Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
wieder. Ihr wurde warm am ganzen Körper, allein durch die Art, wie er sie musterte, so, als wäre sie … etwas Kostbares.
Er gab ihr das Gefühl, kostbar zu sein. Und plötzlich fielen die aufgestauten Schuldgefühle mit aller Wucht über sie her. Sie war ihm viel mehr Aufrichtigkeit schuldig, als er bisher von ihr bekommen hatte. Sie hatte diese Beziehung viel zu weit gedeihen lassen, ohne ihm von dieser verdammten Heiratsurkunde im Amtsgericht von Buncoombe County, North Carolina, zu berichten. Sie schuldete ihm den Rest ihrer Geschichte, und zwar auf der Stelle.
»Max«, setzte sie an, doch er unterbrach sie mit einem Kuss, der so besitzergreifend war, dass er ihr den Atem raubte. Sie tastete nach seinen Schultern, um ihn zurückzuschieben, um mit ihm reden zu können, doch ihre Hände, diese verräterischen Hände, streichelten stattdessen seinen breiten Rücken. Ihre Handflächen glitten über seine kräftigen Sehnen und Muskeln, was seiner Brust ein grollendes Stöhnen entrang. Seine Lippen lösten sich von ihren, um eine zärtlich hingehauchte Spur von Küssen über ihren Hals zu legen.
Ihr ganzer Körper spannte sich an. Gleich würde er ihre Narben ganz deutlich sehen können. Doch sie hörte keinen schockierten, angeekelten Aufschrei. Er unterbrach sich nicht für den Bruchteil einer Sekunde, während sein Mund ihre Haut zum Erglühen brachte. Er hatte die Narben nicht bemerkt. Und wenn doch, dann stießen sie ihn jedenfalls nicht gar so sehr ab. Sie entspannte sich, gab sich einfach den Empfindungen hin, die er allein durch die Berührung mit seinen Lippen in ihr hervorrief. Ihre Hände wanderten über seinen Körper, erforschten ihn mit der Zuversicht einer neu entdeckten Freiheit, glitten über seinen Rücken, seine Hüften, seine Pobacken, die sich als Reaktion auf ihre federleichten Zärtlichkeiten sofort zusammenzogen.
Er richtete sich so weit auf, dass er auf sie herabblicken konnte. Die sexuelle Erregung ließ seine Gesichtszüge herb erscheinen. Ohne ein Wort zu sagen, strich er ihr das Haar aus dem Gesicht, so sanft, dass sich ob der schönen Geste, die so im Widerspruch zu seinem Gesichtsausdruck stand, ihre Augen mit Tränen füllten.
Sie ist eine Kostbarkeit, dachte Max, diese Frau, die er in den Armen hielt. Sie gehörte ihm. »Ich liebe dich, Caroline«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich glaube, ich habe mein ganzes Leben lang auf dich gewartet.«
Sie blinzelte, und zwei dicke Tränen rannen ihr über das Gesicht. Er wischte sie mit den Daumen ab. »Ich bin froh, dass ich damals nicht gewusst habe, wie schön es sein würde.« Ihre Antwort war ein zittriges Flüstern. »Ich glaube, sonst hätte ich nicht so lange ohne Sex überleben können.«
Sein Herz krampfte sich zusammen. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich bin so verdammt froh, dass du überlebt hast.« Dann küsste er ihre Lippen und vertrieb ihre Traurigkeit auf die Art, die er als die effektivste erfahren hatte. So, wie er es für den Rest ihres gemeinsamen Lebens zu tun gedachte. Er küsste sie, bis sich ihre Arme wie von selbst um seinen Nacken legten, bis sie seinen Kuss erwiderte. Aus vollem Herzen, rückhaltlos. Darauf hatte er gewartet.
Jetzt drängte sie sich an ihn, machte ihn verrückt mit der Art, wie ihr Körper den seinen suchte, trotz der Bettdecke, die sie wie einen Schild umklammert hielt.
Es war Zeit, ihr etwas zu sagen. So, wie er es sich in all den Nächten, die er allein in seinem Bett verbringen musste, erträumt hatte. Er hob den Kopf, um die Worte zu sagen, doch ihre Lippen suchten nach mehr, und er küsste sie und drückte sie gleichzeitig in die Kissen hinab.
»Heirate mich, Caroline«, sagte er an ihren Lippen. Und wartete darauf, dass sie ja sagte, wie sie immer ja sagte, wenn er diese Szene in seiner Fantasie durchspielte.
Stattdessen versteifte sich ihr Körper. Wurde starr. Und sein Herz blieb stehen. Er hob den Kopf und sah in ihr aschfahles Gesicht. Ihre blauen Augen waren weit aufgerissen.
Vor Schreck.
»Caroline?«
Sie öffnete den Mund, ihre Lippen formten das Wort Nein, doch kein Laut begleitete diese Zurückweisung. Sie schüttelte den Kopf. Heftig. Entschlossen.
Er versuchte, sich zu beherrschen. Als er diese Szene in Gedanken nüchterner durchgespielt hatte, hatte sie in seiner Vorstellung stets eine Bedenkzeit verlangt. Hatte zu bedenken gegeben, dass es ihr viel zu schnell ginge. Ein striktes Nein hatte er nicht erwartet. Und dieses Erschrecken hatte er ebenfalls nicht
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