Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
sie vergewaltigt.«
Max’ Magen zog sich zusammen. »Bist du dir sicher?«
»Sie könnte sterben, Max«, flüsterte Dana. »Sie hat innere Blutungen. Er war … brutal.«
Sie schwiegen beide eine Weile ins Telefon, verbunden durch ihre gemeinsame Angst. Dieses Ungeheuer hatte Caroline in seiner Gewalt. Er war … zu allem fähig. Max’ Fantasie führte ihm Bilder vor Augen, die ihm Übelkeit verursachten und Schweißperlen auf seine Stirn treten ließen. Er schob die Gedanken zur Seite, all diese verdrehten, perversen Ausgeburten seiner Einbildung. Er hatte jetzt keine Zeit, auf diese Weise an Caroline zu denken. Er musste sich ein scharfes, klares Denkvermögen bewahren. Um zu planen. Eine Möglichkeit zu finden, sie zurückzubekommen. »Dana, würdest du mit der Polizei reden? Sie benötigen alle Informationen über den Mann, die sie nur bekommen können.« Die Bilder kehrten zurück, kristallklar und furchtbar. »Wir …« Er erstickte fast an seinen Worten. »Wir müssen sie finden.«
»Sag ihnen, dass ich komme«, antwortete Dana rau. »Ich werde da sein.«
Chicago
Sonntag, 18. März, 20:30 Uhr
Max und David wurden in ein kleines Konferenzzimmer geführt, in dem ein Detective in einem zerknitterten braunen Anzug in der Ecke saß, während Tom auf und ab schritt. Als sie eintraten, blieb Tom stehen und blickte sie an. Max wusste nicht, was er sagen sollte, als er die Verzweiflung im Blick des Jungen erkannte. Tom sah Caroline so unglaublich ähnlich. Max zögerte einen Moment, dann ging er zu dem Jungen hin und nahm ihn fest in die Arme.
Toms Rücken blieb einen Moment lang starr, aber dann war es, als würde ein Damm brechen. Heftige, herzzerreißende Schluchzer drangen aus seiner Brust, und sein Körper zitterte unter der Anstrengung, den Tränenstrom zurückzuhalten. Max streichelte seinen Rücken, wusste nicht, was er sagen sollte, um die Angst des Jungen zu beschwichtigen. Und seine eigene Angst.
»Wir finden sie, Tom«, flüsterte er in dem verzweifelten Wunsch, seinen eigenen Worten Glauben schenken zu können.
»Das alles ist meine Schuld.« Auf diese Selbstanklage folgte eine Reihe kleiner Schluchzer, als sich Tom darum bemühte, nicht vollends die Beherrschung zu verlieren.
»Nein, es ist nicht deine Schuld.« Max drückte Toms Schultern und wartete, bis der Junge ihm ins Gesicht schauen konnte. »Es ist nicht deine Schuld.« Tom presste trotzig die Lippen aufeinander, und in diesem Augenblick war seine Ähnlichkeit zu Caroline so deutlich, dass Max es kaum ertragen konnte. »Wie könnte es deine Schuld sein, Tom?«
»Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen. Ich hätte nicht zelten fahren sollen.«
Max umfasste Toms Schultern und schüttelte ihn sanft. »Sie wollte, dass du diesen Ausflug machst. Sie hat es mir gesagt. Ich hätte sie bis zur Tür bringen und in jedem Schrank nachsehen sollen. Wenn jemand Schuld hat, dann bin ich es. Ich hätte besser auf sie Acht geben müssen.«
»Ich würde sagen, Schuld hat der elende Schweinehund, den du unglücklicherweise als deinen Vater bezeichnen musst«, sagte David offen. Er lehnte am Türpfosten, die Arme locker vor der Brust verschränkt. Äußerlich war er der Inbegriff der Ruhe, doch Max spürte seine Wut hinter der gelassenen Fassade.
»Ich würde sagen, das ist der klügste Spruch, den ich heute Abend gehört habe«, brummte der Detective.
Max und Tom fuhren mit wütender Miene herum, dann wischte sich Tom die Tränen an seinem Ärmel ab.
»Er ist nicht mein Vater«, knurrte Tom zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Unglücklicherweise hat er seine DNA zu meinem Entstehen beigetragen. Sonst nichts.«
»Ich nehme alles zurück.« David setzte sich an den Tisch und rückte einen weiteren Stuhl zurecht. »Setz dich, Tom. Du auch, Max. Ich schätze, uns steht eine lange Nacht bevor.«
Der Lieutenant erhob sich und streckte eine Hand aus. »Murphy. Spinelli ist mein Lieutenant. Er wird gleich hier sein.« Max reichte ihm die Hand und setzte sich auf den Stuhl, den David ihm angeboten hatte. Tom blieb stehen, und Murphy zuckte mit den Schultern und nahm dann ebenfalls Platz. »Ich benötige ein paar Informationen von dir, Junge.« Er schlug einen Notizblock auf. »Wann hast du deinen Vater zum letzten Mal gesehen?« Er sah auf und begegnete Toms aufgewühltem Blick. »Ich meine den Mann mit der DNA .«
Tom lehnte sich gegen die Wand und schob die Hände in die Hosentaschen. »Um halb acht Uhr morgens am 30. Mai des
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