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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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behaupten.“
    â€žEntschuldigen Sie bitte die etwas indiskrete Bemerkung“, sagte Nell, „aber meines Wissens verfügen Sie über die Mittel, ein Leben in Muße zu führen, so Sie dies wünschten.“
    â€žMit anderen Worten, warum verdiene ich mir meinen Lebensunterhalt mit einer wie gesagt oft eintönigen Arbeit, anstatt nutzlos auf der faulen Haut zu liegen und mich meiner Privilegien zu erfreuen?“ Mit zwei ungelenken Schritten trat Shute an den Schreibtisch und drehte die Spitze seiner Zigarre im Aschenbecher. „Auf die Gefahr hin, nun höchst scheinheilig zu klingen, so ist es doch meine Überzeugung, dass ein Mensch, will er aufrechten Hauptes durchs Leben gehen, der Gesellschaft irgendwie von Nutzen sein sollte. Wenn Sie mich zu selbstgerecht finden, beschweren Sie sich bei Pater Nick, meinem werten Bruder. Er war es, der mir immer wieder eingebläut hat: ‚Versuche, in deinem Leben etwas zu bewirken, Ben.’ Das bekomme ich übrigens noch immer regelmäßig von ihm zu hören.“
    In dieser Hinsicht, dachte Nell bei sich, waren Ebenezer Shute und Colin Cook sich tatsächlich sehr ähnlich. Sie wusste sehr genau, dass Cook seiner Arbeit bei der Polizei mit fast schon missionarischem Eifer nachging, um Übeltäter ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Auge um Auge, Sie wissen schon, hatte er mal zu ihr gemeint. Es gefällt mir, auf der Seite des Guten zu stehen – und sehr gut auch zu wissen, dass ich mich dabei sogar auf die höchste Instanz berufen kann.
    Und wie sie nun wusste, hatte Cook sich auch zuvor schon in den Dienst der Gerechtigkeit gestellt – die Young-Ireland-Bewegung, der Versuch, die Grubenarbeiter zu organisieren … Beide Unterfangen waren indes zum Scheitern verurteilt gewesen. Auch die besten Absichten können der Versuchung durch ein bisschen Macht und Einfluss nicht standhalten.
    â€žInspektor“, sagte sie nun, „ich weiß, dass Sie Detective Cook erst nach dem Krieg kennengelernt haben und er zu diesem Zeitpunkt schon über zehn Jahre hier in Boston gelebt hatte, aber wissen Sie zufällig, wovon er gelebt hat, als er hierhergekommen ist? Nicht, als er aus Irland kam, sondern später, nach seiner Rückkehr aus Pennsylvania.“
    â€žNatürlich. Wenn er betrunken war – was mittlerweile ja nicht mehr vorkommt –, hat er sich lang und breit darüber ausgelassen. Er hat für Brian O’Donagh gearbeitet.“
    â€žIrgendwie kommt mir der Name bekannt vor …“, sinnierte Nell.
    â€žIm North End ist er eine ziemlich große Nummer“, meinte Shute. „Er und Colin sind auf demselben Schiff rübergekommen. In Irland hatten sie zusammen gekämpft und sind gemeinsam geflüchtet, um ihrer Verhaftung zu entgehen. Colin ist dann weitergezogen nach Pennsylvania, aber O’Donagh blieb in Boston und scharte ein paar gleichgesinnte Iren um sich. Im Laufe der Jahre ist aus dieser Gruppe eine sehr einflussreiche Organisation geworden. Sie nennen sich Bruderschaft der Söhne Irlands – Fraternal Order of the Sons of Eire, kurz F. O. S. E.“
    â€žDavon habe ich schon gehört“, meinte Nell. „Aber ist das nicht eher … nun ja, ist es nicht eher eine Bande recht zwielichtiger Gestalten?“
    â€žDurchaus, aber keine Verbrecherbande im gewöhnlichen Sinne, die mit Messern und Knüppeln bewaffnet durch die Straßen zieht. Die Söhne sind immer elegant gekleidet und fein zurechtgemacht. Geöltes Haar, seidene Krawatten. Man könnte sie für erfolgreiche Geschäftsmänner halten – was einige von ihnen übrigens auch sind.“
    â€žAber wann immer von ihnen gesprochen wird“, wandte Nell ein, „hört man dabei stets eine gewisse Furcht heraus.“
    â€žDas war nicht immer so“, sagte Shute. „Colin zufolge fanden die Söhne sich zusammen, um gegen die Diskriminierung der Bostoner Iren zu kämpfen, den Männern zu einer Arbeit zu verhelfen und den Frauen dazu, ihre Kinder satt zu bekommen. In den ersten Jahren haben sie auch genau das getan, doch zu der Zeit, als ich nach Boston zurückkehrte, sah die Sache schon ganz anders aus. Da schreckten sie auch vor Diebstahl und Gewalt nicht zurück, um ihre Ziele zu erreichen. Wenn man nicht ihrer Meinung war, konnte man sogar als Ire nicht mehr sicher vor ihnen sein – wer nicht ihr Freund war, wurde ihr Feind. Sie fingen

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