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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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neuen Kamera zu bringen, und hatte sie vom Dach gestoßen, als sie sich gewehrt hatte, oder ihr Mörder hatte die Kamera vom Tatort entfernt. Cardinal fiel nur ein Grund ein, warum jemand das tun würde.
    Der größere Karton enthielt Gegenstände, die in der Nähe der Toten gefunden worden waren, ihr aber nicht notwendigerweise gehört hatten: eine Zigarettenschachtel, mehrere Kippen, eine Marsriegelverpackung, ein Pappbecher von einem nahe gelegenen Harvey’s Café. Außerdem jede Menge elektronische Kleinteile, Müll aus dem Computerladen im Erdgeschoss. Um die Mülltonne herum war der Boden übersät gewesen mit Karten, Laufwerken und Chips. Collingwood und Arsenault hatten alles pflichtbewusst eingesammelt und gekennzeichnet.
    Alle Gegenstände befanden sich in Plastiktüten, die nummeriert, datiert, mit den Initialen der Person versehen waren, die sie gefunden hatte, und mit Angaben darüber, in welcher Entfernung von der Leiche sie gelegen hatten. Cardinal nahm mehrere der in Plastik verpackten Gegenstände aus dem Karton. Er war weiß Gott kein Computerfreak, aber er wusste immerhin, wie eine Speicherkarte aussah. Die, die er jetzt vor sich sah, wirkten ziemlich veraltet und entstammten wahrscheinlichComputern, die selbst die Fachleute der Firma CompuClinic, Inc., nicht mehr reparieren würden.
    Cardinal entnahm dem Karton weitere Gegenstände: ein CD-Laufwerk, ein Paar Kopfhörer, einen winzigen Chip. Er drehte den Chip um. Er hatte etwa die Größe einer Briefmarke, war grün und an einem Rand gezahnt. Die andere Seite war durch den Aufkleber auf dem Plastiktütchen verdeckt. Cardinal öffnete das Tütchen und ließ den Chip auf die Arbeitsplatte gleiten. In blassgrauen Buchstaben war der Name
Canon
auf dem Chip zu lesen.
    »Hey, Arsenault«, sagte Cardinal. »Haben Sie eine Kamera hier, in die dieser Chip passt?«
    Arsenault blickte auf und schüttelte den Kopf. »Unsere haben Memorysticks. Die haben eine andere Form. Warum?«
    »Ich glaube, das ist der Chip aus Catherines Kamera. Ich will sehen, was darauf ist.«
    »Diese Nikon ist nicht digital.«
    »Sie hatte noch eine Kamera bei sich. Eine Canon.«
    »Wirklich?« Arsenault drehte sich um. »Dann können wir den Chip in den Drucker stecken, um zu sehen, was darauf ist.«
    »Braucht man keine Kamera anzuschließen?«
    »Nein. Der Drucker verfügt über ein Lesegerät.«
    Arsenault rollte mit seinem Stuhl zum Drucker hinüber. Er drückte auf eine Taste, und ein kleines Fach mit mehreren Aussparungen fuhr heraus. »Legen Sie ihn einfach da rein«, sagte er und zeigte auf eine kleine, quadratische Vertiefung. Cardinal drückte den Chip hinein, und Arsenault ließ das Fach zurück in den Drucker fahren.
    »Wenn irgendwas auf dem Chip ist, müssten wir es in der Vorschau sehen.« Er drückte auf ein leuchtendes Rechteck von der Größe einer Spielkarte.
    Das Rechteck wurde schwarz, dann erschien das Canon-Logo und gleich darauf das erste Foto. Es war eine Aufnahme von der Stadt aus großer Höhe, mit lauter winzigen Lichtpunkten. Cardinal konnte die beiden Türme der französischen Kirche in der Ferne erkennen. Das gehörte zu dem Letzten, was Catherine gesehen hatte.
    »Sie brauchen nur auf
next
zu drücken«, sagte Arsenault, »um sich die weiteren Fotos anzusehen.«
    Als Cardinal auf die Taste drückte, änderte sich das Bild geringfügig: dieselbe Ansicht, etwas näher herangeholt. Das nächste Bild war von einem anderen Winkel aus aufgenommen. Auf der rechten Seite waren die roten Warnlichter des Funkturms zu sehen. Es folgten mehrere ähnliche Aufnahmen, dann wieder ein Foto von der französischen Kirche. Cardinal konnte verstehen, warum Catherine ausgerechnet in jener Nacht fotografieren wollte. Der orangefarbene Herbstmond ging gerade neben den Kirchtürmen auf.
    »Schön«, sagte Arsenault leise.
    Auf dem nächsten Bild war der Mond halb verdeckt. Auf dem übernächsten tauchte er gerade zwischen den Türmen auf. Gleich würde er zwischen den Türmen hängen wie ein leuchtender Kürbis. Aber das folgende Foto zeigte etwas ganz anderes.
    Es wirkte wie eine Zufallsaufnahme, als wäre Catherine geschubst oder überrascht worden: eine Wand, leicht verschwommen, ein Lichtstrahl von oben und in der rechten Ecke ein Arm. Ein Männerarm. Man konnte die Schulter, den Arm, einen Handschuh und ein Stück von einem Mantel erkennen.
    Als Cardinal erneut die Taste drückte, hörte er, wie Arsenault scharf einatmete.
    Sie starrten beide auf das Bild, das vor

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