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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiß, dass er sich oft die Nächte damit um die Ohren schlägt, Streifzüge durch die übelsten Viertel der Stadt zu machen. Hin und wieder treffen wir uns in einer Schenke, manchmal schleuse ich ihn auch in meinen Club ein. Er trinkt ja nicht mehr, aber es stört ihn glücklicherweise nicht, wenn andere es in seiner Gegenwart tun. Und einmal im Monat bin ich bei ihm und Chloe sonntags zum Essen eingeladen. Oder auch öfter, wenn es sich ergibt.“
    â€žEs überrascht mich, dass Constable Skinner Sie noch nicht aufgesucht hat, um Sie über Detective Cooks Verbleib zu befragen“, bemerkte Nell. „Nachdem er so lange Tür an Tür mit Ihnen beiden gearbeitet hat, müsste er ja eigentlich wissen, dass Sie gute Freunde sind.“
    â€žNatürlich weiß er das“, erwiderte Shute. „Deshalb macht er sich gar nicht erst die Mühe, zu mir zu kommen. Er weiß, dass er von mir niemals etwas erfahren würde, was Colin schaden könnte. Mir fiele zumindest kein vernünftiges Argument ein, mit dem Skinner mich dazu bewegen könnte, gegen Colin auszusagen.“
    â€žVernünftige Argumente sind auch nicht sein Stil“, sagte Nell. „Eher dürfte er versuchen, Sie einzuschüchtern und unter Druck zu setzen. So hat er es zumindest bei Mrs. Cook gemacht – und auch bei mir.“
    â€žMich einschüchtern? Das wage ich doch eher zu bezweifeln“, meinte Shute und lächelte fein.
    Da er indes wenig geneigt schien, weder seine stille Belustigung noch seine Zweifel näher zu erläutern, erklärte ihr stattdessen Will: „Skinner glaubte, sich das bei dir und Mrs. Cook herausnehmen zu können, weil ihr Frauen seid – und Irinnen noch dazu –, womit ihr in seiner Hackordnung ziemlich weit unten rangiert. Superintendent Shute hingegen steht etliche Stufen über ihm. Das dürfte Constable Skinner zwar nicht gefallen und mit tiefem Groll erfüllen, aber da er genau weiß, wer ihm nützlich sein kann und wer nicht, würde er sich solch impertinentes Verhalten niemals bei seinesgleichen oder gar bei Ranghöheren erlauben.“
    â€žSehr schön auf den Punkt gebracht“, meinte Shute, beugte sich vor und legte den Brief neben eine kunstvoll geschnitzte Zigarrenkiste, die er einen Moment sehnsüchtig betrachtete. Doch nach einem kurzen Blick auf Nell lehnte er sich seufzend wieder zurück.
    â€žTun Sie sich keinen Zwang an“, sagte Nell und fügte hinzu, was sie jedem Gentleman zu versichern pflegte, der in ihrer Gegenwart galant auf sein Laster verzichten wollte: „Ich weiß den Geruch einer guten Zigarre durchaus zu schätzen.“
    â€žSind Sie sich dessen sicher?“
    â€žAber ja, gewiss doch.“
    Nachdem er Will eine Zigarre angeboten hatte, der indes dankend ablehnte, nahm Shute sich selbst eine und erhob sich von seinem Stuhl. Als er zu dem hohen, mit Brokatvorhängen drapierten Fenster hinüberging, war bei jedem seiner steifen Schritte das dumpfe Klopfen seines Holzbeines zu vernehmen. Nachdem er das Fenster so weit wie möglich hochgeschoben hatte, kappte er die Spitze seiner Zigarre mit einem goldenen Zigarrenschneider in Form einer kleinen Pistole, der an seiner Uhrkette hing.
    â€žAch herrje“, sagte Nell, als Shute sich ein Streichholz aus einer hübsch emaillierten Dose nahm, und ihr Blick auf seine rechte Hand fiel, an der er eine unansehnliche, verschorfte Schürfwunde hatte. „Was haben Sie denn mit Ihrer Hand gemacht, Inspektor?“
    Mit müdem Lächeln hielt Shute ihr beide Handflächen hin, damit sie sehen konnte, dass auch seine Linke derart mitgenommen war. „Leider stürze ich hin und wieder, was ich diesem Burschen hier zu verdanken habe.“ Er klopfte sich auf sein hölzernes Bein. „Ohne ihn komme ich zwar auch nicht zurecht, doch besonders anmutig und wendig macht er mich nicht gerade. Und Sie sollten mich erst mal im Winter sehen, wenn die Gehwege vereist sind! Von November bis März komme ich aus dem Stolpern gar nicht mehr heraus und bin über und über mit blauen Flecken und Schürfwunden übersät.“
    â€žWenn Sie mir die Bemerkung verzeihen, Inspektor“, sagte Will, „so sind Sie und Detective Cook doch ein recht ungleiches Paar. Wie kommt es, dass Sie so gute Freunde wurden?“
    â€žOh, wir haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick vermuten würde“, erwiderte

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