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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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seine Tochter und das zog sie wie ein magisches Band immer wieder zurück. Aber sein Mund hatte sich wie ein Vulkankrater geöffnet und die Worte wie flüssige Lava ausgespuckt. Es half auch nichts, dass sie seine Herkunft berücksichtigte. Er war ein Mann der alten Schule. Seine Weltanschauung war eine andere. Er war zwar ein christlich erzogener Mann, kannte aber in seinem Handeln weder Gnade noch Vergebung. Er glaubte an die Scholle, seine Tiere, an Macht und an sein gottgegebenes Recht, über die Seinen zu herrschen. Schweine wie Menschen. Er war ein Patriarch. Die Djursländische Version eines alten, dickköpfigen Elefantenbullen.
    »Ich renne niemandem hinterher. Ich mache meine Arbeit.«
    »Arbeit. Pff!«
    Er warf den leblosen Körper des Ferkels in den Stallgang und spuckte auf den Boden. Dann ging er weiter zur nächsten Sauenbucht und sie war gezwungen, ihm zu folgen.
    »Ich verfluche den Tag, an dem du mit dem Dreck angefangen hast.«
    Seine schlanken Finger packten ein zweites Ferkel und er wiegte es in seiner Hand, wie ein ägyptischer Gott, der das Gewicht der Seelen bestimmte und entschied, ob sie in den Himmel oder in die Hölle geschickt werden sollten.
    Erinnerungen aus ihrer Kindheit schossen ihr durch den Kopf. Er hatte genauso gestanden wie jetzt, aber nicht mit einem Ferkel in der Hand, sondern mit einer Tauchermaske,die ihr Onkel Hannibal geschenkt hatte. Sie hatte diese Tauchermaske geliebt. Den dazugehörigen Schnorchel hatte sie unter ihrem Kopfkissen versteckt, damit ihn niemand finden konnte. Sie sah das Bild ganz deutlich vor sich, wie sich seine langen Finger um das Glas der Maske geschlossen hatten. Und sie erinnerte sich an das Geräusch von splitterndem Glas, als er die Maske auf den Boden geworfen hatte und darauf rumgetrampelt war. Aber damit war es nicht beendet gewesen. Seine Hand war unter ihr Kopfkissen gefahren, hatte den Schnorchel hervorgeholt und ihn in der Mitte durchgebrochen. Erst dann hatte er sich zu ihr umgedreht und noch nicht einmal den Anstand besessen, ein bisschen schuldbewusst auszusehen.
    »Er setzt dir Flöhe in den Kopf«, hatte er nur gebrummt und dabei seine Fäuste geballt. »Halt dich von ihm fern.«
    Das kleine Ferkel in seinem Arm quiekte. Keine Regung war seinem Gesicht abzulesen, als er sich in die Bucht beugte und es zu seinen Geschwistern schob. Das war sein Leben, sein Ein und Alles. Sie respektierte die Gesetze des Meeres, jedoch ohne einen Hauch von Sentimentalität, und auch er war seinem Reich vollkommen unsentimental gegenüber. Ökologische Fanatiker, die die Welt retten wollten und deren Herz vor Mitleid für Tiere auf der Schlachtbank blutete, sollten einfach zu Hause bleiben. ›Die meisten wollen aber am Ende des Tages trotzdem ihren Braten mit Knusperschwarte essen‹, war in der Regel seine Antwort auf Proteste.
    Sie wusste von Mark, dass er sehr kooperativ gewesen war und ihm die Namen der beiden Polen gegeben hatte, die allerdings schon weitergezogen waren. Es war zwar Winter und viel zu tun gab es nicht, aber er meinte sich zu erinnern, dass sie zu einem Hof in Allingåbro in der Nähe von Randers fahren wollten, wo sie beim Bau einer Scheune helfen sollten.
    Sie starrte auf seinen Rücken, der sich tief in die Sauenbucht gebeugt hatte, um den Zustand des Muttertieres zu begutachten.
    »Das hatte damals gar nichts mit dem Tauchen zu tun, stimmt’s?«
    Tatsächlich war ihre Rebellion dem hässlichen Ende ihrer geliebten Tauchermaske zu verdanken. Denn natürlich hatte sie sich eine neue gekauft und im Verborgenen Tauchen geübt, mit und ohne Schnorchel.
    »Das hatte mit dir und Hannibal zu tun. Mit der Konkurrenz zwischen euch. Der älteste und der jüngste Sohn.«
    Es gab so vieles, was ihr bisher verschlossen geblieben war, aber langsam lichtete sich das Dunkel. Die Ereignisse der vergangenen Tage, die Leiche im Hafenbecken und die Reaktion ihrer Familie. Die Unzugänglichkeit ihrer Mutter, die Wut ihres Vaters. Sie hatten Angst. Ihre Welt wurde zum zweiten Mal massiv bedroht.
    »Hannibal war der Jüngste, aber er war auch der Cleverste von euch und offen für alles Neue. Er hatte keine Angst vor gar nichts. Er musste nicht mit den Muskeln spielen und sich wie ein Diktator aufführen. Dafür hätte er aber auch niemals den Hof übernommen. Er war frei von jeder Verantwortung und dafür hast du ihn gehasst.«
    Ihr Vater antwortete nicht. Sie fuhr unbeirrt fort, obwohl eine innere Stimme ihr sagte, dass sie besser schweigen

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