Eiskalt Wie Die Suende

dunkle Herz des Schwarzen Meeres.“
    â€žDes Schwarzen Meeres?“, wiederholte Nell verständnislos.
    â€žDiese Ecke des North End ist berüchtigt. Nirgendwo in der Stadt gedeihen Laster und Verbrechen so prächtig wie dort“, erklärte Will. „Das Viertel wird auch Schwarzes Meer genannt – oder gleich Morddistrikt.“
    Chloe nickte. „Skinner meinte, dass nur die Schlimmsten der Schlimmen das Nabby’s frequentieren, um zu trinken und zu spielen und wegen … leichter Mädchen wie Mary Molloy. Zu jeder Tages- und Nachtzeit werde dort ein- und ausgegangen, und man habe Colin mehr als einmal aus ihrem Zimmer kommen sehen. Was die Ereignisse am Dienstagabend angeht, so scheint man anzunehmen, dass Johnny Cassidy früher als erwartet nach Hause kam und Colin und Mary in … einer kompromittierenden Situation ertappte. Danach kam es zu einem heftigen Streit, wobei Colin Cassidy erschossen haben und schließlich mit Mary untergetaucht sein soll.“
    â€žMiss Sweeney hat schon recht, wenn Sie Skinners Motive dafür infrage stellt, Ihnen so etwas zu erzählen“, meinte Will. „Wahrscheinlich spielt seine tiefe Abneigung gegen Ihren Mann eine entscheidende Rolle dabei. Am besten, Sie vergessen die ganze Geschichte einfach wieder, bis wir uns diesen Laden selbst angesehen und einige der Gäste befragt haben. Dann wissen wir bestimmt schon mehr.“
    â€žUnd bis dahin“, sagte Nell, „betrachten Sie das Ganze einfach als eine niederträchtige Lüge.“
    â€žIch weiß Ihre Sorge um meine Befindlichkeit zu schätzen“, erwiderte Chloe. „Wirklich, ich schätze sie sehr. Aber die Wahrheit ist, dass es mir gar nicht so wichtig ist. Ich meine, natürlich würde es mir etwas ausmachen. Es tut weh, wenn ich nur daran denke. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch, und er ist mein Mann, und ich liebe ihn mehr als … als alles andere auf der Welt. Er ist mein Leben. Aber ich weiß, dass Colin für mich genau dasselbe empfindet. Ich spüre es tief in meinem Herzen.“ Sie legte sich die Hand auf die Brust. „Wenn … wenn es wahr sein sollte, so wäre das schrecklich und würde mich sehr unglücklich machen. Aber in gewisser Weise könnte ich es ihm nicht einmal verübeln.“
    â€žDas ist aber äußerst verständnisvoll von Ihnen“, bemerkte Will.
    â€žIch wäre keineswegs so verständnisvoll, wenn nicht …“ Chloe ließ beide Hände auf ihrem Bauch ruhen, und sie errötete. „Mein Arzt sagt, ich müsse sehr vorsichtig sein, wenn ich das Kind nicht wieder verlieren wolle und … das ist nicht leicht für Colin.“
    â€žIhr Arzt hat Ihnen geraten, auf ein eheliches Beisammensein zu verzichten?“, vergewisserte sich Nell.
    Chloe nickte und errötete noch tiefer. „Colin meinte zwar, das mache ihm nichts aus. Er liebt mich, und er liebt das Baby und wolle nur das Beste für uns beide. Aber er … er ist eben auch nur ein Mann und hat … die Bedürfnisse eines Mannes.“
    â€žUnd nun glauben Sie, dass er diesen Bedürfnissen bei Mary Molloy nachgegangen ist?“, fragte Will.
    â€žSollte dem so sein“, meinte Chloe zögerlich, „so … so hat es ja nichts mit mir zu tun und … mit seinen Gefühlen für mich. Es würde also wirklich nichts weiter bedeuten. Wie ich schon sagte – ich weiß, dass er mich liebt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er für sie dasselbe empfindet. Ich wünsche mir nur, dass Colin zurückkommt und man ihn nicht für einen Mord hängt, den er gar nicht begangen hat. Nur das ist jetzt von Bedeutung, nur das. Ich … ich könnte es niemals ertragen, ihn zu verlieren. Es würde mich umbringen.“
    Nell lehnte sich zurück und holte erst mal tief Luft.
    â€žMrs. Cook“, sagte Will, „trägt Ihr Mann eine Waffe bei sich?“
    â€žJa natürlich, seinen Revolver, einen Colt Police. Er hat ihn immer bei sich, wenn er im Dienst ist.“
    â€žSie wissen nicht zufällig, welches Kaliber?“
    â€žDoch, sechsunddreißig“, erwiderte Chloe. „Das weiß ich allerdings nur, weil Skinner es mir gesagt hat. Er meinte, das Geschoss, welches man gestern früh bei der Autopsie aus Johnny Cassidys Kopf entfernt hätte, habe ungefähr diese Größe.“
    â€žHat er auch erwähnt, welcher Art die