent Garden!«
    Michael stand nicht der Sinn danach, ihr Nachhilfe in der Geschichte der Audioelektronik zu erteilen, er hätte nicht mal gewusst, wo er anfangen sollte. Doch er ließ sich von ihrer offensichtlichen Begeisterung anstecken. »Das ist kompliziert zu erklären«, sagte er einfach, »aber einfach zu bedienen. Ich kann es Ihnen zeigen.«
    »Das wäre schön.«
    Finde ich auch, dachte er. Der Duft des Kaffees von der Maschine hing im Raum, und er fragte sie, ob sie auch eine Tasse wollte.
    »Danke, sehr gerne«, erwiderte sie. »Ich habe schon einmal Türkischen Kaffee getrunken. In Varna und in Skutari.«
    »Nun, das hier ist Jacobs Kaffee. Er schmeckt so ähnlich.« Die ganze Zeit, während er den Becher füllte, behielt er die Tür im Auge. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass um diese Uhrzeit noch jemand hier aufkreuzte. Aber wie sollte er eine plausible Erklärung für Eleanors Anwesenheit finden, falls doch jemand hereinplatzte? In Point Adélie tauchten neue Gesichter nicht plötzlich aus dem Nichts auf.
    »Zucker?«, fragte er.
    »Wenn Sie welchen haben, gerne.«
    Er schüttelte ein Päckchen Zucker, riss es auf und ließ den
Inhalt in die Tasse rieseln. Selbst dabei sah sie ihm interessiert zu, und er musste sich wieder einmal ins Gedächtnis rufen, dass jeder einzelne Gegenstand in seiner Welt, in der gegenwärtigen, jemandem, der nicht in sie hineingeboren worden ist, wahrscheinlich seltsam, fremdartig und manchmal sogar beängstigend erscheinen musste.
    »Ich würde Ihnen auch gerne Milch anbieten, aber es sieht aus, als wäre sie alle.«
    »Muss es nicht sehr schwer sein, überhaupt Milch an einen abgelegenen Ort wie diesen hier zu bringen? Sie halten hier doch gewiss keine Kühe!«
    »O nein«, sagte Michael. »Da haben Sie recht.« Er reichte ihr den Becher und fragte, ob sie sich setzen wollte.
    »Im Moment nicht, danke.« Mit dem Kaffeebecher in der Hand schritt sie langsam durch den Gemeinschaftsraum und betrachtete alles ganz genau. An der Tischtennisplatte ließ sie den Ball ein paar Mal springen, und den Flachbildfernseher musterte sie, ohne zu fragen, was um alles auf der Welt das

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