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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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positive Wirkung auf die Stimmung, aber im Herbst ging ihr jedes Mal das Herz auf.
    Die Sonne schien so hell, dass der Parkplatz draußen wie ein überbelichtetes Foto wirkte. Im Waschsalon war alles, was nicht blutig war, grau und farblos wie zu häufig gewaschene Wäsche.
    Die Tür quietschte, und Burke kam herein, einen Notizblock in der Hand. »Ich hab seinen Wagen durchsucht. Der Rücksitz ist voll mit neuen Büchern und Ordnern und allem möglichen Kram.«
    Burke versuchte, sich kaltschnäuzig zu geben, aber sein Gesicht war bleich, und seine Hand zitterte.
    »Wir haben seinen Studentenausweis«, sagte Delorme. »Hö ren Sie, Larry, vielleicht sollten Sie lieber nach Hause fahren und sich ein bisschen hinlegen. Mitansehen zu müssen, wie sich jemand eine Kugel in den Kopf jagt – das ist nichts, wo man in fünf Minuten drüber wegkommt.«
    »Aber sehen Sie sich das mal an.«
    Er reichte ihr ein offizielles Schreiben auf teurem Papier mit Briefkopf und rotem Wappen. Es war von Anfang April datiert.
    »›Sehr geehrter Mr. Dorn‹«, las Delorme. »›Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass die McGill University Sie zum Mathematikstudium zugelassen hat. In Anbetracht Ihrer hervorragenden Leistungen an der Northern University kann ich Ihnen wohl jetzt schon versichern, dass mit der Zulassungebenfalls ein Stipendium verbunden ist. Vorbehaltlich der Zustimmung der für die Vergabe von Stipendien zuständigen Abteilung werden Ihre Ausgaben sich wahrscheinlich auf Miete und Lebenshaltungskosten beschränken. Wir freuen uns, Sie im Herbst bei uns begrüßen zu dürfen.‹ Das Semester hat doch schon längst angefangen. Wenn McGill ihn aufgenommen hat, warum ist er dann nicht in Montreal?«
    »Der Typ hatte einen Sprung in der Schüssel«, sagte Burke. »Dieses Arschloch«, fügte er hinzu, aber es klang nicht sehr überzeugend.
    »Larry«, sagte Delorme, »Sie sollten wirklich nach Hause fahren und sich ins Bett legen. Sie sind nicht in der Verfassung zu arbeiten. Nun gehen Sie schon. Niemand wird es Ihnen übelnehmen.«
    »Es geht mir gut. Das ist doch alltäglicher Scheiß. Das gehört schließlich zu unserem Job.«
    »Nein, tut es nicht. Ich habe noch nie miterlebt, wie sich jemand erschossen hat, und ich möchte es auch nicht erleben. Was haben Sie da in der Hand?«
    »Hä?« Burke hielt einen Palmtop hoch und starrte ihn an, als wäre er gerade auf wundersame Weise in seiner Hand gelandet. »Ach ja. Lag in seinem Wagen. Dachte, es würde Sie interessieren.«
    »Gut gedacht. Und jetzt machen Sie, dass Sie nach Hause kommen.«
    »Vielleicht setze ich mich einfach ein bisschen draußen in die Sonne«, sagte Burke.
    Szelagy klappte sein Handy zu. »Die vom Zentralregister rufen mich zurück.«
    »Ist vielleicht gar nicht mehr nötig«, sagte Delorme. Sie fuhr mit dem Stift über das Display und ging die Adressen durch. Nicht unter
D
wie Dorn, nicht unter
E
wie Eltern. »Aha. Unter
M
wie Mom.«

13
     
    E in seltsames Glücksgefühl durchströmt Cardinals ganzen Körper. Sie sind zu dritt – Catherine, Cardinal und Kelly – im Restaurant Trianon, wo es das beste Essen von Algonquin Bay gibt. Ins Trianon gehen sie immer zu ganz besonderen Anlässen: an Geburtstagen, Hochzeitstagen oder manchmal einfach nur, weil Kelly zu Besuch ist. Jetzt ist sie aus New York gekommen, und Catherine ist gut gelaunt, die Klinik eine ferne, grün geflieste Erinnerung. Cardinals Herz ist so leicht wie ein Heliumballon.
    Vielleicht hat er ein bisschen zu viel getrunken, denn er wird regelrecht gefühlsduselig. »Das ist phantastisch«, sagt er. »So soll es sein. Wir könnten glatt in einer Fernsehserie auftreten:
Die glückliche Familie

    Kelly verdreht die Augen. »Also wirklich, Dad.«
    »Aber sieh uns doch mal an«, beharrt Cardinal. Okay, es ist wahrscheinlich der Bordeaux, aber er kann einfach nicht an sich halten. »Eine schöne, intelligente Tochter, ein kompetenter Ehemann –«
    »Und eine verrückte Ehefrau«, wirft Catherine ein, und die anderen beiden lächeln.
    Cardinal nimmt ihre warme Hand. »Ich bin einfach so dankbar«, sagt er. »Nein, ich bin mehr als dankbar. Ich bin einfach so –«
    »Dad, was quasselst du da?« Kelly macht ein Gesicht, als wollte sie gleich die Rechnung bestellen und ins nächste Flugzeug nach New York steigen. »Können wir nicht ein ganz normales Gespräch führen?«
    »Das ist ein normales Gespräch«, erwidert Cardinal. »Das macht es ja so wunderbar. Ich hab geträumt, Catherine

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