Eiskalt in Nippes
erreichen und befragt sie dann zu Hause.“
In der nächsten Zeit versuchte Gerber in immer kürzer werdenden Abständen, Ursula Meierbrink telefonisch zu erreichen. Plötzlich hatte er eine Idee. Er nahm sein Smartphone aus der Jackentasche, suchte eine Nummer heraus und wählte.
„Hallo Klaus, hier ist Jochen Gerber vom KK 11 in Köln. Kannst du mir einen Gefallen tun? Bei euch in Wissen in der Hermannstraße wohnt eine Ursula Meierbrink. Sie ist die Tochter von Erna Schmitz, und die haben wir hier als Leiche. Könntest du einen Wagen vorbeischicken, dass sich die Frau Meierbrink bei uns meldet, wir können sie telefonisch nicht erreichen. Ja, danke, ruf mich bitte hier zurück.“
Dember schaute Gerber erstaunt an.
„Was war das jetzt? Welche Hilfstruppen hast du jetzt in Marsch gesetzt?“
„Es ist manchmal gut, wenn man jemanden kennt. Verbindungen schaden nur dem, der keine hat. Das war Klaus Cohn, der IPA-Vorsitzende von Betzdorf. Er ist dort beim Kriminalkommissariat. Und Betzdorf ist zuständig für Wissen. So brauchen wir die ganze Strecke nicht umsonst fahren.“
„Hör mal, Jochen, das von gestern tut mir leid, wenn ich gewusst hätte…“
Gerber ließ ihn nicht aussprechen: „Lass gut sein, Heinz. Schwamm drüber.“
Ein kurzer Blickkontakt flickte endgültig die Reste des schwelenden Konfliktes.
Die Filmmusik „Fluch der Karibik“ ertönte, und Dembers Smartphone vibrierte auf der Schreibtischplatte. Er nahm es auf und las die eben eingegangene SMS. Ein Grinsen lag auf seinem Gesicht. Die Nachricht war von Doris, die ihn zärtlich an die letzte Nacht erinnerte und wissen wollte, ob er abends wieder zu ihr käme.
Dember drückte auf Antworten und schrieb ihr zurück: „Du bist eine tolle Frau. Ich hoffe, dass ich gegen 19.00 Uhr bei dir sein kann. Kuss. Heinz.“ Gerber setzte sich und schaute ihm amüsiert zu: „Irgendwie wird mir das fehlen.“
In der Zwischenzeit fuhr ein Streifenwagen der Polizeiwache Wissen auf Bitten von Klaus Cohn zur Hermannstraße.
Bei der Anschrift handelte es sich um ein Einfamilienhaus aus den dreißiger Jahren. Der Name U. Meierbrink stand auf der Klingel.
Der Beamte drückte mehrfach den Klingelknopf. Es tat sich nichts, keine Nachfrage über den Lautsprecher, keiner kam an die Tür. Er ging zum Haus gegenüber und klingelte dort. Einen Moment später hörte er die Frage einer offensichtlich älteren Frau: „Wer ist da?“ In der Stimme lag etwas Zittriges.
„Hier ist die Polizei, können Sie uns bitte reinlassen“, bat der Uniformierte freundlich.
Kurze Zeit später öffnete eine etwa 85-jährige Frau in einer buntgeblümten Kittelschürze die Tür.
„Entschuldigen Sie die Störung. Kennen Sie Frau Meierbrink von gegenüber? Wir versuchen sie zu erreichen, aber sie scheint nicht da zu sein.“
„Ja, natürlich kenne ich die. Aber Frau Meierbrink ist letzte Woche in Urlaub geflogen. Die wollte mal ausspannen“, erzählte die Nachbarin leutselig.
„Wissen Sie, ob die Mutter von Frau Meierbrink in dem Seniorenheim hier im Bröhltal wohnt?“
„Ja, die Erna. Ist was mit ihr?“, fragte sie plötzlich ziemlich erschrocken.
„Ich weiß nichts Genaues, aber es ist was passiert. Frau Schmitz ist verstorben“, versuchte der Beamte behutsam zu antworten.
Die ältere Dame war sichtlich geschockt: „Die Erna ist tot?“, fragte sie mit weinerlicher Stimme. „Die war immer so nett.“
„Kannten Sie Frau Schmitz gut?“
Sie schluckte: „Nein, eigentlich nicht. Aber Frau Meierbrink hat viel von ihr erzählt und sich rührend um ihre Mutter gekümmert. Zu mir kommt ja leider keiner mehr. Mein Mann ist schon lange tot, und wir hatten keine Kinder, wissen Sie.“
„Haben Sie eine Erreichbarkeit von Frau Meierbrink?“, hakte der Beamte ein.
„Tut mir leid, ich weiß noch nicht mal, wohin sie genau ist. Sie hat es mir erzählt, aber ich habe es vergessen. Ich kann mir leider nicht mehr alles merken“, sagte sie entschuldigend.
„Wissen Sie denn, wann Frau Meierbrink wieder zurück ist?“
„Ich glaube, die wollte drei Wochen fliegen.“
Er hinterließ einen Zettel mit der Telefonnummer der MK Privileg und bat die ältere Dame darum, diesen Frau Meierbrink sofort auszuhändigen, sobald sie zurückkäme.
Zurück auf der Wache in Wissen rief der Streifenbeamte sofort die Nummer von Jochen Gerber im Präsidium in Köln an. Als er ihm Bericht erstattete, erwähnte er, dass die ältere Nachbarin schon ziemlich vergesslich wäre.
Gerber
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