Eiskalt in Nippes
alle in einen Pappkartongepackt hatte, ging er zur Einsatzmittelverwaltung und gab seine Ausrüstung zurück. Ihm war schon ein wenig seltsam zumute, als er seine Unterschrift unter das Rückgabeformular setzte. Es hatte für ihn so etwas Endgültiges, denn eigentlich hing sein Herz an Köln, und er hatte hier gern gelebt und gearbeitet. Über 20 Jahre in Köln hatten doch Spuren bei ihm hinterlassen.
Die nächsten 90 Minuten verbrachte er bei verschiedenen Verwaltungsstellen mit seiner weiteren „Ausmusterung“ aus dem Polizeipräsidium Köln.
Dember saß zur gleichen Zeit in seinem Büro, um die Namen der ehemaligen Hausbesitzer mit den Ziffern 1 – 14 zu versehen und Spurenakten anzulegen. Es war für ihn eine grundsätzliche Reihenfolge, nach der er die Zeugen aufsuchen wollte.
Gegen 15.00 Uhr kam Westhoven ins Büro zu Dember und Gerber herüber und bat sie, in den Besprechungsraum zu kommen. Dort warteten schon alle anderen sich im Dienst befindlichen Kolleginnen und Kollegen des Kommissariats, der Inspektionsleiter und sogar der Direktionsleiter Bert Stellmacher.
Er stellte kurz den dienstlichen Werdegang des nun nach Hamburg gehenden Kollegen dar und erwähnte seine besonderen dienstlichen Erfolge. Mit lobenden Worten bedankte sich der Kripochef bei Jochen Gerber für seine hervorragende Mitarbeit in über 20 Jahren und wünschte ihm alles Gute für seine Zeit in Hamburg und vor allen Dingen auch für seine Eltern.
Der Inspektionsleiter schloss sich den Worten seines Chefs an und überreichte als Abschiedsgeschenk eine Fotocollage mit allen Gesichtern der Dienststelle sowie einen Designer-Füllfederhalter von Pelikan. Gerber war einer der wenigen Beamten, die noch immer mit Füllfederhalter schrieben.
In Gerbers Augen waren deutlich Tränen sichtbar, die er sofort wegwischte.
Hoffentlich hat das niemand bemerkt
, dachte Gerber, den die Worte der beiden Vorgesetzten sehr berührt hatten. Um seine Rührung zu überspielen, flüsterte er Westhoven, der neben ihm stand, zu:
„Solche Abschiedsreden sind genau wie die Reden auf einer Beerdigung. Es gehen anscheinend immer nur die Besten, der einzige Unterschied ist, hier muss man das Ganze selbst ertragen.“
Dann folgte auf das obligatorische Handschütteln, die Umarmungenund die gegenseitigen Versprechungen, dass man sich melden würde, schließlich sei man nicht aus der Welt, das übliche Glas Kölsch.
Westhoven nahm Dember zur Seite und sagte leise, dass er dann ab Montag zusammen mit dem Kollegen Krogmann die Ermittlungen weiterführen würde.
„Bin schon sehr gespannt, wie das Nordlicht ist“, war dessen Reaktion. „Arndt war ja anscheinend ziemlich angetan von dessen kurzem Besuch.“
Das Wochenende verlief für Westhoven und Dember ruhig. Es erfolgten keine Anrufe der Kriminalwache, die nun weitere Hinweise aufnehmen sollten.
Westhoven verbrachte den ganzen Samstag mit Anne in der Claudius Therme mit seiner eisenhaltigen Thermalquelle in Deutz, um einmal wieder in der Sauna vollständig zu entspannen. Am Sonntag besuchten sie Annes Eltern in Odenthal, womit ein Teil der samstäglichen Erholung schon wieder aufgebraucht war.
Heinz Dember verbrachte das gesamte Wochenende bei Doris Weber. Sie genossen das Zusammensein, stellten fest, dass sie doch unendlich verliebt seien, und schmiedeten Zukunftspläne. Samstags ließen sie sich das Essen aus dem Chinaimbiss bringen, am Sonntag aus der nahe gelegenen Pizzeria.
23 Currywurst, Pommes, Mayonnaise
SIEBZEHN
Am Montagmorgen saßen Paul Westhoven und Anne beim Frühstück. Anne goss sich gerade die zweite Tasse Kaffee ein, als Paul aus heiterem Himmel erklärte: „Sternchen, un-ser alter Golf fährt zwar noch, aber in absehbarer Zeit wird er entweder streiken, oder ich werde ihn nicht mehr durch den TÜV bekommen. Was hältst du eigentlich davon, wenn wir uns ein neues Auto kaufen? Es ist ja bald deine Lebensversicherung fällig, dann könnten wir es uns leisten“, versuchte er sie zu überzeugen.
„Paul, du weißt doch, dass ich die Lebensversicherung für eine neue Küche abgeschlossen habe. Und zwar vor deiner Zeit.“
„Ja, Anne, ich weiß. Aber ich glaube, dass das Geld für die Küche und ein Auto reicht. Es muss ja nicht unbedingt ein Neuwagen sein, nachdrei Jahren ist der Wagen schon erheblich billiger und trotzdem noch immer wie neu.“
„Hast du denn einen bestimmten Wagen im Auge?“, erkundigte sich Anne und Paul wirkte erleichtert, dass sie scheinbar ihren Widerstand
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