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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Fingern. »Hast du mit Eleanor schon über den Rest des Plans gesprochen?«
    Michael schüttelte den Kopf. »Ich suche immer noch nach einer Möglichkeit, das Wort Leichensack zu vermeiden.«
    »Wenn du das zu schwierig findest, versuch ihr doch zu erklären, was ein Flugzeug ist.«
    »Da bin ich dir weit voraus.«
    »Charlotte hat einen beachtlichen Vorrat an Beruhigungsmitteln in ihrem Medizinschrank. Ich bin sicher, sie könnte den beiden eine ordentliche Dosis verpassen.«
    Dem konnte Michael nur zustimmen. Er hoffte nur, dass Sinclairs Aggressivität verging, sobald er verstand, dass das der einzige
Weg war, wie er und Eleanor aus ihrer gegenwärtigen Notlage befreit werden konnten.
    Aber würde er Michael genügend vertrauen, um mitzukommen?
    Darryl streifte die Stiefel ab, stand auf und kroch in seine Koje. »Essen macht müde«, sagte er und gähnte. »Weck mich, wenn du den Märchenprinzen besuchen willst.«
    »Mach ich.«
    Darryl streckte die Beine aus. »Übrigens«, fügte er hinzu, »du weißt hoffentlich, dass es total verrückt ist, was du vorhast, oder?«
    Michael nickte und zog den Reißverschluss des Seesacks zur Hälfte zu.
    »Gott sei Dank. Denn wenn du es nicht wüsstest, würde ich mir ernsthaft Sorgen um dich machen.«
     
    Eleanor wachte ganz plötzlich auf, Miss Nightingales vorwurfsvolles Gesicht vor Augen. Sie hatte immer noch Schuldgefühle, weil sie diese großartige Dame und ihre Aufgabe im Stich gelassen hatte, als sie mit Sinclair geflüchtet war, und träumte oft davon, es irgendwie wiedergutzumachen.
    Ihre Glieder fühlten sich kalt und tot an, selbst unter der Decke, und sie rieb kräftig ihre Arme, um die Blutzirkulation in Gang zu bringen. Als sie sich aufsetzte, brauchte sie einen Moment, um sich zu orientieren, dann schob sie die Decke zur Seite und stand auf. Sie wollte mit den Füßen auf den Boden stampfen, überlegte es sich aber anders. Das Geräusch könnte Dr.Barnes … Charlotte alarmieren, und sie wollte im Moment keine Gesellschaft, noch weniger ärztliche Behandlung.
    War sie jetzt geheilt? Und wenn ja, würde sie sich ab jetzt immer so fühlen wie jetzt? Ein wenig benommen und fröstelnd? War das der Preis, den sie zu zahlen hatte?
    Sie wickelte die Decke wie einen Schal um die Schultern, trat
ans Fenster und schob die dunklen Vorhänge zurück. Draußen war es außergewöhnlich still, doch es kam ihr vor wie die Ruhe vor dem Sturm. Der Schnee am Boden glitzerte im scharfen, kalten Licht der Sonne. Sie musste zurücktreten und ihre Augen vor dem grellen Licht schützen.
    Dann kreuzte etwas Rotes ihr Blickfeld, und sie trat wieder näher.
    Da war die Gestalt wieder, bewegte sich eilig, heimlich über den verschneiten Platz, blickte sich ständig nach allen Seiten um. Eleanor hielt das Gesicht näher ans Fenster und spähte hinaus … und die Gestalt blieb stehen, hob eine Hand, um die Augen gegen die Sonne zu schützen, und erwiderte ihren Blick.
    Es war Sinclair, der rote Mantel mit dem weißen Kreuz blähte sich über seiner Kavallerieuniform.
    Noch ehe sie eine Hand heben konnte, um ihm ein Zeichen zu geben, rannte er bereits schlitternd, einige Male fast stürzend über den Schnee. Sie hörte, wie die Tür zum Gebäude aufgerissen wurde. Auf Zehenspitzen eilte sie zum Eingang der Krankenstation. Als er sie erblickte, legte sie einen Finger an die Lippen und winkte ihm, ihr ins Innere zu folgen.
    Sobald er drinnen war, verschloss sie die Tür zum Korridor. Kaum hatte sie sich wieder umgedreht, schlang er die Arme um sie.
    »Ich wusste, dass ich dich finden würde«, flüsterte er. Schnell sah er sich im Raum um, erblickte die mit medizinischen Geräten gefüllten Schränke und sagte: »Ist das ein Feldlazarett?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Und hier haben sie dich gefangen gehalten? Geht es dir gut?«
    »Ja. Ja«, sagte sie und versuchte behutsam, sich aus seiner heftigen Umarmung zu befreien. »Aber wie bist du hierhergekommen?«
    Er überging ihre Frage und sagte: »Wir müssen gehen.«
    »Wohin, Sinclair? Wohin sollen wir gehen?« Sie ergriff seine Hände und starrte in seine blutunterlaufenen, halb wahnsinnigen Augen. »Diese Menschen können uns helfen«, sagte sie flehend. »Mir haben sie bereits geholfen, und sie können auch dir helfen.«
    »Sie haben dir geholfen? Wie?«
    »Sie haben eine Medizin«, sagte sie, »ein Mittel, das uns hilft … uns zu verändern.«
    Sein Atem war kurz und hektisch. Sie wusste, dass wieder der entsetzliche Durst von ihm Besitz

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