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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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riss an seinen Fesseln, konnte einfach nicht damit aufhören, egal, wie tief sie einschnitten. Zorniges Rot pulsierte vor seinen Augen, das Herz schlug viel zu rasch. Noch einmal steigerte sich die Intensität des Schmerzes, eruptierte wie ein Vulkan in seinem Inneren. Dann versank die Welt in Dunkelheit, und er wusste nichts mehr, fühlte nichts mehr, ersehnte nichts mehr, außer den Tod, der ihn nun sanft in die Arme nahm.
     
     
     

12.
     
     
    Erwachen war schwierig.
    Lys spürte, wie man ihm Luft in die Lungen blies, einen warmen Mund an seinen Lippen. Er hörte flehentliches Wispern, ohne die Worte zu verstehen. Konnte man ihn denn nicht einfach schlafen lassen?
    Träge dämmerte sein Verstand dahin, doch sein Körper wurde durchgeschüttelt, also mühte er sich zu begreifen, wo er überhaupt war.
    „Lys, bitte, komm zurück zu mir“, flüsterte eine Stimme. „Geh nicht, bitte, ich wollte das nicht!“ Er kannte sie und liebte ihren Klang, doch im gleichen Moment, als ihm das bewusst wurde, spürte er den vernichtenden Schmerz, der seinen gesamten Leib verbrannte und er erinnerte sich an all das, was geschehen war. Er riss die Augen auf, wollte schreien, aber nur ein heiseres Stöhnen rang in seiner Kehle. Der Knebel war fort, genau wie seine Stimme.
    „Lys? Sieh mich an!“ Seine Augen wollten nicht gehorchen, irrten blicklos umher. Da legte sich eine Hand an seine Wange, gab ihm Halt und Wärme. Qualvoll keuchend versuchte Lys zu schlucken, sein Hals war völlig ausgetrocknet. Dann blickte er auf, zu erschöpft, um sich noch vor Kirian fürchten zu können.
    Doch das Eis war geschmolzen, er sah nur Sorge und Erleichterung in den brennenden Augen. Und Schuld.
    „Vergib mir“, wisperte Kirian, drückte den zitternden Mann an sich. Er hätte beinahe geschrien, ohne sich um die Folgen zu kümmern, als er Lys gefunden hatte – leblos, das Gesicht aschfahl, nur noch einen schwachen, flatternden Herzschlag spürte er unter seinen Fingern. Nur wenige Minuten später hätte nichts mehr Lys retten können, und an dieser Schuld wäre Kirian zerbrochen.
    „Ihr Götter! Vergib mir. Ich hätte dich fast umgebracht, es tut mir so leid.“ Kirian massierte ihm die Hände, um den Blutfluss in den Gliedern anzuregen und so wenigstens einen Teil der Schmerzen zu lindern. An Hand- und Fußgelenken hatte Lys tiefe Wunden davongetragen, die Kirian nur notdürftig abgedeckt hatte, an Armen und Hals war die Haut fast schwarz verfärbt und geschwollen, ähnlich wie auch am Unterleib. Kirian wollte ihn richtig verbinden, zumindest die Blutungen stoppen, doch Lys wehrte ihn so energisch ab, dass er wartete, ihn einfach nur festhielt und beruhigend auf ihn einsprach. Es dauerte lange, bis Lys sich in seinen Armen ein wenig entspannte und freier zu atmen begann. Dann flüsterte er etwas, das Kirian nicht verstand. Hastig beugte er sich tiefer, las das Wort von seinen Lippen: „Geh!“
    Kirian blickte zur Seite; er fühlte sich, als wäre er in Eiswasser getaucht worden.
    „Natürlich“, erwiderte er, erfüllt von Trauer. Er hatte gewusst, der Preis würde hoch sein. Wenigstens hatte er die richtige Entscheidung getroffen und damit Lys’ Leben gerettet. Behutsam bettete er ihn nieder und wollte ihn verlassen, doch dann sah er, dass der junge Mann um weitere Worte kämpfte.
    „Schon gut, es ist alles gut. Ich habe Albor zu den anderen gebracht, sie sind bereits weit weg. Danke, dass du ihn gerettet, für alles, was du für ihn getan hast. Ich weiß, wie schwer das für dich gewesen sein muss.“
    Lys schüttelte den Kopf, griff kraftlos nach Kirians Hand.
    „Flieh“, wisperte er schließlich stockend. „… nicht finden.“
    Kirian starrte auf ihn nieder, wagte nicht zu hoffen, was das bedeuten könnte.
    „Flieh“, stöhnte Lys. „Komm wieder, wenn du willst und kannst. Komm …“
    „Das werde ich.“ Kirian beugte sich vor, wie betäubt vor Erleichterung, und küsste ihm sanft die Lippen. „Ich schwöre, ich werde zu dir kommen und dich auf Knien um Vergebung anflehen. Vielleicht habe ich mir bis dahin selbst verziehen – nein, ich werde es mir nie verzeihen.“ Dann löste er sich widerstrebend. Es dämmerte bald. Wenn die Soldaten ihn hier erwischten, würde es Tote geben.
    „Soll ich dir nicht doch mit den Wunden helfen?“, fragte er besorgt, denn Lys blutete immer noch. Doch der schüttelte den Kopf, also fügte sich Kirian. Gewiss hatte er seine Gründe, warum er riskierte, so viel Blut zu verlieren. Er

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