Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
schüttelte den Kopf. »Nein.« Er schloss die Augen, als ein neuer Ansturm von Gefühlen ihm die Fassung rauben wollte. »Kein Pardon, Ma.«
Wieder strich sie ihm die Haare aus der Stirn, und er erinnerte sich an die Abende, wenn sie es beim Zubettbringen genauso gemacht hatte. Er wurde plötzlich ganz ruhig, wartete wohl wissend, was als Nächstes kommen würde.
»Ich liebe dich, Max«, erklärte sie unumwunden.
»Ich liebe dich auch, Ma.«
Sie zog ihn auf die Füße und drückte ihm den Knauf seines Stocks in die Hand. »Geh, hol sie, Max. Hol sie nach Hause.«
Peter brachte ihm seinen Mantel, und David stand wartend an der Tür und warf seinen Schlüssel von einer Hand in die andere.
»Ich begleite dich«, erklärte David. »Vielleicht ist ja ihre Freundin bei ihr.« Er grinste, als Max spöttisch die Brauen hob. »Ich habe keinen Ring an ihrer Hand bemerkt, und du kannst sie nicht beide haben.« David zwinkerte Peter zu. »Sie hat Beine bis zum Kinn.«
Peter lachte und öffnete die Tür, als das Telefon zu klingeln begann. »Fahrt los. Ich kümmere mich um das Telefon.«
Sie hatten die Zufahrt bereits erreicht, als Peter auf der Veranda erschien, das schnurlose Telefon in einer Hand, während er mit der anderen wild winkte. Er sah sehr besorgt aus. »Warte, Max! Ich glaube, diesen Anruf solltest du annehmen. Es ist Carolines Sohn. Er ist völlig außer sich.«
Chicago
Sonntag, 18. März, 20:00 Uhr
Max schloss die Augen und war keines klaren Gedankens mehr fähig.
»Es ist nicht deine Schuld, Max«, sagte David, den Blick auf die Straße gerichtet, den Fuß bleischwer auf dem Gaspedal des Mercedes. »Es ist nicht deine Schuld.«
»Ich hätte sie nicht einfach gehen lassen dürfen. Ich hätte dafür sorgen müssen, dass sie sicher nach Hause kommt.«
»Das ist absurd. Caroline nützt es nichts, wenn du dich jetzt mit solchen Gedanken quälst. Für sie ist es wichtig, dass du einen klaren Kopf bewahrst, damit du dich um Tom kümmern kannst.«
Tom. Max schluckte seine Angst herunter, während Mitleid mit Carolines Sohn ihn erfasste. Lieber Himmel, was hatte der Junge in der vergangenen Stunde durchstehen müssen. »Wann sind wir da?« Sie rasten in Richtung Polizeiwache, um Lieutenant Spinelli zu treffen.
»In zwanzig Minuten. Was genau hat dieser Polizist gesagt? Dieser Spinelli. Was hat er gesagt?«
Max rieb sich über das Gesicht. »Er sagte, sie hätten Winters’ Spur bis nach Chicago verfolgt. Seit zwei Wochen sucht er schon nach Caroline. Sie arbeiten mit der Polizei in Asheville zusammen.«
»In North Carolina?«
»Ja. Dort ist Caroline aufgewachsen. Lieutenant Spinelli hat mir versichert, dass sie jemanden zu Tom schicken, der ihn zur Polizeiwache bringt.«
»Was ist mit dem Mädchen?«
»Evie? Die Ärzte meinen, dass ihr Zustand immer noch kritisch ist. Sie haben versucht, Dana aufzuspüren, damit sie mich benachrichtigt.«
David schüttelte den Kopf. »Zufall?«
»Daran glaubt Spinelli nicht. Er hat nicht gesagt, warum nicht, nur, dass er mich auf der Polizeiwache erwartet.«
Wie auf ein Stichwort klingelte sein Handy. Für einen Augenblick lähmte ihn die Angst, dass die Polizei schlechte Nachrichten über Caroline haben könnte. Er zwang sich, die Rufannahmetaste zu drücken. »Hallo?«
»Max? Hier ist Dana. Tut mir Leid, dass ich dich wegen Evie nicht früher angerufen habe. Ich konnte nicht mehr klar denken.«
Er räusperte sich. »Wie geht es ihr?«
Dana seufzte. »Sie ist noch immer nicht bei Bewusstsein, aber sie hält durch. Ich kann das alles nicht glauben, Max. Ich kann nicht fassen, dass jemand in meine Wohnung eingebrochen ist und ihr das angetan hat.«
»Dana, ich muss dir etwas sagen.«
Eine kurze Pause entstand. »Was denn?«
Max atmete tief ein. »Caroline ist fort. Die Polizei sagt, ihr Mann hat irgendwie herausgefunden, dass sie in Chicago lebt. Er ist …« Seine Stimme brach. »Er hat sie in seiner Gewalt, Dana.«
»Mein Gott, nein. Oh Gott, Max.«
Max presste die Fingerknöchel an seine Lippen, während David ihm tröstend über den Arm strich. »Tom hat Blutspuren in der Wohnung gefunden.«
»Nein.« Danas herzzerreißendes Schluchzen ertönte aus dem Telefon, und Max’ Herz krampfte sich noch mehr zusammen.
»Dana, sie … die Polizei … Sie vermuten, dass Carolines Mann auch Evie so misshandelt hat.«
»Nein, Max.
Nein.«
»Doch, Dana.«
»Aber … Oh Gott, Max.« Danas Stimme klang hysterisch. »Der Mann, der Evie überfallen hat, hat
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