Eiskalt in Nippes
Siebert, um ihm von der „heißen Spur“ zu berichten.
„Glückwunsch Paul, aber es hat ja auch keiner gesagt, dass es leicht werden würde, den Fall zu klären. Das erste Leben ist hart, weißt du doch“, war einer seiner vielen, nett gemeinten Sprüche.
„Geklärt ist zu viel gesagt, aber es ist wenigstens einmal ein Ansatzpunkt, vielleicht liegen wir richtig. Ich halte dich auf dem Laufenden, Arndt“, sagte er, verließ wieder Sieberts Büro und ging zurück in seins. Vorher holte er sich noch einen Kaffee aus der Küche. Am Schreibtisch fischte er sich dann eine Lila Pause Nougat aus der untersten Schublade seines Rollcontainers.
Pünktlich um 10.00 Uhr waren Dember und Krogmann in seinem Büro.
„Und? Schieß los“, blickte er in Krogmanns Richtung.
Sie berichtete, dass ein Uwe Mankowicz vor gut 30 Jahren Deutschland verlassen hatte. Das erste Mal sei er danach in Hongkong aufgetaucht, wo er seinen Pass im Generalkonsulat hatte verlängern lassen.
„Das Gleiche haben wir dann jeweils später in Taipeh, in Jakarta und Peking. Eine aktuelle Wohnanschrift ist nicht bekannt. In allen Generalkonsulaten laufen Anfragen, wo sich Mankovicz aufhält.
„Aber es muss doch auch irgendetwas in Deutschland geben, das kann einfach nicht sein, dass sich jemand in Luft auflöst“, war Westhoven mit dem Ergebnis unzufrieden. „Frag noch mal beim Auswärtigen Amt nach, wie man noch an Infos kommen kann, oder bei der Rentenkasse oder sonst wo. Es
muss
was geben. Und was ist mit dem Bruder? Ich habe im Internet gesehen, dass es sich um einen angesehenen Kölner Bürger handelt, der eine Firma für Sensortechnik leitet“, sagte Westhoven.
„Da habe ich mal recherchiert“, meldete sich Dember. „Hat eine weiße Weste, noch nicht mal das berühmte nicht vorhandene Knöllchen wegen Falschparkens. Scheint sich in erlauchten Kreisen zu bewegen, spendet jährlich einige 10.000 € für wohltätige Zwecke und klüngelt meines Erachtens auch in der Kölner Kommunalpolitik mit. Das ist aber nur eine Vermutung, ich will ja niemanden zu Unrecht beschuldigen.Seit über 30 Jahren ist er mit seiner Firma Marktführer für Sensortechnik, und es gibt auch eine Tochterfirma irgendwo in Asien.“
Heinrich Krieger war im Hause Blecher das Faktotum, vorrangig Hausmeister, Gärtner und Chauffeur. Heute Morgen hatte er von seinem Arbeitgeber einige Aufträge bekommen. Er sollte den Zaun rund ums Gelände neu anstreichen, Rasen mähen, Sträucher zurückschneiden und den Pool reinigen. Dafür würde er sicher mindestens eine Woche von morgens bis abends benötigen. Herr Blecher war immer äußerst großzügig in der Bezahlung. Allerdings war er penibel und erwartete eine hundertzehnprozentige Arbeit. Krieger hatte nach Erledigung seines ersten Auftrages erlebt, wie Blecher regelrecht ausgerastet war, weil das von ihm frisch gestrichene Garagentor minimale Farbunterschiede aufwies, die mit bloßem Auge eigentlich nicht zu sehen waren.
„Okay“, sagte Westhoven. „Fürs Erste nicht schlecht. Toni, kümmere dich noch mal um den verschwundenen Bruder, und du, Heinz, besorgst alles rund um Edmund Blecher, und diesmal nicht nur Dinge aus dem Internet, die ich mir mit einem Klick selbst beschaffen kann. Das reicht mir nicht“, wurde er ziemlich deutlich.
Krogmann hatte keine leichte Aufgabe. Im Augenblick hatte sie nur eine Adresse in Hongkong und die war fast 30 Jahre alt. Als Hongkong wieder an China fiel, verlor sich seine Spur. Mankowicz konnte von Hongkong überallhin ausgereist sein, wenn er überhaupt ausgereist war. Aus dem Internet besorgte sich Krogmann die Erreichbarkeit der deutschen Auslandsvertretungen und grenzte anhand der aufgelisteten Botschaften die Auswahl ein. Sie notierte sich die Rufnummern und legte los. Schon beim ersten Gespräch mit der Deutschen Botschaft in Jakarta stieß sie an ihre Grenzen. Lediglich den letzten Wohnsitz konnte sie angeben.
Fragen wie Benennung des Staates, in dem sich der Gesuchte vermutlich aufhält, Zeitpunkt und Grenzübergang der Einreise in den Aufenthaltsstaat, Arbeitgeber, Anschriften von Freunden und Bekannten imAufenthaltsland und der Zweck des Aufenthalts waren ihr unbekannt. Krogmann drehte sich im Kreis.
Dennoch waren die Botschaften in der Lage, bei der Suche nach Personen in der Regel auf eigene Bestände zurückzugreifen. Aber die waren eben nur so gut und umfangreich, wie es freiwillig gemeldete Daten gab.
Bei den Konsulaten in Hongkong, Shanghai, Kanton und
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