Eisiges Feuer (German Edition)
nackter Erde lag.
„Hoch mit dir!“ Der schweigsame Wächter versetzte Lys einige Fußtritte, die lediglich von mattem Stöhnen beantwortet wurden, dann hob er seinen Gefangenen auf und warf ihn sich über die Schulter. Kirian schluckte seine Wut auf diesen Mann hinunter, so schwer ihm das auch fiel.
„Geros trägt den für Euch zum Haupttor, geht am schnellsten“, sagte der Dunkelhaarige. „Hey, beeil dich, das Spiel wartet, klar? Du warst dran mit Geben, Geros!“
Lys wurde langsam wach, während er auf der breiten Schulter des Wächters hin- und herschaukelte. Die Schürfwunden, die Beine und Bauch fast vollständig überzogen, brannten furchtbar und sein Rücken schien in Flammen zu stehen.
Will endlich mal wieder aufwachen ohne Schmerz, Angst, Hunger …, dachte er, als sein benebelter Verstand begriff, was mit ihm geschah. Offenbar war es schon Zeit, man brachte ihn nach Sorala.
Kirian, wo bist du?
Eine dunkle Gestalt lief neben ihm, mit weitgreifenden Schritten. Wohl sein Bewacher auf der Reise. Hoffentlich nur wenige Soldaten, sonst kann ich nicht fliehen.
Sie traten ins Freie, verwirrt erkannte Lys, dass es noch tiefe Nacht sein musste.
„Komm schon, Geros, beeil dich!“, zischte eine Stimme aus den Schatten. Lys wurde hochgerissen, herumgewirbelt und auf ein Pferd gesetzt. Stöhnend sank er nach vorne weg.
„So ist das sinnlos, wenn er fällt und sich den Hals bricht, hat niemand was gewonnen. Bindet ihn so, dass er weder aus den Steigbügeln rutschen noch anderweitig fallen kann!“
Lys ruckte hoch – Kirian! Wie war das möglich? Kirian, hier in der Festung? Erteilte Befehle und bestimmte über sein Schicksal?
Er wurde wenig behutsam mit den Händen an den Sattelknauf und mit den Stiefeln an die Steigbügel gefesselt. Eine weitere Schlinge führte um den Hals des Pferdes und über Lys’ Nacken. Selbst wenn er bewusstlos werden würde, könnte er in dieser Haltung nicht abstürzen. Aufrichten war allerdings unmöglich, er drückte sich selbst das Blut in den Armen ab, und es würde schon bald sehr anstrengend und schmerzhaft werden, so zu verharren.
„Herr, das Pergament. Die Torwächter wissen Bescheid, sie lassen euch beide durch.“
„Gute Arbeit. Ich werde das meinem Herrn erzählen, es wird seine Meinung über Hyula erhöhen.“
Lys stöhnte auf, als sein Pferd am Zügel gepackt und mitgeführt wurde, jede Bewegung schmerzte unerträglich. Im Schritt ging es durch das Tor und noch ein wenig den Weg entlang. Dann sprengte Kirian unvermittelt los. Lys biss sich auf die Lippen, bis sie blutig waren, es war eine weit schlimmere Tortur als befürchtet, in dieser Zwangslage auf dem Pferd zu hängen. Doch lieber würde er beide Arme verlieren und sich den Nacken blank scheuern lassen, als auch nur einen Klagelaut von sich zu geben!
Drei Meilen weit trieb Kirian die Pferde voran, bis zu einer großen Wegkreuzung, bei der er eine viel genutzte Abzweigung nach Osten nahm. Sie führte ihn erst einmal in die falsche Richtung, aber er hoffte darauf, dass sich die Verfolger, die schon bald an ihren Fersen hängen würden, davon verwirren ließen. Erst, als die Kreuzung ein ganzes Stück hinter ihnen lag, wagte er anzuhalten. In fliegender Hast sprang er vom Pferd. Die Faust um seinen Magen, sie war wieder da, als er sich Lys näherte. Wie schwer war er wirklich verletzt? Was würde der wilde Ritt ihm angetan haben? Und würde Lys ihm jemals den Verrat verzeihen können?
Kirian drängte all diese Fragen zur Seite, als er die Seile durchschnitt. Lys stöhnte unterdrückt, sobald Kirian ihn vom Sattel zog, war aber offensichtlich bei Bewusstsein.
„Hörst du mich? Lys, kannst du mich hören?“ Kirian verfluchte die Dunkelheit, er konnte nicht sehen, wie schwer die Wunden waren.
„Lass mich.“ Lys schlug unkontrolliert um sich.
„Hör auf, du verletzt dich nur noch mehr! Ich bin’s, du bist frei.“
„Lass mich los!“ Kirian gehorchte widerstrebend; sofort wich Lys vor ihm zurück, mehr kriechend zwar, aber immerhin aus eigener Kraft. Er hätte am liebsten geschrien bei diesem Anblick.
Hab ich ihn verloren?
„Du hast mich ausgeliefert“, zischte Lys. „Sie hätten mich beinahe zu Tode geschleift!“
„Ich weiß, es tut mir leid. Was hätte ich denn machen sollen? Flucht war unmöglich, einen Kampf hätten wir auf keinen Fall überlebt. Ich dachte, so hättest du vielleicht …“
Lys schnaufte nur wütend und wich noch weiter vor ihm zurück.
„Ich habe Bartolos
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