Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
quetschte ihre Wangen. »So oder so wirst du schon aufhören, mir Widerstand zu leisten.«
Er drückte ihren Kopf zurück auf die Matratze, und Caroline zwang eine völlige Leere in ihr Bewusstsein.
Lambert stoppte den Wagen. Vor ihnen lag eine unbefestigte Straße, die von der schlecht gepflasterten Landstraße abzweigte. Links der Einfahrt zu dem Weg befand sich eine hohe Böschung, genauso, wie Sue Ann es ihnen geschildert hatte.
Max warf über seine Schulter hinweg einen Blick auf Tom, dessen blaue Augen konzentriert zwischen den Bäumen nach einem Hinweis auf seine Mutter suchten. Nach irgendeinem Lebenszeichen. Davids Hand lag, stummen Trost gewährend, auf Toms Rücken. Max räusperte sich. »Erkennst du die Gegend wieder, Tom?«
Tom nickte, ohne den Blick vom Fenster zu wenden. »Ich weiß noch, dass ich auf diesen Felsen geklettert bin. Ich wollte es nicht.« Er presste die Lippen zusammen. »Er sagte, ich müsste es tun. Um zu beweisen, dass ich kein Muttersöhnchen bin. Ich wäre beinahe abgestürzt.« Er neigte den Kopf. »Der Felsen ist nicht so groß wie in meiner Erinnerung. Ich möchte wissen, ob
er
noch so groß ist. Und ob er wohl weiß, dass ich nicht mehr so klein bin wie damals«, schloss er, und seine junge Stimme klang dabei hart und tonlos.
Max hatte gedacht, dass es ihm mit der Zeit leichter fallen würde, Toms Erinnerungen zu verkraften, doch jede einzelne ging ihm durch Mark und Bein. Jede einzelne Erinnerung war ein Schlag, der Caroline getroffen hatte, während sie auf den rechten Zeitpunkt für die Flucht vor diesem Scheiß-Ungeheuer wartete. Wie sie es wahrscheinlich auch in diesem Augenblick tat. Ihm wurde bewusst, dass der Wagen angehalten hatte. »Worauf warten Sie, Detective?«
Lambert blickte geradeaus auf die Hütte, die zwischen den Bäumen kaum zu sehen war. In diesem Teil des Landes herrschte bereits Frühling, und überall sprossen junge grüne Blätter. Wir haben Glück, dachte Max. Ein paar Wochen später wäre die Hütte von der Hauptstraße aus inmitten der grünen Bäume nicht mehr zu sehen gewesen. Sie hätten vorbeifahren und sie übersehen können.
Lambert rückte überflüssigerweise die dunkle Sonnenbrille zurecht, die seine Augen verbarg. »Ich überlege, ob ich ihn wissen lassen soll, dass ich hier bin«, antwortete er und warf einen Blick auf seine Uhr. »Und ich frage mich, wo die Verstärkung bleibt. Mein Lieutenant hätte schon längst mit einem halben Dutzend Streifenwagen hier sein sollen.«
»Caroline ist da drinnen«, sagte Max gepresst. »Er kann ihr in diesem Moment Gott weiß was antun. Sie müssen jetzt handeln.«
Lambert drehte sich ihm zu und setzte umständlich die Sonnenbrille ab. Seine Augen waren scharf, hellwach, aber frei von dem angstvollen Drängen, das Max in seinem Inneren spürte. »Ich muss mich an die Regeln halten, Dr. Hunter«, sagte er ruhig.
Max explodierte, als ihn die Angst zu überwältigen drohte. »Scheiß auf die Regeln! Ihre Regeln können Sie sich meinetwegen in den …«
Lambert hob eine Hand. »Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber bitte verstehen Sie auch mich. Unsere Regeln bestehen nicht ohne Grund. Falls ich schlecht vorbereitet in die Hütte gehe, könnte es passieren, dass Mary Grace oder Agent Thatchers Sohn Schaden nehmen oder noch schlimmer. Dann hätte er eine zusätzliche Geisel, und wo stünden wir dann? Sie müssen die Ruhe bewahren, oder ich muss Sie zur Zurückhaltung zwingen. Um der beiden unschuldigen Menschen da drinnen willen, werden Sie sich zurückhalten?«
Max biss die Zähne so heftig zusammen, dass es schmerzte. »Ja.«
»Gut.« Er stieg aus dem Wagen. »Bleiben Sie hier, und machen Sie um Gottes willen keine Dummheiten. Ich will mir nicht auch noch um Sie Sorgen machen müssen.«
Max wartete, bis Lambert zwischen den Bäumen verschwunden war, bevor er seinen Gurt löste. Er hatte ja Verständnis für alle möglichen Regeln und für Lamberts Mahnung, die Ruhe zu bewahren, aber dort in der Hütte war Caroline und litt, und er wusste, was er zu tun hatte. »David, du bleibst mit Tom hier. Und wenn du ihn festbinden musst.« Er drehte sich auf seinem Sitz um und fing Toms wütenden Blick auf, nicht anders, als er es erwartet hatte. »Deine Mutter muss dich wohlbehalten und in Sicherheit wissen. Bitte, Tom, wenn du deine Mutter liebst, bleibst du hier bei David.«
Toms Augen blitzten in einer Mischung aus Wut und Hass und Angst. »Und was ist mit dir?«
Max umfasste den Knauf seines
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