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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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und lebendig ihre Iris war.
    »Ich fürchte, ich bin ein wenig aus der Übung«, sagte sie.
    »Sie haben eine gute Entschuldigung.«
    Sie nickte und lächelte versonnen. »Spielen Sie auch?«, wollte sie wissen.
    »Nur den Flohwalzer.«
    »Was ist das?«
    »Es ist ein sehr schwieriges Stück, das nur ausgewählte Konzertpianisten spielen dürfen.«
    »Wirklich? Ich würde es gerne hören«, sagte sie und wollte aufstehen.
    »Bleiben Sie sitzen«, erwiderte er. »Es dauert nur eine Sekunde.« Er setzte sich neben sie auf die Klavierbank, und als sie ein Stück zur Seite rutschte, legte er den Zeigefinger auf eine Taste und schlug sie an. Eleanor war ihm so nah, dass er die irische Frühlingsseife roch, die sie benutzt hatte. Doch als er fertig war und aufblickte, um zu sehen, ob sie das Stück witzig fand, stellte er fest, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht hatte. Ihre Wangen waren feuerrot, und sie hielt den Blick gesenkt. Seine Schultern berührten ihre, und seine Füße stießen gegen ihre Stiefel. Eleanor war schockiert über die unerwartete körperliche Nähe, doch da sie ihn nicht kränken wollte, war sie nicht aufgesprungen und fortgegangen, sondern war sitzen geblieben und hatte gewartet, bis es vorbei war.
    »Es tut mir leid«, sagte Michael und stand auf. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich habe vergessen … «
Was vergessen? Dass man vor 150  Jahren das, was er gerade getan hatte, für ziemlich dreist gehalten hätte?
»Es ist nur so, dass es heutzutage keine große Sache ist … «
    »Nein, ich bin nicht beleidigt«, sagte sie gepresst. »Das war … ein sehr interessantes Stück.« Sie strich ihren Rock glatt. »Vielen Dank, dass Sie es mir vorgespielt haben.«
    »Da sind Sie ja!«, ertönte es von der Tür. Charlotte, mit offenem Mantel über Jogginghosen und Gummistiefeln, stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Ich wollte kurz nach
Ihnen sehen, und als Sie verschwunden waren, habe ich mir alle möglichen Katastrophen ausgemalt.«
    »Mir geht es gut«, sagte Eleanor.
    »So weit würde ich vielleicht nicht gehen«, erwiderte Charlotte, »aber es geht Ihnen eindeutig besser, wie ich sehe.«
    »Ich hoffe, Sie sind sich darüber im Klaren, dass Sie mich nicht für immer einsperren können.«
    Charlotte sah aus, als wollte sie damit nichts zu tun haben. »Du hast sie doch nicht entführt, oder?«, fragte sie Michael.
    Michael hob die Handflächen als Geste der Unschuld, und Eleanor kam ihm zu Hilfe. »Nein, das hat er nicht. So lange schon wird mir vieles vorenthalten, einschließlich meiner Freiheit, aber eines habe ich mir immer noch bewahrt.«
    Michael und Charlotte warteten darauf, dass sie fortfuhr.
    »Ich habe immer noch einen eigenen Willen.«
    Davon hatte Michael gerade eine Ahnung bekommen.

44 . Kapitel 21 .Dezember, 15 : 15 Uhr
    »Vampire!«
    Das Wort hing in Murphys Büro in der Luft wie der Geruch von faulem Obst, und niemand wollte der Erste sein, der es in den Mund nahm. Darryl hatte es hingeworfen, und Michael, Charlotte und Lawson saßen nur fassungslos da und warteten darauf, dass jemand anders nach dem Köder schnappte. Schließlich fiel es dem Chief zu, das Schweigen zu brechen.
    »Vampire«, wiederholte er. »Du meinst also, damit hätten wir es hier zu tun?«
    »Was man gemeinhin Vampire nennt«, sagte Darryl. »Ich habe ein paar Proben von Ackerleys Blut genommen und sie analysiert. Sie weisen dieselben auffälligen Merkmale auf, die ich in dem Blut von Danzig festgestellt habe.« Er wandte sich an Charlotte und fuhr fort: »Und es waren dieselben Merkmale, die ich in der Blutprobe fand, die ich für dich untersuchen sollte. Diejenige, die mit E. A. gekennzeichnet war.«
    »Eleanor Ames«, sagte Charlotte. Murphy warf ihr einen Blick zu, als wollte er sagen:
Das sollte doch unter uns bleiben,
und sie gab zurück: »Solange wir ständig alles geheim halten, werden wir gar nichts erreichen. Wir müssen alle auf dem gleichen Stand sein.«
    Michael musste ihr zustimmen. »Eleanor Ames ist der Name der Frau aus dem Eis«, erklärte er Darryl.
    »Sie ist Dornröschen?«
    »Wir haben sie in Stromviken gefunden.«
    »Wie ist sie dorthin gekommen?«
    »Mit dem Hundeschlitten.«
    »Ja, aber wer hat sie dorthin gebracht? Und warum?«
    »Sie ist allein gefahren. Zusammen mit Sinclair, dem Mann, der mit ihr eingefroren war.«
    »Das meine ich nicht. Wer hat den Schlitten gelenkt?«
    »Sie leben«, sagte Michael. »Sie sind allein gefahren. Das versuche ich dir die ganze

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