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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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erkannte ihn an den tief liegenden kleinen Augen und den verwegenen Wangenknochen sofort wieder.
    â€žFür Sie ’nen Quarter“, sagte er zu Will und verriet seine irische Herkunft nur durch einen schwach herauszuhörenden Akzent. „Die Dame kommt umsonst rein.“
    â€žSie sind doch Finn Cassidy, oder?“, fragte ihn Will in einer ganz passablen Version des von der Bostoner Arbeiterklasse gepflegten Tonfalls. Du kannst nicht erwarten, dass sie dich in einer irischen Spelunke mit offenen Armen empfangen, hatte er vorhin in der Droschke zu ihr gesagt, wenn du klingst wie ein englischer Landadeliger. Er kramte in seiner Hosentasche nach den fünfundzwanzig Cent. „Tut mir leid, das mit Ihrem Bruder.“
    â€žKannten Sie ihn?“, fragte Finn.
    â€žNein, aber ich …“
    â€žNein, du bleibst draußen, Boyle“, knurrte Finn, weil sich ein schmuddeliger Koloss von einem Mann mit einer gewaltigen Alkoholfahne an Nell und Will vorbeidrängen wollte. Mit Wendigkeit, die angesichts seiner Körpermasse beachtlich war, stürzte Finn sich auf den Mann und packte ihn bei den Hosenträgern.
    â€žBin doch noch ganz nüchtern“, nuschelte Boyle und versuchte sich von Finn loszureißen, derweil dieser ihn von der Tür wegzerrte und auf die Gasse hinausstieß. „Und ich hab ihr doch gar nix getan, also nich’ so, dass sie morgen noch was davon merken würde. Ich mach’s auch nicht wieder, versprochen.“
    â€žHeute Abend machst du eh nichts mehr.“ Finn versetzte dem Eindringling einen kräftigen Schubs, sodass der rückwärts gegen einen Laternenpfahl taumelte. Die Menge, die vor dem Haus herumlungerte, brüllte vor Lachen.
    â€žDu kennst die Spielregeln, Boyle“, rief Finn ihm nach. „Wenn ich dich einmal rausgeschmissen habe, bleibst du für den Rest des Abends draußen. Komm morgen wieder, und wenn du den Mädels dann keine Scherereien machst, kannste vielleicht bleiben.“
    â€žOch, Finn, sei ein guter Junge“, bettelte Boyle und kam zur Tür zurückgeschwankt, wobei er sich mit übertriebenem Eifer die Jacke glatt strich. „Lass mich wieder rein, nur noch einmal, und ich schwör dir aufs Grab meiner Mutter …“
    Der Rest ging in einem Grunzen unter, als Finn ihn beim Kragen packte und ihm die rechte Faust in die Magengrube hieb, worauf Boyle sich unter Schmerzen krümmte. Das Publikum, ganz angetan von dieser spontanen Vorstellung, johlte und jubelte. Ein weiterer Fausthieb, diesmal an den Kopf, ließ Boyle stöhnend in sich zusammensinken. Mit blutender Nase ging er zu Boden.
    Unwillkürlich wollte Nell ihm zu Hilfe eilen und Finn von weiteren Schlägen abhalten, der nun mit bestiefeltem Fuß auf Boyles Leibesmitte zielte, doch Will hielt sie zurück. Er zog sie ein wenig beiseite. „Keine gute Idee“, sagte er leise, aber sie spürte seine Anspannung und wusste, dass er selbst bereit wäre, wenn nötig einzuschreiten.
    Der Tritt traf mit dumpfem Schlag in Boyles Magen, gefolgt von einem schmerzerfüllten Schrei.
    â€žVon dir will ich nichts mehr hören, verstanden?“ Finn wandte sich zum Gehen.
    â€žOooh … Himmel Herrgo-hooottt, oooh …“, jammerte Boyle und hielt sich keuchend den Bauch.
    Sogleich drehte Finn sich auf dem Absatz um und verpasste ihm noch einen krachenden Tritt in die Rippen, setzte seinen Fuß dann auf Boyles Hals, bis der japsend nach Luft schnappte und wild um sich schlug. Seelenruhig beugte Finn sich über ihn. „Was hab ich dir gesagt? Nix hören will ich von dir. Also halt endlich dein Maul, kapiert?“
    Ein gurgelnder Laut entrang sich Boyles Kehle, als er mit hervortretenden Augen zu seinem Peiniger hinaufstarrte.
    â€žKapiert?“, wiederholte Finn und drückte mit seinem Fuß fester zu.
    Boyle nickte heftig.
    Finn ließ ihn noch einen Augenblick zappeln und betrachtete sein Opfer mit unverhohlener Verachtung, bevor er sich abwandte. „Schafft ihn mir aus den Augen“, sagte er zu niemand bestimmtem, doch sogleich eilten einige Männer herbei und taten wie geheißen. Finn trat derweil wieder vor Will und streckte seine breite, narbige Handfläche aus. „Ein Quarter.“
    Will bezahlte, stopfte seine Kappe in die Jackentasche und führte Nell in den Saloon. „So, so“, meinte er. „Finn boxt also nicht nur, sondern macht sich auch als

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