Eiskalt in Nippes
Frage von Toni. „Heinz und ich schreiben noch den Bericht über die Durchsuchung und die Befragungen, und dann machen wir Schluss. Alles andere gibt es morgen in der Frühbesprechung.“
Nachdem die Berichte geschrieben, ausgedruckt und auf die Akten verteilt waren, hatte es Toni Krogmann sehr eilig, nach Hause zu fahren.
Westhoven ging hinüber in das Büro zu Dember.
„Heinz, hast du heute Abend noch Zeit?“ Dieser schaute ihn fragend an. „Liegt noch was an?“ Er witterte Arbeit und sah somit auch seinen Feierabend in Gefahr.
„Schau nicht so erschrocken. Du erzähltest doch, Doris sei heute Abend nicht da. Anne ist bei ihren Eltern. Und ich wollte dir mal etwas Besonderes bieten. Heute singt doch Toni wieder im ‚Rapunzel‘. Lass uns ein Bier trinken und Toni zuhören. Was hältst du davon?“
Heinz Dember zu einem Bier zu überreden war ungefähr so schwer, wie einen Frosch ins Wasser springen zu lassen: „Sehr gute Idee, Paul. Da bin ich dabei.“
Dember und Westhoven ließen ihre Autos im Parkhaus des Präsidiums stehen und fuhren mit der Straßenbahn zur Neusser Straße. Da sie Toni mit ihrem Besuch überraschen wollten, setzen sie sich an einen Tisch, der von der kleinen Bühne aus nicht so gut einsehbar war.
Nach gut einer Dreiviertelstunde leerte Dember gerade sein zehntes Glas Kölsch, während die Kellnerin ihm das elfte Glas auf den Tisch stellte und einen weiteren Strich auf seinen Deckel machte. Westhoven hielt derweil sein viertes Glas Kölsch in der Hand.
„Hör mal, Paul“, seine Stimme klang, als sei seine Zunge schon ein wenig schwerer geworden.
„Ich habe mich übrigens entschieden“, sagte er plötzlich völlig übergangslos, nahm einen großen Schluck, der das Glas halb leerte und stellte es mit einer entschlossenen Geste laut hörbar auf den Bierdeckel. Westhoven schaute ihn an und wartete auf die Auflösung. „Es wird ein Kombi.“
„Was willst du mit einem Kombi, ich dachte, du liebäugelst mit einem Porsche oder einem anderen schnellen Flitzer?“
Dember leerte das Glas Kölsch vollends und die wachsame Kellnerin stellte nun das Glas Nummer 12 auf den Tisch und machte wieder einen Strich auf den Deckel. „Na, was jetzt?“, wollte Westhoven wissen.
„Ich darf nichts sagen“, druckste Dember herum. Ihm war soeben klar geworden, dass ihm seine Doris ein striktes Erzählverbot verordnet hatte und seine durch das Bier gelöste Zunge und sein von Natur aus lockeres Mundwerk ihm nun ziemlichen Ärger mit ihr einbringen würden.
„Hör auf zu orakeln, Heinz. Trink dir lieber noch einen, ich glaube, du hast es wohl nötig“, riet ihm Westhoven, hielt sein Kölschglas hin und die beiden prosteten sich zu.
„Paul, du musst mir versprechen, nichts zu sagen“, sagte Dember und merkte nicht, dass mittlerweile Toni Krogmann, die eine Pause im Gesangsprogramm machte, sie entdeckt hatte und unbemerkt hinter ihm stand. Sie hatte nur den letzten Teil gehört, war aber jetzt ebenso neugierigund lauschte, welche Erklärung jetzt käme.
„Ehrenwort, ich sage kein Wort“, hielt sich Westhoven den Zeigefinger vor die geschlossenen Lippen und schaute dabei Toni ins Gesicht. Seine Augen lachten.
„Ich werde bald Papa“, ließ er endlich die Bombe platzen.
„Ist nicht wahr! Und wer ist die Mutter?“
„Na, wer soll das schon sein? Was du über mich denkst“, fühlte Dember sich leicht diskriminiert. „Doris ist schwanger“, grinste er über das ganze Gesicht.
„Meinen Glückwunsch“, sagte Toni Krogmann ihm ins Ohr und klopfte ihm dabei auf die Schulter. Dember war wie versteinert, sollte er es doch keinem erzählen, und nun wusste es gleich die gesamte MK 6.
„Glückwunsch, mein Lieber“, sagte auch Westhoven.
„Bitte zu niemandem ein Sterbenswort, schon gar nicht zu Doris“, beschwor er sie mit erhobenen Händen.
„Kein Problem“, sagte Toni Krogmann und bestellte an der Theke eine Flasche Sekt. Das musste begossen werden.
An diesem Abend fuhren alle drei mit dem Taxi nach Hause.
Zwischenzeitlich waren sowohl Anne Westhoven als auch Doris Weber nach Hause gekommen. Beide hatten eine fast gleichlautende SMS bekommen:
>bin mit paul noch ein bier trinken, ich liebe dich, heinz<,
beziehungsweise
>Bin mit Heinz noch ein Bier trinken. Hab dich lieb, schlaf schön, Paul<.
Anne wusste aus Erzählungen von Paul, dass Heinz Dember sich seit der Verabschiedung von Jochen Gerber in seiner Freizeit fast immer bei Doris aufhielt. Vielleicht wusste Doris ja
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