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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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dürftig erleuchteten Dunkel des Kohlenkellers wie geisterhaft flatternde Flügel aussahen.
    â€žHast du irgendeine Idee, wer das gemacht haben könnte?“, fragte Nell den Jungen.
    â€žAlso, ich war’s nicht.“
    â€žDas habe ich ja auch gar nicht gesagt“, beschwichtigte sie ihn.
    â€žDas war schon da, als ich im Nabby’s angefangen habe“, sagte Denny.
    â€žIch dachte, du hättest nichts davon gewusst“, meinte Will.
    â€žIch … Wir sollen da nicht drüber reden. Wir tun einfach alle so, als ob’s nicht da wär. Als ich Johnny mal deswegen gefragt habe, hat er mir eins auf den Kopf gegeben und meinte, das würd’ mich einen feuchten Dreck angehen, und ich sollte gefälligst sofort wieder vergessen, was ich da geseht habe. Gesehen habe.“
    Nachdem er Denny die Laterne wiedergegeben hatte, sprang Will von der Kohlenkiste herunter und zog sein Taschentuch hervor, um sich den feinen schwarzen Staub von den Händen zu wischen.
    â€žIch würde auch gerne mal gucken“, sagte Nell, reichte Will ihren Schal und raffte ihre Röcke zusammen.
    â€žWarte, pass auf“, meinte Will, warf sich ihren Schal über die Schulter und griff nach ihrer Hand, als sie auf die Seitenwände der Kiste stieg. Als Nell sich vorbeugte, um durch das Loch zu spähen, legte er seine Hände schützend um sie, damit sie nicht fiele. So eng hatte sie ihr Mieder geschnürt, dass er ihre Taille fast ganz umfassen konnte.
    Weil sie in ihren modischen Stiefelchen mit den zierlich geschwungenen Absätzen noch immer keinen allzu guten Halt auf dem schmalen Rand der Kiste hatte, stützte auch sie sich mit den Händen an der Wand ab – oder vielmehr nur mit den Fingerspitzen, denn sie wollte ihre geborgten Spitzenhandschuhe nicht schmutzig machen. Sie kniff ein Auge zu und spähte durch das Loch in die von flackerndem Kerzenschein spärlich erhellte Wohnung, auf die sie von hier oben einen ganz hervorragenden Blick hatte. Zumindest das Bett war bestens zu sehen. Sie fragte sich, ob das Paar, das es zuletzt so in Unordnung gebracht hatte, heimlich dabei beobachtet worden war, wie es sich dort vergnügte.
    Ob es wohl Mary und Johnny gewesen waren, oder Mary mit einem Kunden? Ob Johnny hier gestanden und sie beobachtet hatte, oder zahlten andere Männer dafür, heimlich zugucken zu dürfen? Wusste Mary, dass sie beobachtet wurde, oder hatte Johnny dieses pikante Detail vor ihr geheim gehalten? Nell versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, unwissentlich dabei beobachtet zu werden, wie sie das Bett mit einem Mann teilte. Der Gedanke erfüllte sie um Marys willen mit Zorn und Empörung.
    â€žIch will lieber gar nicht wissen, warum dieses Loch überhaupt in der Wand ist.“ Nell sah zu Will hinunter, dessen Blick auf ihr Dekolleté gerichtet war, welches sich praktisch direkt auf seiner Augenhöhe befand. Da sie sich zudem vorgebeugt hatte, um durch das Loch spähen zu können, dürfte auch er so einiges zu sehen bekommen haben.
    Auf ihre Bemerkung hin schaute er zu ihr auf und dann rasch beiseite. Sein Unbehagen stand ihm ins Gesicht geschrieben, fast schmerzlich berührt war seine Miene. Nells Verlegenheit wich der Belustigung darüber, dass der weltgewandte, unerschrockene William Hewitt sich nicht nur wie ein „gaffender Tölpel“ aufführte, sondern höchst peinlich berührt schien, dabei ertappt worden zu sein.
    Eine Hand an die Wand gestützt, hob Nell ihre Röcke ein wenig an, um von der Kiste herunterzusteigen.
    â€žSei vorsichtig.“ Seine Hände noch immer um ihre Taille gelegt, hob Will sie mit solcher Leichtigkeit hoch, als wäre sie aus Papiermaschee gemacht. Sanft setzte er sie auf dem Boden ab. Fast war ihr, als würden seine Hände sie liebkosen, bevor er sie von ihr nahm.
    â€žIst diese Tür immer verschlossen?“, fragte Will Denny.
    â€žJetzt schon. Wenn man hier reinwill, muss man sich den Schlüssel von Mutter holen – sogar Riley kommt nicht anders rein.“
    â€žJetzt?“, wiederholte Will fragend. „Früher war sie also nicht verschlossen?“
    â€žÃ„hm, nein. Erst seit einem Jahr oder so. Vorher war nich’ mal ein Schloss dran.“
    â€žUnd weshalb hat Mutter Nabby dann beschlossen, sie fortan immer zu verschließen?“, wollte Will wissen. „Ist geklaut worden?“
    â€žKeine Ahnung. Wahrscheinlich.

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