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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rausschmeißer nützlich. Keine leichte Aufgabe in diesem Laden.“
    â€žDas gibt ihm aber noch lange nicht das Recht, jemanden derart brutal zusammenzuschlagen.“
    â€žSo was gehört hier dazu“, sagte Will, „worüber der gute Mr. Boyle sich wohl im Klaren gewesen sein dürfte, bevor er sich so sehr danebenbenommen hat, dass man ihn sogar aus dem Nabby’s geschmissen hat. Aber glaubst du vielleicht, dass Finn Cassidy uns hier noch reingelassen hätte, wenn du ihn davon abgehalten hättest, seiner Pflicht nachzukommen?“
    â€žIch weiß, bloß …“ Nell schauderte, als sie sich an das grässliche Geräusch der brechenden Rippen erinnerte. Sie war wirklich nichts mehr gewohnt. Als sie noch selbst zu dieser Welt gehört hatte – auf Cape Cod zwar, doch der Unterschied war gering –, hatte sie ein weitaus dickeres Fell gehabt. Einerseits fand sie es beschämend, dass sie nun nicht mehr ertragen konnte, was sie früher recht einfach verkraftet hatte. Andererseits war ihre neue Empfindsamkeit unabdingbarer Bestandteil dessen, was sie in den Augen der Bostoner Elite zu einer Dame machte. Mittlerweile wurde sie von der guten Gesellschaft als ebenbürtig akzeptiert – nun ja, zumindest fast. Das war auf jeden Fall mehr, als sie jemals zuvor in ihrem Leben erreicht hatte.
    Will legte ihr seinen Arm um die Taille und flüsterte ihr zu: „Wir dürfen unser Ziel nicht aus den Augen verlieren, Cornelia. Wir sind hier, um etwas über das Verbrechen in Erfahrung zu bringen. Wir sind wegen Colin Cook hier, weil wir nicht wollen, dass er an den Galgen kommt. Alles andere ist zweitrangig.“
    Sie nickte tapfer, holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und sah sich um.
    Nabby’s Inferno befand sich in einem Gebäude, dessen Wände – zumindest im Erdgeschoss – größtenteils entfernt worden waren, sodass ein einziger großer Raum entstanden war, der sich auf verschiedene Ebenen erstreckte. Gleich am Eingang war eine lange Bar, an der sich Bier- und Whiskeyfässer stapelten. Sie lieferten den Nachschub für die Gäste, die an einem Sammelsurium kleiner Tische davor saßen – oder bereits betrunken auf dem Tisch zusammengesackt waren. Ein Kaleidoskop rauchverhangener Spiegel, Fotografien, Aktgemälde, derber Stiche und längst vergilbter Zeitungsausschnitte schmückte die Wände. Über allem hing ein dichter Dunst aus saurem Schweiß, ausgedünstetem Alkohol und billigem Tabak, der Nell bei jedem Atemzug Übelkeit verursachte.
    Im hinteren Teil des Etablissements fanden sich ein Tanzboden und eine Bühne, auf der ein Mann mit pechschwarzem Haar und einem zerschlissenen Frack an ein Klavier gelehnt stand, mit schmachtender Stimme „The Man On The Flying Trapeze“ zum Besten gab und sich nebenbei immer wieder einen Schluck Whiskey genehmigte. Ein paar Matrosen tanzten mit einigen der Mädchen, die Nell auf den Fotografien im Fenster angepriesen gesehen hatte, derweil andere Gäste – eine bunte Mischung aus allen Schichten der Bostoner Gesellschaft –, müßig umherschlenderten, der Musik lauschten oder angeregt miteinander plauderten. Am Rand der Bühne saßen drei Frauen, grell geschminkte Cancan-Tänzerinnen mit gerüschten Röcken, teilten sich eine Zigarette und ließen die schwarzbestrumpften Beine baumeln.
    Will wandte sich an ein strohblondes Mädchen, das mit zwei Krügen Bier vorbeilief, und fragte sie, an wen sie sich wenden könnten, wenn sie ein Zimmer mieten wollten. „Da kümmert Riley sich drum“, sagte sie und nickte zu dem Barkeeper hinüber, einem stämmigen Mann mit wallendem grauem Bart.
    â€žWir sind hier kein Logierhaus“, beschied Riley ihnen indes und wischte dabei ein Glas mit einem schmuddeligen Lappen aus. Dann stellte er es zu den „sauberen“ Gläsern und fügte hinzu: „Wie komm’n Sie denn drauf, dass wir Zimmer vermieten?“
    â€žAlso, ich habe mir sagen lassen, dass hier gerade eine Kellerwohnung frei geworden wäre“, sagte Will. „Der Typ, der da vorher gewohnt hat, soll den Löffel abgegeben haben, heißt es.“
    â€žSo, so. Und Sie wollen da nur wohnen, oder haben Sie noch was anderes im Sinn?“
    â€žWenn wir da nur wohnen wollten“, erwiderte Will mit einem spöttischen Lächeln, „könnten wir es woanders wahrscheinlich ruhiger haben

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