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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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nicht zur Strafandrohung, Mr Smith, denn ich würde nicht zögern.« Steven drehte das Foto in den Händen.
    Smith stieß hörbar den angehaltenen Atem aus. »Zum Teufel mit Ihnen. Zum Teufel mit Ihnen, weil Sie mich gefunden haben und schuld sind, dass ich mich wie der letzte Dreck fühle.« Er nahm Steven das Foto aus der Hand. »Da, sehen Sie, meine Frau? Sie war im sechsten Monat schwanger mit unserer Tochter, als Mrs Winters das erste Mal zu uns kam. Es hat einen Monat gedauert, bis ich Mrs Winters überzeugt hatte, dass eine Anzeige das Beste wäre, bis sie endlich diese Schutzmaßnahmen beantragte.« Er schüttelte verbittert den Kopf. »Ich gratulierte ihr zu ihrem Mut. Einen Tag nach der Antragstellung erhielt ich einen Anruf von ihrem Mann. Sie hatte panische Angst vor ihm. Ich, ich war ein grüner Junge, frisch von der Uni und entschlossen, die ganze verdammte Welt zu retten. Winters verlangte, dass ich den Antrag zerriss, und behauptete, dass seine Frau nicht zurechnungsfähig sei und keine eigenen Entscheidungen treffen könne. Ich sagte ihm, dass darüber der Richter befinden müsse, und er lachte nur.«
    Smith senkte den Blick auf das Foto von seiner Frau und seinem Sohn. »Er lachte und sagte, seine Frau wäre am Vorabend unglücklich die Treppe hinuntergestürzt. Sie würde die begonnene Arbeit mit mir nicht zu Ende führen können. Und dann sagte er: Ihre hübsche Frau ist schwanger, nicht wahr? Schwangere Frauen sind manchmal so unbeholfen und neigen zu unvermittelten Stürzen. Er sagte ›unvermittelte Stürze‹, genauso. Hat mir eine Heidenangst eingejagt. Er wusste, wo meine Frau arbeitet und dass ihr Geburtshelfer seine Praxis im zweiten Stock des Ärztehauses hatte. Er wusste, wohin sie zur Jazz-Gymnastik ging, verdammt noch mal.« Smith hob den Blick und sah Steven verzweifelt an. »Ich habe eine Woche lang nicht schlafen können. Dann kam meine Frau eines Tages mit einem verstauchten Knöchel nach Hause. Sagte, auf einer voll gedrängten Rolltreppe hätte jemand sie angerempelt und sie wäre gestolpert. Zum Glück hatte jemand anderes, der weiter unten stand, ihren Sturz auffangen können. Und nein, sie hatte nicht gesehen, wer sie angerempelt hatte. Mag sein, dass es ein Zufall war, aber ich war nicht bereit, ein Risiko einzugehen. Ich habe meiner Frau nichts von Mrs Winters und ihrem Mann erzählt. Ich habe einfach meinen Laden dichtgemacht und bin hierher gezogen. Schluss, aus, der Fall war für mich erledigt.«
    »Abgesehen davon, dass Mrs Winters dann als vermisst gemeldet wurde«, bemerkte Steven tonlos.
    »Davon wusste ich nichts, ich schwör’s.«
    Steven beugte sich vor und nagelte Smith mit seinem Blick fest. »Und wenn doch, hätten Sie ausgesagt?«
    Smith blickte auf seine Hände. »Ich weiß nicht.«
    Steven blinzelte, gab sich damit zufrieden, nur innerlich die Augen zu verdrehen. »Haben Sie ihre Akte aufbewahrt, Mr Smith?
    »Ja. Damals habe ich noch alles dokumentiert.« Er stand auf und ging zu einem Aktenschrank, der aussah, als stammte er aus Regierungsbeständen. »Kopien habe ich in meinem Safe aufbewahrt, für den Fall, dass meiner Frau und meinen Kindern etwas zustoßen sollte.« Er zog einen Aktenordner heraus und schob ihn Steven zu. »Nehmen Sie. Das sind meine Originale. Schicken Sie mir Kopien, wenn Sie mögen. Am liebsten würde ich das Ding nie wiedersehen.«

Asheville
    Donnerstag, 15. März, 9:00 Uhr
    Steven traf sich zur Frühbesprechung mit Toni Ross in ihrem Büro.
    »Die Anrufliste ist gestern Abend eingegangen«, erklärte Toni matt.
    »Hat sich daraus irgendetwas ergeben?«, wollte er wissen.
    Toni sank auf ihren Stuhl in sich zusammen. Sie sah bedeutend mitgenommener aus als am Tag zuvor, war vor seinen Augen quasi gealtert. Doch Steven entschied, dass er ihr das nicht mitteilen musste.
    »Ja«, antwortete sie mit vor Müdigkeit heiserer Stimme. »Nicht unbedingt im Hinblick darauf, wen Winters angerufen hat, sondern vielmehr, wer sich bei ihm gemeldet hat.«
    Steven zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. »Na los«, sagte Steven gespannt. »Wer hat unseren Freund angerufen?«
    »Ben Jolley.«
    »Das überrascht mich kaum.« Steven zuckte mit den Schultern. »Laut Lambert sind Jolley und Winters schon seit langer Zeit dicke Freunde.
    »Ja, aber die Anrufe auf Winters’ Handy kamen erst, nachdem er als vermisst gemeldet worden war.«
    Steven griff nach der Liste und überflog sie noch einmal, glich sie mit seinen Informationen

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