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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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bezahlt.“
    „Nun, es ist ein weiter Weg bis nach Hyula, und wir wollen vor Sonnenuntergang ankommen. Auf, Männer, wir traben!“ Der Adlige holte mit seiner Reitpeitsche aus und traf Lys an Rücken und Schulter. Der unterdrückte Schmerzlaut brachte alle Soldaten zum Lachen.
    Kirian lag derweil flach auf dem Felsen und beobachtete, wie die Gruppe weiter zog. Seine Finger schlossen sich um einen Stein, es kostete ihn alle Beherrschung, die er besaß, diesen nicht an den Kopf des Mannes zu schleudern, der Lys wie einen Sklaven hinter einem Pferd herlaufen ließ und dabei erbarmungslos auf ihn einprügelte. Sein Herz setzte kurz aus, als Lys stürzte und über die Straße geschleift wurde, doch er fand sofort den Boden unter den Füßen und kam wieder hoch.
    „Lach nur, Bartolos, Freiherr von Hyula“, grollte Kirian, während er den Felsen hinabkletterte und auf den Wald zusteuerte. Er kannte das Land hier gut genug, diese Abkürzungen nutzen zu können, die ihn zur Festung von Hyula bringen würden. „Lach nur, solange du noch kannst!“
     
     
     
     
     

24.
     
     
    Lys wehrte sich nicht, als er gepackt und in den Sattel gezogen wurde. Er war am Ende seiner Kraft. Unzählige Meilen hatte er mit den Pferden mithalten müssen, dabei immer wieder die Reitgerte zu schmecken bekommen, die ihm regelrecht die Haut vom Rücken zog. Immer häufiger war er gestürzt und mitgeschleift worden, beim letzten Mal hatte er einfach aufgegeben. Nicht mehr versucht, auf die Beine zu gelangen, sondern gewartet, dass es endlich vorbei sein würde. Nur der Griff des Soldaten hinter ihm hielt ihn aufrecht, Lys war zu elend, um gegen Übelkeit, Schmerz und Schwäche anzukämpfen, zumal die Gruppe jetzt in Galopp fiel.
    „Ich dachte schon, Ihr würdet gar keine Vernunft mehr annehmen!“, zischte Gand ihm ins Ohr. „Stolz, immer nur Stolz, ihr hohen Herrn, der bringt euch um!“ Matt versuchte Lys, den Kopf zu drehen, um dem Soldaten antworten zu können, doch selbst diese einfache Bewegung war zu viel für seinen zerschundenen Leib, also ließ er sich hängen und wartete, dass sie endlich ihr Ziel erreichen würden.
    „Lässt sich schlagen wie ein Stück Vieh, und statt zu schreien und um Gnade zu betteln, läuft er über acht Meilen. Glaubt Ihr wirklich, der Alte lässt sich mit Stolz beeindrucken? Den freut das doch nur! Erspart Euch die Schmerzen, wenn er Euch foltern lässt, schreit wie ein Weib, dann ist’s schneller vorbei!“
    Wenn es zu schnell vorbei ist, kann Kirian mich nicht mehr holen, dachte Lys. Wenn er es schafft …
    „Glaubt aber nicht, ich würde Euch helfen. Meinetwegen könnt ihr Adligen euch alle gegenseitig umbringen, jeder weniger ist ein Gewinn! Find’s nur schlimm, dass wir die Drecksarbeit machen müssen.“
    Gegen das Gold dafür hast du aber nichts einzuwenden, wette ich … Lys dämmerte in dumpfer Empfindungslosigkeit dahin, die sich über seinen Körper gelegt hatte, bis sie die Festung von Hyula erreichten. Es war ein erstaunlich wehrhaftes Gemäuer, das über ihm aufragte, wenn man die bescheidene Stellung des kleinen Landstrichs hier im Westen Onurs bedachte.
    Das war vor ein paar Jahren noch ein schlichtes Herrenhaus … der Ausbau muss alles gekostet haben, was das Volk zu geben hatte. Seltsam, dass Sorala das durchgehen ließ … Er lachte über sich selbst, dass er ein solch unwichtiges Detail überhaupt bemerkte. Alles war so fern von ihm, vollständig entrückt, selbst die Erschöpfung und der Schmerz.
    Gand zerrte ihn rücksichtslos vom Pferd herunter und stieß Lys auf die Knie.
    „Es ist ein Fest für meine Augen, Euch so im Dreck liegen zu sehen, Corlin!“, sagte der Freiherr triumphierend und schlug Lys mit dem Reithandschuh ins Gesicht. „Ihr blutet wie ein Schwein, seid dreckig wie ein Schwein, suhlt Euch im Schlamm wie ein Schwein. Lyskir Schweinefürst, das würde ich auf Euren Grabstein schreiben!“ Alle lachten, genossen es offensichtlich kaum weniger als ihr Herr, einen der hohen Fürsten gedemütigt zu sehen.
    „Schade nur, dass ich Euch nicht selbst erledigen darf. Ruht Euch aus, morgen früh geht’s nach Sorala. Der Graf und seine Verbündeten werden mich mit Gold überschütten, wenn ich Euch ausliefere.“ Noch einmal hieb er Lys mit dem schweren Lederhandschuh ins Gesicht, dann hatte er anscheinend genug von dem Spiel und stapfte an seinem Gefangenen vorbei, auf das Haupthaus zu.
    „Werft ihn ins Verlies und passt auf, dass er die Nacht überlebt. Für eine

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