Eiskalt Wie Die Suende
Christ, vielleicht einer der besten. Er glaubt von ganzem Herzen daran, dass wir das Gute leben und stets danach handeln sollten.â
âIch weiÃâ, sagte Nell. âDeshalb bin ich auch so fest davon überzeugt, dass er diesen Mord nicht begangen haben kann.â
âWenn wir mehr über dieses Verbrechen wüsstenâ, meinte Will, âwäre es leichter für uns herauszufinden, was tatsächlich geschehen ist.â
âHatten Sie nicht gesagt, dass Constable Skinner Ihnen gestern einen Besuch abgestattet hat?â, fragte Nell.
Chloe stöhnte leise. âJa, um die Mittagszeit. Ich war ganz auÃer mir, weil ich nicht wusste, wo Colin sein könnte, ob ihm vielleicht etwas zugestoÃen wäre, und da taucht dieser schreckliche kleine Mann hier auf und sagt mir, dass Cassidy erschossen worden und Colin verschwunden sei. Er hat mich eine ganze Stunde lang verhört, und dann hat er noch die arme Maureen in der Küche abgefangen und sie sich auch gleich vorgenommen.â
âWaren Sie bei dem Verhör von Maureen dabei?â, wollte Nell wissen.
Chloe schüttelte den Kopf. âNein, er hat es mir untersagt. Ich könne Maureen in âunzulässiger Weise beeinflussenâ, wie er es ausdrückte. Sie war danach ganz verstört und konnte mir kaum in die Augen schauen. Gott weiÃ, was der ihr alles erzählt hat. Ich sagte ihr, dass es nicht stimme, dass Colin kein Mörder sei, aber überzeugt sah sie nicht gerade aus.â
âWas wollte Skinner von Ihnen wissen?â, fragte Will.
âEigentlich nur, wo Colin sich aufhält. Er hat mir nicht geglaubt, als ich ihm sagte, dass ich es nicht wisse. Immer weiter bohrte er mit seinen Fragen, wollte die Wahrheit hören. Er wurde ausfallend und beleidigend, machte eine abscheuliche Bemerkung über â¦â Sie legte sich die Hand auf den Bauch. âÃber irische Frauen, die zweimal im Jahr ⦠werfen.â
Will stieà eine leise Verwünschung aus.
âIch lieà mir nichts anmerken und hielt mich wackerâ, meinte Chloe tapfer. âDiesem kleinen Wicht wollte ich den Triumph nicht gönnen, vor ihm zusammenzubrechen. Aber leicht war es nicht. Zumal er mir dann noch ⦠er hat mir erzählt, dass auch eine Frau an jenem Abend verschwunden sei und dass Colin â¦â
âEine Frau?â, hakte Will nach. âWas für eine Frau?â
âAch herrje. Ich dachte, davon wüssten Sie.â Chloe lieà ihren Kopf in die Hände sinken. âEr ⦠er hat mir erzählt, dass Colin eine Gâ¦Geliebte im North End habe. Mary irgendwas ⦠Molloy. Mary Molloy.â
âDavon hat er mir aber nichts erzähltâ, sagte Nell. âEigentlich habe ich überhaupt nichts Näheres über die Tat von ihm erfahren.â
Nachdem sie tief Luft geholt hatte, meinte Chloe: âDiese Frau, sie ⦠sie lebt in einer Kellerwohnung, unten in Nabbyâs Inferno. Zusammen mit dem Mann, der erschossen worden ist. Verheiratet waren die beiden nicht. Skinner nannte sie seine Lebensgefährtin, und er sagte, dass Colin â¦â Sie schüttelte den Kopf, und wieder liefen ihr Tränen über die Wangen.
Will reichte ihr sein Taschentuch. âLassen Sie sich ruhig Zeit, Mrs. Cook.â
âEr ⦠er sagte, dass Colin sie seit Wochen schon besuche, abends, wenn dieser Cassidy nicht da war, und dass er ihr immer Geld gegeben hätte und doch jeder gewusst hätte, dass die beiden ⦠dass er â¦â Ihre Worte verloren sich in einem verzweifelten Schluchzen.
Fragend sah Nell zu Will hinüber, der schweigend den Kopf schüttelte.
Sie griff nach Chloes Hand und meinte: âNur weil Skinner so etwas behauptet, muss es längst nicht wahr sein. Er ist ein bösartiger, gemeiner Mensch, der alles Mögliche sagen würde, um anderen Schaden zuzufügen. Wahrscheinlich wollte er Sie nur gegen Ihren Mann aufbringen, damit Sie Skinner verraten, wo er steckt.â
Sichtlich um Fassung bemüht, sagte Chloe: âWenn man Skinners Worten glaubt, wisse die ganze North Street darüber Bescheid â das ist die StraÃe, in der Nabbyâs Inferno sich befindet, North Street Ecke Clark.â Chloe putzte sich ein letztes Mal die Nase und faltete das Taschentuch dann entschieden zusammen. âEr meinte, es sei der gröÃte und bekannteste Saloon im ganzen Viertel, und der verrufenste noch dazu. Das
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