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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sache genauer ansehen ging.
    â€žDa oben ist ein Loch.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und tastete mit der Hand nach der kleinen Öffnung, die kaum größer war als ein Männerdaumen breit. Inmitten der schwarzen Schimmelflecken nahe der Decke fiel es überhaupt nicht weiter auf – hätte Denny nicht die Laterne mit hinüber in den Kohlenkeller genommen, würde Nell es wohl gar nicht bemerkt haben.
    Will trat hinter sie und meinte: „Eigentlich nicht überraschend, dass in diesen Wänden ein Loch ist. Holz und Mauerwerk dürften durch und durch verrottet sein.“
    â€žDas sieht mir aber nicht so aus, als wäre da zufällig ein Stück aus der Wand gebrochen“, wandte sie ein und trat einen Schritt zurück, damit er sehen konnte, was sie meinte. „Der Putz drum herum sieht ja eigentlich noch ganz gut aus, und schau dir mal an, wie es geformt ist – fast ein perfekter Kreis, mit ganz sauberen Rändern. So was fällt nicht einfach aus der Wand.“
    â€žMmmh, ja. Sieht aus, als hätte jemand das absichtlich gebohrt“, fand nun auch Will.
    â€žMeinst du, es könnte ein … ein Guckloch sein?“
    â€žDann sehen wir es uns am besten mal von der anderen Seite aus an.“

9. KAPITEL
    Im Kohlenkeller, der ungefähr halb so groß war wie die angrenzende Wohnung, bröckelte ebenfalls hier und da der Putz von den Wänden, soweit man das unter dem Kohlenstaub vieler Jahre erkennen konnte. In der hinteren linken Ecke, direkt unter der Luke, war aus unbehandeltem Holz eine einfache Kohlenkiste gezimmert worden. In diesem an drei Seiten geschlossenen und nach vorne hin offenen Behältnis lagerte noch ein kleiner Haufen Kohlen, die wahrscheinlich vom letzten Winter übrig geblieben waren und im flackernden Schein von Dennys Laterne dunkel glitzerten.
    An der Wand lehnten eine Kohlenschaufel und ein Besen, dem gut die Hälfte seiner Borsten fehlte, und auf dem Boden lag allerlei von fettig schwarzem Staub überzogener Unrat: geborstene Holzreste und Tonscherben, eine Fadenrolle, einige zusammengeknüllte Taschentücher, ein nicht mehr näher zu bestimmendes Stück spitzenbesetzter Damenunterwäsche, alte Zeitungen und Magazine, ein zerrissener Jutesack sowie eine leere Flasche von McMunn’s Elixier. Außerdem meinte Nell etwas erkennen zu können, das wie eine längliche Röhre aus Gummi aussah, und von dem sie vermutete, dass es wohl ein Pariser sein würde, wenngleich sie noch nie einen gesehen hatte. Fasziniert und angewidert zugleich versuchte sie, nicht allzu offensichtlich daraufzustarren, damit Will sie nicht später wieder damit aufziehen würde, war ihm doch fast alles recht, sie zum Erröten zu bringen.
    An der Wand auf der rechten Seite waren etliche Holzkisten, Fässer und Säcke gestapelt, die Denny gerade im Licht seiner hoch erhobenen Laterne durchsah.
    â€žAha!“ Er hievte einen Krug aus Steingut, auf dem JOHN JAMESON DUBLIN WHISKEY gedruckt stand, aus einer mit Sägespänen aufgefüllten Kiste. „Was machen Sie denn da?“, fragte er, als Will auf die niedrigen Trennwände der Kohlenkiste kletterte. Wegen seines versehrten Beines machte er dabei nicht gerade eine anmutige Figur.
    Ohne etwas darauf zu erwidern, beugte Will sich vor, stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab und spähte durch das Loch, das inmitten des rußschwarzen Kohlenstaubes kaum zu erkennen war.
    â€žWir haben in der Wand zwischen dem Kohlenkeller und der Wohnung ein Loch entdeckt“, sagte Nell zu dem Jungen.
    â€žVon hier oben kriegt man ja gut was zu sehen“, meinte Will mit seinem Bostoner Akzent. „Das Loch hat einen nach unten geneigten Winkel, weshalb man einen weiten Blick in die Wohnung hat.“
    â€žWusstest du von diesem Loch?“, wollte Nell von Denny wissen.
    Einen Moment schien er sprachlos. „Ähm … nein. Nein, ich …“ Er schüttelte den Kopf.
    â€žEin Guckloch“, stellte Will fest. „Jemand muss es gebohrt haben, um heimlich in die Wohnung gucken zu können. Denny, gib mir mal eben die Laterne.“
    Vorsichtig balancierte Will auf dem Rand der Kohlenkiste, als er Denny die Laterne abnahm und sie näher an die Wand hielt. Um das Loch herum war der Kohlenstaub verschmiert, teilweise ganz abgerieben. Zu beiden Seiten des Gucklochs hatten Dutzende von Händen ihre Spuren hinterlassen, die nun im

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