Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
waren mit dem Logo der Medienanstalt versehen: TV2 News gehörte dazu, aber auch Ekstra Bladet. Sie entdeckte auch einen Wagen der TV-Gesellschaft ›Private Eyes‹. Die Presseleute kamen auf sie zugerannt und filmten, als Niklas und sie an Land stiegen. Sie wurden sofort mit Fragen bombardiert:
»Habt ihr was gefunden?«
»Was macht ihr, wenn ihr sie gefunden habt?«
Sie schüttelte den Kopf und hob abwehrend eine Hand.
»Du sollst mein Gesicht nicht filmen«, sagte sie dem Kameramann vom Nachrichtensender, der ihr viel zu nah gekommenwar. »Sprecht mit meinem Vorgesetzten, wenn er kommt. Allan Vraa. Kein weiterer Kommentar.«
Sie waren schließlich Soldaten und zwischendurch hatten sie Antiterror-Einsätze. Ihre Gesichter sollten nicht in der Presse zu sehen sein und normalerweise hatten alle Verständnis dafür. Es könnte nämlich fatal sein, wenn der Feind – ob Däne oder Ausländer – sie identifizieren konnte und es ihm gelang, sie in seine Gewalt zu bringen.
Bevor Kir im Taucherfahrzeug und somit ins Warme verschwand, sah sie im Augenwinkel einen Mann mit halblangem, schwarzem Haar, der sich mit einer blonden Frau unterhielt. Er bemerkte sie und sie spürte seinen Blick auf ihrem Körper. Polizist, dachte sie. Er strahlte eine Art natürliche Autorität aus.
Niklas und sie halfen sich schnell aus den Taucheranzügen. Sie klapperte noch immer mit den Zähnen, obwohl die Ölheizung des Wagens ordentlich wärmte. Sie hängten die Anzüge in die Trockenkammer und setzten sich mit einem Becher Kaffee auf die Bank.
»Irgendwie wünsche ich mir, dass ich sie finde«, gestand Niklas. »Dann habe ich das wenigstens hinter mir.«
Sie stand auf und streifte sich die Armeehose über ihre lange Unterwäsche aus Merinowolle.
»Es ist nicht besonders lustig, eine Leiche zu finden. Und am schlimmsten ist es bei solchen Sichtverhältnissen wie heute. Da prallt man praktisch gegen sie«, sagte sie nachdenklich.
Er wärmte sich die Hände an seinem Becher.
»Warst du schon mal in der Rechtsmedizin? Und hast dir dort Leichen angesehen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Frag mal, ob das möglich ist. Das hilft. Wenn du ein totes Kind gesehen hast, ist alles andere nicht mehr so schlimm.«
Er war bei der Aktion im Vejle Fjord dabei gewesen, als sie die tote Frau bei einem Nachttauchgang gefunden hatten. Allerdings war er nicht im Wasser gewesen. Er konnte Minen sprengen und Bomben entschärfen; er war in der Lage, hundert Meter tief in ein Schiffswrack zu tauchen und wieder aufzusteigen. Und doch hatte er am meisten Angst vor der Begegnung mit einem toten Menschen.
»Sie tun dir nichts mehr. Das musst du dir immer wieder sagen, wenn es so weit ist. Sie können dir nichts mehr anhaben.«
Was sie ihm nicht sagte, war, dass einen die Bilder und Erinnerungen monatelang verfolgten. Sie ruinierten einem den nächtlichen Schlaf und krochen sich wie ein Parasit ins Unterbewusstsein.
Im schlimmsten Fall konnte eine große schwarze Angst entstehen, eine Angst vor allem, was sich unterhalb der Wasseroberfläche befand.
K APITEL 14
Weder Anna Bagger noch Mark Bille hatte er im Polizeirevier in Grenå angetroffen, darum hinterließ Peter eine Nachricht bei einer Kollegin mit der Bitte um Rückruf. Aber er hörte nichts von ihnen im Laufe des Tages und schloss daraus, dass sie andere Dinge zu tun hatten. Auch egal. Immerhin hatte er damit seinen guten Willen gezeigt. Als er nach der Arbeit zu Hause ankam, merkte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Jemand hatte die Scheibe der Hintertür eingeschlagen und die Eingangstür stand offen. Komischerweise galt sein erster Gedanke der Kälte, die jetzt im Haus herrschte und dass er so schnell wie möglich den Kamin anzünden musste. Erst da wurde ihm klar, dass es hier um etwas anderes ging als die Verschwendung von Heizenergie.
Vorsichtig betrat er das Haus. Der Hund folgte ihm, wimmernd und mit eingezogenem Schwanz. Aber schon kurz darauf begann er seine eigene Inspektion des Tatortes und beschnupperte das Chaos: das Sofa, das umgestoßene Bücherregal, die Kissen, die überall auf dem Boden verstreut lagen, die Schubladen, die auf dem Dielenboden ausgekippt, die Bilder, die aufgeschlitzt und von den Wänden gerissen worden waren. Peter hob die Kissen auf, legte sie auf das Sofa und ließ sich danebenfallen.
»Mann, Kaj. Was ist das für ein Scheiß.«
Der Hund verstand ihn, das wusste er. Auch er schätzte Regeln und Routinen und das, was andere ein ewiges Einerlei nennen
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