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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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natürlich keiner groben Vergehen für schuldig befunden – genau genommen kamen seine vortrefflichen Eigenschaften während der Anhörungen wohl erst richtig zur Geltung. Deshalb hat ihn Major Jones auch gleich für das State Constabulary rekrutiert.“
    â€žWissen Sie irgendetwas von geheimen Aussagen, die Detective Cook gegenüber dem Ausschuss gemacht haben soll?“, fragte Nell. „Constable Skinner glaubt, dass er Beweise gegen seine ehemaligen Kollegen vorgebracht – ja, gar erfunden hätte.“
    â€žIch weiß, was Sie meinen. Ich kenne seine Aussage“, erwiderte Shute und führte die Zigarre an die Lippen. „Es ging dabei um die Umstrukturierung der städtischen Polizei. Man wollte einfach Cooks ehrliche Einschätzung darüber hören, was im Kriminaldezernat alles im Argen lag und wie es sich vielleicht beheben ließe.“
    â€žMit Skinner und seinen Leuten hatte es also nichts zu tun?“, fragte Will.
    Shute stieß ein freudloses Lachen aus. „Dazu brauchte es nicht Colin, diese Männer aus dem Dienst zu entfernen. Ihre Vergehen waren zahlreich und mannigfaltig – und gut dokumentiert. Wahrscheinlich konnte Skinner sich nur deshalb halten, weil er mal wieder ein paar Leute geschmiert hat. Oder ein paar frühere Gefälligkeiten eingefordert hat. Erpressung würde ich bei ihm auch nicht ausschließen.“
    â€žWen könnte er denn erpresst haben?“, wollte Nell wissen.
    â€žVielleicht einen Vorsitzenden des Ausschusses, jemand, der über seinen Verbleib im Polizeidienst entscheiden konnte. Als Detective erfährt man ja so allerhand, was Männer in verdienstvollen Positionen nicht so gern öffentlich ausgebreitet sehen wollen.“
    Eine Hand in der Rocktasche, lehnte Shute sich gegen die Wand und zog an seiner Zigarre. Durch eine dichte Rauchwolke fügte er hinzu: „Selbst die ehrenwertesten Herren haben doch ihre kleinen Geheimnisse, nicht wahr?“

7. KAPITEL
    â€žIst es nicht ein bisschen warm für einen Schal?“, fragte Will, während er Nell in die etwas muffig riechende Kutsche half. Vor seiner Abreise nach Shanghai hatte er seinen Phaeton und die Pferde verkauft, sodass sie nun mit einer Mietdroschke vorliebnehmen mussten. Zum Einsteigen hatte sie sich eine besonders dunkle Straßenecke ausgesucht, zwei Häuserblocks von der Colonnade Row entfernt, damit keiner der Nachbarn der Hewitts sie sehen konnte. „Zum Nabby’s Inferno“, instruierte er den Kutscher, als er neben Nell in den Wagen stieg. „North Street, Ecke Clark.“
    Nell zog das wollene Schultertuch mit den langen Fransen noch etwas enger um sich. „Vielleicht habe ich doch ein wenig übertrieben.“
    Will hatte vorgeschlagen, sie sollten sich beide so anziehen, dass sie unter den Anwohnern des North End nicht weiter auffielen. Nur so könnten sie wohl deren Vertrauen gewinnen und sie zur Zusammenarbeit bewegen. Wenn wir im Nabby’s wie vornehme Schnösel aufkreuzen, die sich das berüchtigte Treiben in den Slums mal bei Nacht ansehen wollen, dürften wir höchstens erfahren, wie schnell sie uns ausplündern und in hohem Bogen wieder hinauswerfen können.
    Die einzigen Frauen, die abends die Saloons im North End frequentierten, hatte Will gemeint, wären entweder jene, die ihre Gunst ganz offen für Geld feilboten oder aber solche, die sie einem gegen Unterkunft, Schutz und kleine Geschenke gewährten. So gesehen sei es wenig verwunderlich, dass sie ihre Reize recht frei zur Schau stellten – eine sittsam gekleidete Dame würde im Nabby’s also höchst suspekt wirken.
    Womit Will vermutlich recht haben dürfte. Das einzige Problem an der ganzen Sache war nur – abgesehen von Nells Abneigung dagegen, billig auszusehen –, dass sie eigentlich nur Kleider besaß, die für einen solchen Ausflug allesamt viel zu geschmackvoll waren. Als Gouvernante war es unerlässlich, dass sie einen wohlerzogenen und kultivierten Eindruck machte. In ihrer Not hatte sie schließlich in den Kleidern gestöbert, die von den Hausmädchen bei ihrer Abreise ans Cape zurückgelassen worden waren – ihre „zivilen“ Kleider, die sie an ihrem freien Tag trugen. Der Ertrag war jedoch dürftig gewesen. Das meiste hatten sie mitgenommen – natürlich, denn so viel besaßen sie gar nicht –, und etwas, das so richtig billig und

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