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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hewitts bereits seit den frühen Morgenstunden ein heilloses Durcheinander. Immerhin waren zwanzig Dienstboten mithilfe einer ganzen Horde zusätzlich angeheuerter Fuhrmänner damit beschäftigt, einen Großteil des Haushalts zu der langen Reihe von Fuhrwerken und Pferdekarren zu befördern, die hinten im Hof und längs des Gehsteigs bereitstanden.
    â€žDie Hewitts verbringen den Juli und August zumeist in Falconwood, dem Sommerhaus der Familie auf Cape Cod“, erklärte Nell das chaotische Treiben. „Wir wollen heute Vormittag abreisen.“
    â€ž Wir? Etwa auch die Dienstboten?“, fragte er süffisant.
    Natürlich entging Nell keineswegs, dass Skinner sie eben mit den Hausmädchen und den Lakaien auf eine Stufe gestellt hatte. Und dabei war es so, dass sie sich dank ihrer Stellung als Gouvernante in einer sozial eher unbestimmten Grauzone zwischen den einfachen Dienstboten und der Familie befand – eine kleine, feine Unterscheidung, die gewiss auch dem Constable bekannt sein dürfte, die er aber geflissentlich ignorierte.
    â€žDie gesamte Dienerschaft wird mit der Familie reisen“, erwiderte sie. „Das Haus wird erst wieder Ende August bezogen.“
    Skinner sah sich in übertriebener Manier um. „Dieses große, schicke Haus wird einfach so leer stehen? Ganze sechs Wochen lang, oder sogar acht? Haben die Hewitts denn keine Angst, dass eingebrochen wird und Diebe sich mit all dem teuren Kram davonmachen?“ Er zog an einem der Laken und enthüllte Violas geschätzte Vase aus Limosiner Emaille, die auf dem Flügel stand.
    â€žVor ein paar Jahren ist das tatsächlich passiert“, sagte Nell. „Danach hat Mr. Hewitt jedoch neue Schlösser an den Türen anbringen lassen.“
    â€žWenn man was davon versteht, bekommt man jedes Schloss auf“, beschied Skinner. Bei seinen Worten musste Nell daran denken, wie Will einst Virgil Hines’ Briefpult im Handumdrehen mit einer von Nells Haarnadeln geöffnet hatte. „Sie haben recht viele verwerfliche Talente“, hatte sie damals zu ihm gemeint.
    â€žJede Wette, dass ich jedes Schloss in diesem Haus in weniger als einer Minute geknackt hätte“, brüstete sich der Constable.
    â€žDaran hege ich nicht den geringsten Zweifel“, sagte Nell, wusste sie doch, dass Einbrüche mit zu den zahlreichen Gesetzesverstößen gehörten, der die vom Dienst enthobenen Polizisten für schuldig befunden worden waren – dazu kamen zudem Nötigung und Vergewaltigungen, Bestechlichkeit und Bestechungen, Erpressung und Auftragsmord sowie die unverhältnismäßige und ungerechtfertigte Züchtigung von Iren und Negern. „Sind Sie eigentlich nur gekommen, um ein wenig mit mir zu plaudern, Constable, oder dient Ihr Besuch einem bestimmten Zweck?“
    Skinner schlenderte zu dem Konsolentisch bei der Tür hinüber, wobei er wie beiläufig ein Paar venezianischer Lampen enthüllte, die sehr alt, wertvoll und zerbrechlich waren. „Im North End gab es einen Mord. Johnny Cassidy, ein kleiner Ganove aus dem Viertel, hat gestern Abend in einem Saloon namens Nabby’s Inferno eine Kugel in den Schädel gejagt bekommen.“
    Er hob eine der Lampen hoch, drehte und wendete sie, um zu schauen, wie das feine blaue Glas im Sonnenlicht aufleuchtete, das durch die weit geöffneten Fenster hereinfiel.
    Vorsichtshalber nahm Nell ihm die Lampe aus der Hand, stellte sie zurück auf den Tisch und verhüllte sie wieder mit dem Laken. „Was im North End vor sich geht, interessiert mich herzlich wenig, Constable.“ Mal abgesehen von der Tatsache, dass Zehntausende Iren in dem Hafenviertel lebten, dicht zusammengepfercht in schändlich heruntergekommenen Häusern.
    So meinte Skinner denn auch mit einem belustigten Schnauben: „Ja, klar, interessiert Sie nicht. Sie sind ja jetzt auch was Besseres und sich mittlerweile wohl zu schade für das Rattennest, was? Nur ist mir ganz zufällig zu Ohren gekommen, dass Sie in den letzten Jahren nicht ein einziges Mal die Sonntagsmesse in St. Stephen versäumt haben. Sie wissen schon, die Kirche an der Hanover Street.“
    Zutiefst erschrocken, doch ebenso bemüht, sich nichts davon anmerken zu lassen, meinte Nell: „Haben Sie mir etwa hinterherspioniert, Constable?“
    Skinner spähte unter eines der Laken, das über einen der beiden fast zwei Meter hohen Obelisken drapiert war,

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