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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Woche war.«
    »Mhmm.«
    »Aber ich glaube, das war bloß der typische Stress, der mich befällt, wenn ich ein neues Projekt anfange. Darüber haben wir ja schon öfter gesprochen. Jedes Mal, wenn ich ein neues Projekt anfange, werde ich nervös, und dann fallen mir alle möglichen Gründe ein, warum ich es lieber sein lassen sollte. Und wenn das erst mal anfängt, dann kommt mir mein Leben wie eine einzige Folge von Fehlschlägen vor, und dann werde ich ein bisschen trübsinnig.«
    »›Ich habe noch nie irgendetwas von Wert geschaffen‹, sagten Sie.«
    Du Dreckskerl, dachte Cardinal.
    »Das klingt nach mehr als ein bisschen trübsinnig«, fährtBell ungerührt fort. »Sie haben noch nie etwas von Wert geschaffen?«
    »Das war … Ich meine … Ich dachte … Ich habe einfach nachgedacht. Sehen Sie, das ist genau das, was passiert, wenn ich wegen eines neuen Projekts nervös werde: Mir fallen alle Gründe ein, warum ich es lieber lassen sollte. Und der wichtigste Grund ist: Wen interessiert meine Arbeit überhaupt? Schließlich kann ich bisher keine großen Erfolge verbuchen. Als Karsh zum Beispiel in meinem Alter war, war er berühmt für seine Porträts, wissen Sie, André Kertész hatte sich mit diesen wunderbaren Straßenszenen und all diesen experimentellen Bildern einen Namen gemacht, und Diane Arbus hatte ihre Fotografien im Museum of Modern Art ausgestellt. Warum sollte ich also die ganze Mühe noch auf mich nehmen? Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf. Aber irgendwann gehen die Gedanken weg, und ich konzentriere mich nur noch auf die Arbeit – die technischen Schwierigkeiten, wie interessant die verschiedenen Aufnahmen sein werden. Dann vergesse ich alles andere.«
    »Interessant, dass Sie Diane Arbus erwähnen.«
    »Sie war großartig. Sie war ein behütetes Mädchen von der Upper West Side, und trotzdem hat sie sich in die gefährlichsten Ecken von New York gewagt und Transvestiten und Zwerge und Gott weiß was alles fotografiert. Sie war einfach unglaublich.«
    »Wahrscheinlich die berühmteste Fotografin des Jahrhunderts.«
    »Na ja, ich weiß nicht. Die berühmteste Frau unter den berühmten Fotografen, ja, das ist richtig.«
    »Zumindest, nachdem sie sich das Leben genommen hat.«
    »Das war wirklich schrecklich traurig«, sagt Catherine, als redete sie von einer Freundin. »Ich habe alles über sie gelesen. Sie und ihr Mann waren ein bemerkenswertes Paar. Nachdemdie Ehe zerbrochen war, ist sie nie wieder dieselbe gewesen. Sie hat die Trennung nie verwunden, und ich glaube, keine noch so interessante Arbeit und kein noch so großer Erfolg hätte sie darüber hinwegtrösten können. Nicht dass sie ihm die Schuld gegeben hätte. Sie liebte ihn immer noch. Und er sie auch.«
    Catherine spricht über sie, als hätten sie sich jahrelang gekannt, als hätten sie Tag für Tag miteinander geredet und zusammengearbeitet, dachte Cardinal. Wieso habe ich davon nichts mitbekommen? Hab ich einfach nicht zugehört?
    »Tatsache ist«, sagt Dr. Bell ruhig, »dass sie sich umgebracht hat, und sie mag vielleicht nicht die berühmteste Fotografin sein, aber sie ist zweifellos eine der berühmtesten Selbstmörderinnen, und das hatte einen Einfluss darauf, wie ihre Arbeiten bewertet wurden. Offenbar haben Sie viel über sie nachgedacht.«
    »Ich bewundere sie. Ihre Arbeit bedeutet mir sehr viel. Und Sie haben recht: Die Art und Weise, wie sie gestorben ist, hat einen Einfluss darauf, wie ihre Arbeit bewertet wird. Es ist, als schwebte über jedem ihrer Fotos ein riesiges rotes, mit Blut unterstrichenes Ausrufezeichen.«
    »Es hat ihren Ruhm vermehrt.«
    »Ja. Trotzdem ist es eine schrecklich traurige Geschichte.«
    »Ich frage mich also – verstehen Sie mich nicht falsch –, ob das für Sie eine Rolle spielt, wenn Sie Selbstmordgedanken hegen. Glauben Sie, dass das eine Rolle spielen könnte?«
    »O Gott«, entfährt es Catherine. Dann schweigt sie eine ganze Weile, das Gesicht von der Kamera abgewandt. »Könnte ich wirklich so oberflächlich sein? Mich umbringen, nur um berühmt zu werden?«
    »Ganz von der Hand zu weisen ist es nicht, oder? Es ist schon vorgekommen.«
    Dreckskerl, dachte Cardinal erneut.
    »Nein, ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt. Ich meine, wenn es so sein sollte, dann ist es jedenfalls nicht bewusst. Nein, wenn ich an Selbstmord denke, dann nur, weil ich so schrecklich leide und weil ich es nicht mehr aushalten kann. Dann sehne ich mich danach, dass es
aufhört
. Dass

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