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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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nun einmal die Möglichkeit, dass es Lys gelingen würde, sie zu befreien, sei es in einer waghalsigen Rettungsaktion oder, wahrscheinlicher, einem raffinierten politischen Winkelzug. Jeder Mensch in Onur dürfte wissen, wo sie war, den König, Lichterfels und Corlin eingeschlossen. Niemand würde eingreifen, auch ihr Vater nicht, es sei denn, Lys würde offen um Hilfe bitten.
    Was natürlich nicht infrage kommt, damit würde er sich ja selbst schwächen!, dachte sie verächtlich. Aber ein Bündnis mit einem rangniedrigeren Adligen, mit dem er Sorala das Wasser abgraben kann, das wäre doch sicher nach seiner Vorstellung.
    Vielleicht beschließt er aber auch, dass er mich auf diese Weise billig loswird, und handelt mit diesen Verbrechern ein Abkommen aus …
    Es klopfte wieder, der Schlüssel wurde gedreht. Elyne wischte sich hastig die Tränen ab und rüstete sich für ihren nächsten Wutausbruch.
    „Elyne, Liebes?“ Sie stöhnte innerlich. Camera, die gräfliche Mutter war ganz besonders unerträglich. Aber nicht einmal Elyne brachte es übers Herz, einer solch würdigen alten Dame Wasser ins Gesicht zu schütten oder sie anzukeifen wie ein Fischerweib.
    „Du musst doch etwas essen, Kind, die Geburt ist doch erst zwei Wochen her. Ach, Liebling, von deinem Kleinen getrennt, wie grausam ist die Welt, wie grausam!“ Die Gräfin säuselte und zirpte, zwang Elyne dabei energisch durch die Tür in Richtung Speisesaal.
    „Wir verstehen dich hier alle, Liebes, entführt wie ein Stück Vieh, getrennt von Mann und Kind, was man dir antut, es ist so unmenschlich!“
    „Ihr versteht gar nichts!“, fauchte Elyne und riss sich los. Diese grässliche Frau, gerade ihr Mitleid war so lästig!
    Verletzt starrte die kleine alte Gräfin sie an, dann lächelte sie wieder nachsichtig. „Die Jugend, sie fühlt sich immer schlecht behandelt, jaja!“
    „Und das Alter, immer glaubt es, alles besser zu wissen!“ Hochmütig stapfte Elyne voraus in den Saal, wo man sie bereits ängstlich erwartete. Der Ausdruck kaum verhüllter Panik gefiel ihr so gut, dass sie beschloss, sich erst einmal gnädig hinzusetzen, statt sofort mit Geschirr und Lebensmitteln zu werfen.
     
    Währenddessen saß Graf Inur von Sorala mit seinem wichtigsten Verbündeten an einem Tisch und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Obwohl er noch keine vierzig Jahre zählte, hatte sich seine einst dichte schwarze Haartracht bereits weit zurückgezogen. Er war ein Mann, dessen kurz geratener, stämmiger Körperwuchs in keiner Relation zu seinem gewaltigen Ehrgeiz stand.
    „Herr, ich weiß nicht, wie lange wir das noch ertragen können. Die junge Fürstin ist wie ein tollwütiger Hund. Gerade eben erst hat sie einem meiner Diener die Nase gebrochen!“
    „Ich verlasse mich darauf, dass Ihr dieses Mädchen gebändigt bekommt“, erwiderte sein Gast gelassen. „Elyne ist klug, sie weiß, wenn sie sich aufführt wie eine Irrsinnige, kann ihr Gemahl ihr hinterher nicht vorwerfen, sie hätte sich möglicherweise mit dem Feind verbündet – falls es ein solches hinterher gibt. Falls nicht, hofft sie ganz offensichtlich darauf, dass man sie lieber zu ihrem Vater zurückschickt, als eine solch hysterische Person zur Heirat zu zwingen. Aber bis jetzt gehen wir davon aus, dass ihr Gemahl noch lebt und seine eigenen Pläne verfolgt. Natürlich wird Lyskir niemals freiwillig seinen eigenen Sohn ausliefern. Zumal sich das Kind, dank Eurer vollständigen Inkompetenz, an einem unbekannten Ort befindet.“ Die Stimme des Mannes war so eisig, dass der Graf unwillkürlich erschauderte.
    „Herr, ich bitte um Vergebung“, begann er, doch er wurde sofort unterbrochen.
    „Wie konntet Ihr einen einzelnen Mann mit einer Amme und einem Kind auf einem solchen Riesenklepper verlieren?“
    Na, Euch hätte ich sehen wollen, wie Ihr mehrere Nächte in Folge ohne Schlaf auskommt!, dachte Inur. Einige seiner Leute waren dem jungen Fürsten gefolgt, doch während der tagsüber abwechselnd mit der Amme stundenweise geruht hatte und so die Kraft fand, die Nächte durchzumarschieren, hatten seine Männer irgendwann einfach anhalten müssen und ihre Beute auf diese Weise verloren. Tagelang hatten sie anschließend noch nach ihm gesucht, ohne Erfolg.
    „Herr, der junge Corlin ist ein ungewöhnlich listenreicher Mann. Er muss geahnt haben, dass man ihm möglicherweise folgt und hat es in der Dunkelheit der Nacht geschafft, falsche Fährten zu legen und seine Häscher abzuschütteln.“ Inur

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