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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollte.“
    â€žJa, ich weiß, ich weiß.“
    â€žIn anderer Hinsicht war sie ja sehr offen und entgegenkommend – nur dann nicht mehr, als ich sie unumwunden fragte, ob sie glaube, dass ihr Mann Johnny Cassidy umgebracht haben könnte. Ich will damit nur sagen, eigentlich finde ich sie sehr nett, aber so ein bisschen wundert mich das schon alles.“
    â€žIch komme dennoch nicht umhin, Mitleid mit ihr zu haben, weil Skinner ihr so niederträchtig zugesetzt hat – und das in ihrem Zustand. Er hätte ihr das alles gar nicht zu erzählen brauchen, das über ihren Mann und Mary Molloy.“
    â€žMeinst du denn, dass es stimmt?“, fragte Will.
    â€žIch weiß es nicht. Wirklich nicht. Einerseits hat er immer so liebevoll von ihr gesprochen, aber andererseits … wie sie schon sagte, er ist eben nun mal ein Mann, und Männer …“
    â€žUnd Männer …?“ Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, dieser Schuft.
    Nell bedachte ihn mit einem finsteren Blick. „Haben Bedürfnisse.“
    â€žAch ja, natürlich, unsere niederen, lüsternen Bedürfnisse. Ich habe indes festgestellt, dass ein Mann, der seine Frau wirklich liebt und reif genug ist, um zu wissen, dass man nicht immer alles haben kann, was man sich so dringlich wünscht, ihr allen Widrigkeiten zum Trotz treu bleiben kann. Selbst wenn es bedeutet, dass er auf die Freuden des Ehebettes mal ein paar Monate verzichten muss. Oder auch länger.“
    â€žDennoch“, beharrte Nell. „Es ist schließlich bekannt, dass Männer immer mal wieder auf Abwege geraten – selbst so herzensgute Männer wie Detective Cook. Und wenn wir davon ausgehen, dass er nichts mit Mary Molloy hatte, könnten wir etwas Wichtiges übersehen, das uns vielleicht helfen könnte, den wahren Tathergang zu erschließen. Wir sollten es also nicht von vornherein ausschließen.“
    â€žWie diplomatisch du dich meiner Meinung angeschlossen hast“, meinte Will und deutete ein feines Lächeln an. „Mein autoritäres Insistieren war also doch nicht vergebens.“ Indem er gegen das Dach der Droscke klopfte, bedeutete er dem Kutscher, den Wagen anzuhalten.
    â€žDas Nabby’s liegt einen Block weiter die Straße runter“, sagte er, als er Nell beim Aussteigen behilflich war und dann den Fahrer bezahlte. „Es dürfte wahrscheinlich besser sein, wenn die Leute, mit denen wir es gleich zu tun haben werden, uns nicht aus einer Droschke steigen sehen. Lieber nicht zu vornehm daherkommen, was?“
    Er nahm sie beim Arm und geleitete sie die North Street hinab, eine verwinkelte Gasse mit Kopfsteinpflaster, an der sich zu beiden Seiten Läden und Wohnhäuser reihten, von denen ein jedes armseliger und heruntergekommener war als das vorherige. Ganze Horden von Männern kamen die Straße entlangstolziert, brachen immer wieder in derbes Gelächter aus, tranken aus Flaschen und rauchten Zigaretten. Mitleiderregende Huren standen unter den Laternen beisammen und fächelten sich Luft in die schweißglänzenden, grell geschminkten Gesichter. Die warme Nachtluft wehte das Aroma von verrottetem Obst, Abwässern und saurem Bier durch die Gasse, und über allem lag der muffig feuchte Geruch des Bostoner Hafens, der wenig weiter gen Osten lag.
    â€žDa wären wir“, sagte Will, als sie bei einem verfallenen Backsteinbau angelangt waren, dessen bleigefasste Fenster gelb-orange in der Dunkelheit leuchteten. Vor dem Haus standen Männer und Frauen zusammen, lachten und kokettierten miteinander, rauchten und tranken. Von drinnen drang gedämpftes, sehr lebhaftes Klavierspiel hinaus.
    â€žWarst du schon mal hier?“, wollte Nell von Will wissen.
    â€žEin paar Mal, allerdings ist das schon etliche Jahre her, und auch nur, um was zu trinken, nicht zum Kartenspielen.“ Er senkte die Stimme, um nicht von den Umstehenden gehört zu werden. „Sogar damals war ich schon schlau genug, hier nicht einen Cent zu setzen. Alles abgekartet hier. Kaum dass man einen Fuß über die Schwelle gesetzt hat, wird man auch schon ausgenommen. Kommt ein Mann allein, wird er sogleich von einem der Mädchen um einen Tanz gebeten – für den er natürlich zu bezahlen hat. Danach hat das Mädchen furchtbaren Durst und möchte etwas trinken, und obwohl sich in dem Drink nicht einen Tropfen Alkohol findet, knöpft man dem armen Burschen

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