Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
versuchte zu kämpfen, doch es war schon zu spät, er konnte kaum die Hände heben, die Welt versank in atemloser Schwärze. Da lockerte sich der Zug, und er schnappte nach Luft, vollkommen schockiert von dieser Attacke. Jetzt erst bemerkte er die Kerze, die auf dem Tisch neben seinem Bett entzündet worden war, und plötzlich klärte sich seine Sicht und er erkannte den Mann über sich.
    „Du?“, krächzte er. Eine Hand packte ruckartig seine Kehle, allerdings ohne zuzudrücken, und eine Klinge schwebte nur einen halben Fingerbreit vor seinem Auge.
    „Keinen Laut. Wag es zu schreien, und du wirst es bereuen.“
    „Was willst du? Wie bist du reingekommen?“, wisperte Bartolos, ohne sich einschüchtern zu lassen. Gewiss, schreien würde er nicht, aber offensichtlich wollte dieser Söldner noch etwas von ihm, sonst hätte er ihn doch längst getötet.
    „Du wirst das hier unterschreiben und besiegeln“, zischte der Eindringling und hielt ein Pergament hoch.
    Verflucht, etwas an diesem Mann war vertraut! Bartolos fuhr zusammen, als die Erinnerung plötzlich an die Oberfläche schwappte.
    „Unmöglich, du bist tot … alle sagen, Ihr seid längst tot!“, murmelte er.
    „Überraschung!“, zischte der Mann. „Los, oder muss ich erst buuh! schreien, damit du mich nicht für einen Geist hältst?“
    „Stefár von Lichterfels, richtig? Aber was habt Ihr mit dem Corlin zu schaffen?“
    „Stefár ist tot, Bartolos. Sieh hin, wer ich jetzt bin!“ Die Dolchspitze verschwand, jetzt starrte er auf das Heft der Klinge. Ein prachtvolles Stück, geformt wie ein sprungbereiter Löwe. Der Dolch, der längst genauso Legende geworden war wie sein Besitzer.
    „Kirian? Du bist …“ Ein Fausthieb krachte gegen seinen Kiefer, benommen riss er die Arme hoch, versuchte sich zu schützen, dem Hass in diesen glühenden Augen zu entkommen.
    „Ja, ich bin Kirian. Und ich bin ein totgesagter Fürstensohn, der wirklich wütend ist. Wo ist Lys?“
    „Ich sag es Euch, bitte, tötet mich nicht!“, wimmerte er, so gut er konnte. Der Hieb hatte ihm mindestens zwei Zähne ausgeschlagen, Bartolos spuckte Blut. Plötzlich fiel ihm auf, dass er allein hier lag. „Gwenna? Wo – was habt Ihr mit ihr gemacht?“
    „Nichts. Du wirst sie allerdings nicht mehr wiedersehen.“ Er wurde gepackt, aus dem Bett gezerrt, zum Tisch geschubst.
    „Unterschreib und besiegle, ich sag es nur einmal!“, drohte die eisige Stimme hinter ihm. Sein Blick irrte über die Zeilen – es war ein Befehl, dem Träger dieses Schreibens in jeder Hinsicht zu gehorchen und den Gefangenen, Lyskir von Corlin, unverzüglich an ihn zu überstellen. Unwillkürlich krampfte sich seine Hand um einen Schlüssel, den er um den Hals trug.
    „Ihr hasst den Jungen, nicht wahr? Sollen wir ihn nicht gemeinsam vernichten?“, flüsterte er mühsam, nachdem er seinen Namen gegeben und das Wachssiegel angebracht hatte. „Ich hasse ihn auch, ihn und seine ganze Sippe. Er hat von mir keine Gnade empfangen. Ich hätte es mir einfach denken müssen, dass er Euer Gefangener war, nicht Euer Schützling. Kein Söldner geht so mit seinem Herrn …“ Ein weiterer harter Schlag traf ihn, brachte ihn zu Fall. Augenblicklich warf sich der Räuber über ihn, schlug wahllos auf ihn ein, bis Bartolos nur noch wimmern konnte, kaum noch bei Bewusstsein.
    „Ich würde dich sogar leben lassen, du Made, und mich an dem Gedanken weiden, dass du den Rest deines erbärmlichen Lebens vor mir zitterst. Aber du hast dich an jemandem vergriffen, der zu mir gehört. Danke den Göttern, dass ich keine Zeit zu verlieren habe. Du wirst nicht leiden.“
    In Todesangst versuchte Bartolos zu schreien, sich zu wehren. Den scharfen Ruck, als die Klinge in seinen Leib fuhr, spürte er nicht, nur die Kälte, die plötzlich über ihn kam, und die Dunkelheit. Das letzte, was er sah, war das eisige Feuer von Triumph und Hass.
     

25.
     
     
    Kirian wischte den Dolch hastig an Bartolos’ Nachtgewand sauber. Oh, wie gerne hätte er diesen Bastard leiden lassen für das, was er Lys angetan hatte! Aber dafür war keine Zeit. Der Schlüssel um den Hals des Freiherrn war ihm sofort aufgefallen. Möglicherweise brauchte er ihn? Gewiss, es konnte irgendein Schlüssel sein, zu einem Kästchen mit Juwelen oder Geheimdokumenten, zu einer versteckten Kammer gehören … aber eben auch zu einer Tür, hinter der Lys gefangen lag. Er zögerte nicht lange, sondern nahm den Schlüssel einfach mit. Wegwerfen konnte man ihn ja immer

Weitere Kostenlose Bücher